Niederlande Corona-Ausbruch in Groenlo

Groenlo · In einem Schlachthof in den Niederlanden nahe der Grenze zu Deutschland sind 147 Arbeiter infiziert – 20 Prozent der Belegschaft. Der Fall hat nun das Parlament zu einer drastischen Ansage genötigt.

 Der stillgelegte Schlachthof in Groenlo.

Der stillgelegte Schlachthof in Groenlo.

Foto: dpa/David Young

So recht wissen sie in Groenlo nicht, wie das Virus in den Schlachthof der Firma Vion gekommen ist. „Wir hatten schon sehr früh Sicherheitsprotokolle und wir arbeiten sehr hygienisch“, beteuerte der Vorsitzende der Zentralorganisation des Fleischsektors, (COV), Jos Goebbels, dem Rundfunksender NOS. Doch was oder wer die Quelle für den Ausbruch war, kann Goebbels nicht sagen.

Der Schlachthof in Groenlo liegt direkt an der deutsch-niederländischen Grenze. Bis Coesfeld sind es nur 45 Kilometer östlich. Auch dort kam es jüngst zu einem Coronavirus-Ausbruch in einem Schlachthof. Am Wochenende meldete der Betrieb in Groenlo, dass 147 Mitarbeiter positiv auf den Erreger getestet wurden. Das sind 20 Prozent der Belegschaft. 79 der Mitarbeiter leben in Deutschland. NRW kündigte an, alle Wohnungen der Infizierten in der Region untersuchen zu lassen. Mitbewohner sollen getestet werden. Bereits am Mittwoch war der Schlachthof geschlossen worden, weil sich 45 Angestellte infiziert hatten. Die Zahlen stiegen aber zum Wochenende. Vion-Geschäftsführer Ronald Lotgerink zeigte sich schockiert über das Ergebnis der Tests. Seinen Angaben zufolge hatte keiner der positiv getesteten Mitarbeiter gesundheitliche Beschwerden. „Das ist offenkundig ein Merkmal dieses Virus“, sagte er.

Ein Teil der Belegschaft ist noch nicht getestet worden. Vion erhielt am Sonntag von der Gemeindeverwaltung 48 Stunden Zeit, die Ergebnisse nachzuliefern. Zudem muss das Unternehmen mit den Zeitarbeitsbeitsfirmen der Angestellten dafür sorgen, dass die gesamte Belegschaft so untergebracht wird, dass alle in Quarantäne können.

Die Schlachtbetriebe in den Niederlanden geraten derzeit genauso in die Kritik wie jene in Deutschland. 80 Prozent der Beschäftigten sind Wanderarbeiter, die oft auf engem Raum zusammenleben. Einen Sicherheitsabstand von mindestens 1,50 Metern einzuhalten, ist in den meisten Unterbringungen nicht durchgängig möglich. „Die Menschen kommen morgens zu Hunderten an. Das erste Stauproblem entsteht in den Umkleideräumen“, sagte John Klijn, Direktor der niederländischen Gewerkschaft FNV, dem NOS. Danach stünden viele beim Händewaschen wieder eng beieinander. „Sie müssen durch die Hygieneschleuse zum Fließband gehen, wo 30 Prozent unserer Mitglieder sagen, dass sie nicht in anderthalb Metern Entfernung von ihren Kollegen arbeiten können. Wenn es eine Pause gibt, geht der ganze Prozess rückwärts.“

Der Fall aus Groenlo hat nun das Parlament zu einer drastischen Ansage genötigt. Schlachthöfe, die bis Dienstagabend nicht zeigen könnten, dass sie alles tun, um Corona-Infektionen zu verhindern, würden geschlossen werden, sagte Landwirtschaftsministerin Carola Schouten. „Die Betriebe müssen Maßnahmen vornehmen, ich werde dann überlegen, ob es sicher genug für das NVWA-Inspektionspersonal ist“, sagte Schouten. Die NVWA ist die Behörde für die Sicherheit von Lebensmitteln. Würden deren Inspekteure abgezogen, käme das einer Schließung des Betriebs gleich.

In den Niederlanden sind bisher rund 45.500 Menschen positiv auf das Coronavirus getestet worden, 5822 davon starben. Die Zahl der Corona-Patienten in den niederländischen Kliniken ist seit dem Ausbruch erstmals wieder unter 1000 gesunken, meldete am Sonntag die Nationale Koordinierungsstelle für die Verteilung von Patienten.

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