Vorsichtiger Optimismus Spahn sieht positiven Trend - RKI-Präsident Wieler warnt vor Corona-Mutationen

Berlin · Bundesgesundheitsminister Jens Spahn setzt auf weitere Fortschritte bei den schleppend angelaufenen Corona-Impfungen in Deutschland. Zwar sinken die Zahlen, trotzdem sagt Spahn: "Das reicht noch nicht."

 Jens Spahn (CDU), Bundesminister für Gesundheit, und RKI-Präsident Lothar Wieler waren am Freitag zu Gast in der Bundespressekonferenz.

Jens Spahn (CDU), Bundesminister für Gesundheit, und RKI-Präsident Lothar Wieler waren am Freitag zu Gast in der Bundespressekonferenz.

Foto: dpa/Kay Nietfeld

Bundesgesundheitsminister Jens Spahn und das Robert-Koch-Institut (RKI) warnen ungeachtet des Rückgangs von Corona-Fallzahlen vor Virus-Mutationen und verlangen weiter Disziplin. "Wir verzeichnen gerade einen positiven Trend", sagte Spahn am Freitag in Berlin. "Das reicht noch nicht. Es ist aber erst mal ermutigend." Es zeige, dass die harten Einschränkungen einen Unterschied machten. RKI-Chef Lothar Wieler wies darauf hin, dass die Zahlen in erster Linie nur in vier Bundesländern zurückgingen. Es gebe weiter Regionen, wo kein deutlicher Rückgang zu sehen sei. Zudem seien weiter viele Todesfälle zu verzeichnen, vor allem in Alten- und Pflegeheimen. Diese seien nicht ausreichend geschützt.

Seit Mitte Januar gehen die täglichen Neuinfektionszahlen zurück. Die sogenannte Sieben-Tage-Inzidenz, also die durchschnittlichen Fälle über eine Woche pro 100.000 Einwohner, sank zuletzt erstmals seit drei Monaten unter 100. Ziel der Regierung ist, den Wert unter 50 zu drücken. Als Gefahr für dieses Ziel gelten neue, ansteckendere Varianten des Virus, die sich auch in Deutschland verbreiten. RKI-Chef Wieler sagte, er wünsche sich eine Inzidenz von 10 oder nur etwa 1000 Neuinfektionen pro Tag. Die derzeitigen Zahlen seien nur in den am stärksten betroffenen Ländern Thüringen, Sachsen-Anhalt, Brandenburg und Sachsen gesunken. In den anderen zwölf Ländern sei die Inzidenz nahezu gleich geblieben - in manchen Landkreisen sogar gestiegen.

Besorgt zeigte sich Wieler wegen der neuen, wohl ansteckenderen Corona-Varianten. „Es werden immer mehr Fälle und Ausbrüche der Varianten gemeldet“, sagte Wieler. Ob sie gefährlicher sind und ob bereits mit Corona infizierte Menschen immun gegen die neuen Varianten seien, sei noch unbekannt und werde international erst erforscht. Wieler warnte, eine weitere Verbreitung der Varianten würde die Infektionslage in kurzer Zeit wohl deutlich verschlimmern.

„Die Intensivstationen sind immer noch sehr belastet““, sagte Wieler. „Einen neuen starken Anstieg an Fallzahlen würden die Intensivstationen derzeit definitiv nicht verkraften.“ Derzeit gebe es rund 238 000 aktive Covid-19-Fälle. Um Fälle mit neuen Varianten zu entdecken, werde in den Laboren nun verstärkt nach ihnen gesucht.

Der Präsident des für die Zulassungen der Impfstoffe mitzuständigen Paul-Ehrlich-Instituts, Klaus Cichutek, warnte eindringlich davor, zirkulierende „Fake news“ über angebliche schwere Nebenwirkungen der Präparate zu glauben. Zu Behauptungen, dass Impfstoffe Körperzellen genetisch modifizieren, sagte er: „Das ist alles Quatsch.“

Um die Zahlen zu drücken, wird auch auf verstärkte Impfungen gesetzt. Noch am Freitag wird die europäische Zulassung des Stoffes von Astrazeneca erwartet. Der britisch-schwedische Konzern hatte aber vergangene Woche Produktionsengpässe in einem Werk in Belgien eingeräumt und angekündigt, die der EU zugesagten Liefermenge bis Ende März nicht einhalten zu können. Im nächsten Monat kann Deutschland Spahn zufolge von Astrazeneca mit etwa drei Millionen Dosen rechnen. Laut der Ständigen Impfkommission in Deutschland sollen sie aber wegen umzureichender Datenlage nicht an Menschen über 65 verimpft werden.

Spahn sagte, er spreche immer noch mit weiteren Firmen über Impfstoffe - selbst wenn die erst dann liefern könnten, wenn schon alle Menschen eine Impfung erhalten hätten: "Es kann möglich sein, dass wir aufgrund von Mutationen neu impfen müssen", begründete er dies. Gegen die derzeit bekannten Mutationen gelten die jetzigen Impfstoffe als wirksam.

(dtm/dpa)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort