Gesundheitsminister Jens Spahn „Auch ich bin diese Pandemie leid“

Berlin · Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) hat am Freitagmorgen in Berlin zu den Belastungen in der Corona-Pandemie Stellung bezogen. Dabei fand er deutliche Worte. RKI-Chef Wieler betonte, dass Sars-Cov-2 insgesamt gefährlicher geworden sei.

 Jens Spahn (r,) und Lothar Wieler (M) bei der PK.

Jens Spahn (r,) und Lothar Wieler (M) bei der PK.

Foto: dpa/Michael Kappeler

Gesundheitsminister Jens Spahn hat zu Augenmaß bei einem Weg aus dem Lockdown in Deutschland aufgerufen. Der zuletzt mühsam erreichte Fortschritt bei den Infektionszahlen dürfe nicht leichtfertig verspielt werden, sagte er am Freitag in Berlin und wies erneut auf die Gefahr durch Virusmutationen hin.

„Die ansteckenderen Virusmutationen haben ihren Weg nach Deutschland gefunden“, warnte er. Der Präsident des Robert Koch-Instituts (RKI), Lothar Wieler, sagte, die Virusmutationen würden inzwischen vermehrt in Deutschland nachgewiesen, seien aber noch nicht dominant. Wie in anderen europäischen Ländern sei aber damit zu rechnen, dass sich die Mutanten weiter ausbreiten und die Pandemie-Bekämpfung dadurch erschwert wird. „Das Virus ist noch nicht müde. Im Gegenteil: Es hat gerade noch einmal einen Boost bekommen“, sagte Wieler.

Besorgniserregend sei vor allem die Virus-Variante, die zuerst in Großbritannien entdeckt wurde. Sie sei ansteckender und verursache wohl schwerere Krankheitsverläufe. Sie habe eine Verbreitung von etwa sechs Prozent in Deutschland erreicht. Das bedeute aber, dass sie sich noch erheblich verbreiten könne. "Sars-Cov-2 ist insgesamt gefährlicher worden", sagte Wieler.

„Wenn wir diesen Mutationen die Möglichkeit zur Ausbreitung geben würden, riskierten wir einen erneuten Anstieg der Infektionszahlen“, sagte Spahn. „Diese Jahrhundertpandemie bleibt für uns alle eine Zumutung - und sie bleibt ein Charakter- und Stresstest für unsere Gesellschaft.“ Sobald geöffnet werden könne, solle dies zuerst bei Kitas und Schulen geschehen.

Spahn machte deutlich, dass man bei Lockerungen der Einschränkungen den Blick zunächst auf Schulen und Kindergärten richten werde. Bislang ist der Lockdown bis Mitte Februar beschlossen. In der nächsten Woche wollen Ministerpräsidenten und Ministerpräsidentinnen sowie die Bundesregierung erneut beraten.

Der Gesundheitsminister betonte: „Wir haben jetzt die Mittel, das Virus zu besiegen - nicht sofort, aber im Laufe des Jahres.“ Inzwischen seien knapp drei Millionen Impfdosen verabreicht worden, mehr als 800.000 Bürger hätten schon die zweite Impfdosis erhalten. Fast 80 Prozent der Bewohner von Pflegeheimen habe bereits eine erste Impfung bekommen.

(felt/dpa)
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