„Kritische Infrastruktur“ Wer ist das – und wenn ja, wie viele?

Wiesbaden/Düsseldorf · Bald soll es mit den Impfungen für die Prio-Gruppe 3 losgehen. Neben den rund 10,5 Millionen Menschen von 60 bis unter 70 Jahren zählen auch Millionen Beschäftige der „kritischen Infrastruktur“ dazu. Wer gehört dazu? Und um wie viele Bürger geht es?

 Wer sich gegen das Coronavirus impfen lassen kann – das hängt derzeit noch von einigen Faktoren wie Alter, Vorerkrankungen oder Beruf ab.

Wer sich gegen das Coronavirus impfen lassen kann – das hängt derzeit noch von einigen Faktoren wie Alter, Vorerkrankungen oder Beruf ab.

Foto: dpa/Federico Gambarini

Die Ende 2020 gestartete Impfkampagne nimmt weiter an Fahrt auf. Während bereits mehr als ein Viertel der Bevölkerung in Deutschland eine erste Impfdosis gegen Covid-19 erhalten hat, wurde nun damit begonnen, die Menschen zur Impfung zuzulassen, Kostenpflichtiger Inhalt die zur Gruppe 3 mit erhöhter Priorisierung gehören. Damit sind unter anderem Menschen im Alter von 60 bis unter 70 Jahren impfberechtigt. Bundesweit waren laut der neuesten Erhebung Ende 2019 rund 10,5 Millionen Menschen in diesem Alter, wie das Statistische Bundesamt (Destatis) mitteilt. Das entspricht 12,6 Prozent der Bevölkerung. Der Anspruch auf eine Schutzimpfung leitet sich jedoch nicht nur aus Alters-, sondern auch aus Berufs- oder Gesundheitsgründen ab.

In Nordrhein-Westfalen gibt es demnach rund 2,2 Millionen Menschen in dieser Altersgruppe, was einem Anteil von 12,4 Prozent der Bevölkerung im Land entspricht. Am höchsten war der Anteil dieser Altersgruppe mit 16,1 Prozent in Mecklenburg-Vorpommern, am niedrigsten war er in den Stadtstaaten Hamburg (9,7 Prozent) und Berlin (10,5 Prozent).

.Aufgrund ihrer Bedeutung für den Erhalt der kritischen Infrastruktur sollen auch die Beschäftigten einzelner Branchen bei der Impfung gegen Covid-19 bevorzugt werden. Zur Gruppe 3 mit erhöhter Priorität gehören beispielsweise Beschäftigte im Lebensmitteleinzelhandel: Im Jahr 2018 waren das mehr als 1,3 Millionen Menschen. Auch all jene, die in Apotheken arbeiten, sind nun impfberechtigt (2018: 248.000), ebenso wie die Beschäftigten, die Dienstleistungen im Bereich Telekommunikation anbieten (105.000). In der Pharmaindustrie, die ebenfalls zur kritischen Infrastruktur zählt, waren 140.000 Menschen beschäftigt.

Beschäftigte aus dem Bereich Verkehr und Transport können sich nun ebenfalls zur Impfung anmelden – allein im Bereich Post-, Express- und Kurierdienste waren das 2018 insgesamt 583.000 Menschen. Noch größer ist die Zahl derer, die mit der Beförderung von Gütern auf Straßen und Schienen sowie der Güterbeförderung durch Fernleitungen beschäftigt sind: Sie lag zuletzt bei nahezu einer Million (999.000).

Es gibt noch weitere Berufsgruppen, die zur Prio-Gruppe 3 gezählt werden, über die das Statistische Bundesamt jedoch keine Zahlen veröffentlicht hat.

Wie viele Menschen insgesamt zur Prio-Gruppe 3 zählen, kann das Statistische Bundesamt auf Nachfrage unserer Redaktion nicht mitteilen. Die Menschen würden sich auf zu viele unterschiedliche Berufsgruppen verteilen, außerdem sei bereits ein Teil von ihnen wegen chronischer Vorerkrankungen oder anderer Umstände früher geimpft worden.

Nach Angaben des Gesundheitsministeriums könnte die Impfpriorisierung bereits im Juni 2021 aufgehoben werden. Dann könnten sich auch diejenigen impfen lassen, die nicht zu den Risikogruppen zählen. 59,4 Millionen Menschen in Deutschland waren zuletzt jünger als 60 Jahre und der Impfverordnung zufolge nicht für eine altersbedingt bevorzugte Schutzimpfung vorgesehen.

Dass Kinder bei den Schutzimpfungen gegen das Coronavirus bislang nicht berücksichtigt wurden, könnte sich zudem bald ändern, wenn das von der Firma Biontech/Pfizer entwickelte Vakzin für Jugendliche ab zwölf Jahren zugelassen wird. Die bisher verwendeten Impfstoffe waren ausschließlich für Menschen über 16 Jahre zugelassen. Ende 2019 befanden sich knapp 3 Millionen Menschen in der Altersgruppe zwölf bis unter 16.

(bora/RP)
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