Intensivmediziner warnt vor Corona-Lage „Uns rennt die Zeit davon“

Berlin · Die Lage auf den Intensivstationen in Deutschland spitzt sich wegen der Corona-Pandemie aus Sicht des Mediziners Christian Karagiannidis zunehmend zu. Vor allem vier Bundesländer bereiten ihm „größte Sorgen“.

 Ein Zimmer auf einer Intensivstation (Symbolfoto).

Ein Zimmer auf einer Intensivstation (Symbolfoto).

Foto: dpa/Bernd Wüstneck

„Die eingeschränkte Betriebsfähigkeit der Intensivstationen und der Personalmangel haben ein All-Time-High erreicht. Die Mitarbeiter:innen rackern gerade weg, was sie können, aber sie sind zunehmend am Limit“, schrieb Karagiannidis, Leiter des Intensivregisters der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (Divi), am Samstagabend auf Twitter. In der RBB-„Abendschau“ warnte der Mediziner: „Uns rennt im Moment wirklich die Zeit davon.“

Karagiannidis rechnet in den kommenden zwei bis drei Tagen damit, dass die Schwelle von 3000 Covid-Patienten auf Intensivstationen erreicht werde. Am Samstag meldete die DIVI 2941 Covid-Patienten, die intensivmedizinisch behandelt werden müssen. Innerhalb von zwei Wochen stieg die Zahl um rund 1000. Stärker als bei vorherigen Infektionswellen gebe es regionale Unterschiede. „Vor allen Dingen Bayern, Baden-Württemberg, Sachsen, Thüringen bereiten mir doch größte Sorgen“, sagte der Intensivmediziner. Hinzu komme, dass die Zahl der Pflegekräfte während der Pandemie substanziell abgenommen habe.

Auf den Intensivstationen lägen zum „allergrößten Teil“ Ungeimpfte, sagte Karagiannidis dem RBB. Zunehmend gebe es hier aber auch doppelt Geimpfte, dies seien aber vielfach ältere Menschen sowie Patienten mit Medikamenten, die das Immunsystem dämpften. Auf Normalstationen sehe man ebenfalls mehr Impfdurchbrüche, diese Patienten seien aber vor schwerem Krankheitsverlauf geschützt. Mit Auffrischungsimpfungen sei dann die Wahrscheinlichkeit viel geringer, im Krankenhaus oder auf der Intensivstation zu landen.

Das Robert-Koch-Institut (RKI) hat am Samstagmorgen 45.081 neue Positiv-Tests gemeldet. Das sind über 11.000 Fälle mehr als am Samstag vor einer Woche, als 34.002 Neuinfektionen gemeldet wurden. Die Sieben-Tage-Inzidenz steigt weiter auf 277,4 von 263,7 am Vortag. Der Wert gibt an, wie viele Menschen je 100.000 Einwohner sich in den vergangenen sieben Tagen mit dem Coronavirus angesteckt haben. 228 weitere Menschen starben im Zusammenhang mit dem Virus. Damit erhöht sich die Zahl der gemeldeten Todesfälle binnen 24 Stunden auf 97.617. Insgesamt fielen in Deutschland bislang mehr als 4,98 Millionen Corona-Tests positiv aus.

(mba/dpa)
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