„Eröffnung auf Knopfdruck unmöglich“ Freibäder in NRW fürchten wegen Corona-Krise um Saison

Düsseldorf · Die nordrhein-westfälischen Badbetreiber bangen wegen der Corona-Pandemie um die diesjährige Freibad-Saison. Die Deutsche Bädergesellschaft fordert einen klaren Fahrplan von der Politik.

 Ein leeres Freibad (Symbolbild).

Ein leeres Freibad (Symbolbild).

Foto: dpa/Rolf Vennenbernd

Sonnenschein und Temperaturen von bis zu 25 Grad: Diese Woche machte den Menschen in Nordrhein-Westfalen Vorfreude auf den Sommer. In Freibädern herrscht wegen der Corona-Krise allerdings Ungewissheit: „In den Badbetrieben derzeit laufen die Vorbereitungen für eine noch unsichere Freibadesaison 2020“, sagt Christian Ochsenbauer, Geschäftsführer der Deutschen Gesellschaft für das Badewesen (DGfdB). „Ob die Freibäder im Sommer geöffnet sein werden, hängt von den bevorstehenden politischen Entscheidungen ab.“

Die Badbetreiber in NRW beschäftigten sich demnach derzeit mit drei Szenarien: „Eine Wiedereröffnung der Bäder nach dem 20. April wird von den meisten als sehr unwahrscheinlich eingeschätzt“, sagt Ochsenbauer. Als weitere Möglichkeiten gelten eine verspätete Freibad-Saison ab dem 1. Juni und ein völliger Ausfall.

Bei einer späteren Eröffnung der Saison oder gar einem Ausfall fehlen den Bädern hohe Einnahmen. „Kommunale Bäder bekommen die finanziellen Folgen sofort spüren“, sagt Ingbert Liebing, Hauptgeschäftsführer des Verbands kommunaler Unternehmen. Bäder seien dadurch zum Teil in ihrer Existenz bedroht. Nach Angaben der DGfdB werden die Einnahmeverluste jedoch durch Einsparungen, etwa bei den sonst eingestellten Saisonkräften, abgeschwächt. „Freibäder sind Zuschussbetriebe mit einem Kostendeckungsgrad von durchschnittlich 30 bis 40 Prozent“, erklärt Ochsenbauer. „Die Einnahmeausfälle halten sich in etwa mit den Kostenersparnissen bei Personal und Energie die Waage.“ Bei guter Steuerung könne sogar mit Einsparungen gerechnet werden.

Bereits seit Mitte März sind die Schwimmbäder in Nordrhein-Westfalen gemäß der Verordnung des Landes geschlossen. In den Bäderbetrieben wurde daher teilweise Kurzarbeit vereinbart. Das Personal werde in manchen Städten etwa bei den Ordnungsbehörden oder den Stadtwerken eingesetzt. Das verbliebene Personal führt demnach Grundreinigungs- und Reparaturarbeiten aus, jährlich notwendige Revisionsarbeiten würden vorgezogen. Im Waldbad in Hilden wurden die Auswinterungsarbeiten ausgesetzt. Für wie lange, ist derzeit noch völlig unklar. Die Verantwortlichen im Heidebad und Freibad Ittertal in Solingen machen die Bäder trotz Corona fit, auch das Freibad Dingden in Wesel wurde für den Sommer gereinigt.

In einem Schreiben an Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) fordert die DGfdB Klarheit für die Zukunft. Die Bäder sollten „geordnet und zu einem abgestimmten und für alle Betreiber verbindlichen Zeitpunkt wieder der Bevölkerung zur Verfügung gestellt werden“, heißt es. „Wir haben die Politik dafür sensibilisiert, dass die Bäder nicht einfach auf Knopfdruck von einem Tag auf den anderen eröffnet werden können“, sagt Ochsenbauer. Öffentliche Schwimmbäder bräuchten einige Wochen Vorlauf: Das Hochfahren der technischen Anlagen und die Sicherstellung der Hygiene von Badewasser und Trinkwasser benötigten bis zu zwei Wochen. Die Rekrutierung von neuem Personal könne zusätzliche Zeit in Anspruch nehmen. Derzeit halte ein Großteil der Betreiber ihre Schwimmbäder im „Standby-Betrieb“. Dadurch reduziere sich die benötigte Vorlaufzeit auf bis zu eine Woche.

„Wir wünschen uns von der Politik, bei den anstehenden Entscheidungen zu berücksichtigen, dass die Bäder als Gesundheits- und Sporteinrichtungen für die Bevölkerung sehr wichtig sind“, sagt Ochsenbauer. „Schwimmbäder spielen schon immer eine wichtige Rolle für Sport, Gesundheit, Freizeit und den gesellschaftlichen Zusammenhalt.“

Außerdem gehörten öffentliche Bäder „unzweifelhaft zu den saubersten Sportstätten“, heißt es in einem Bericht der DGfdB. Es gelten strenge Hygieneregeln, und das Chlor im Wasser verhindere eine Ansteckung. Zudem würden die Schwimmbäder regelmäßig mechanisch gereinigt und desinfiziert. „Damit besteht in Schwimmbädern kein größeres Ansteckungsrisiko als in anderen Einrichtungen.“

Die Deutsche Gesellschaft für das Badewesen hat dennoch bereits einen Plan entwickelt, der es ermöglichen soll, die Bäder auch während einer abflauenden Pandemie zu betreiben. Dafür könnten unter anderem die Besucherzahl verringert und die Personenanzahl in Duschen und Sanitäranlagen beschränkt werden.

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