Prio 3 in NRW an der Reihe Laumann appelliert – Ältere sollen Astrazeneca nehmen

Düsseldorf · Für über 60-Jährige gebe es keine Aktion im Impfzentrum, sie sollen zum Hausarzt gehen. Die Impfzentren schalten derweil neue Termine frei, unter anderem für Mitarbeiter im Lebensmittelhandel, für Eltern chronisch kranker Kinder – und für Steuerfahnder.

 Minister Karl-Josef Laumann.

Minister Karl-Josef Laumann.

Foto: dpa/Federico Gambarini

Nordrhein-Westfalen öffnet die Impfzentren für weitere Personen, die in der Priorisierungsgruppe 3 der Impfverordnung genannt sind. So können ab dem 6. Mai Mitarbeiter des Lebensmitteleinzelhandels, Steuerfahnder, Lehrer weiterführenden Schulen, Eltern chronisch kranker Kinder, zwei Kontaktpersonen von Pflegebedürftigen und wichtige Gruppen der Justiz (etwa mit Gefangenenkontakt) Impftermine vereinbaren. Das kündigte NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) am Mittwoch an. Die Anmeldungen sind ab dem 6. Mai acht Uhr über die Buchungssysteme der Kassenärztlichen Vereinigungen (KV) online unter www.116117.de oder den Rufnummern 116117, 0800-116117-02 (Westfalen) und 0800-116117-01 (Rheinland) möglich.

Die große Gruppe der über 60-Jährigen, die auch zur Priorisierungsgruppe 3 gehört, soll dagegen vorrangig von niedergelassenen Ärzten geimpft werden – und zwar möglichst mit Astrazeneca. „Das ist mein Appell“, sagte Laumann. „Das ist auch ein Gebot der Solidarität gegenüber der jüngeren Bevölkerung.“ Der Impfstoff von Astrazeneca ist in Deutschland nur für Menschen über 60 Jahren empfohlen, weil es bei jüngeren Menschen nach Impfungen mit dem Vakzin vereinzelt zu teilweise tödlichen Thrombosen gekommen ist. Unter 60-Jährige sind damit auf Impfstoff von Biontech, Moderna und Johnson&Johnson angewiesen. Laumann will mit gutem Beispiel vorangehen: „Ich bin 63 und werde mit meinem Hausarzt über eine Astrazeneca-Impfung sprechen.“ Das sei ein gut wirksamer Impfstoff. Frank Bergmann, Chef der KV Nordrhein, begrüßte die Pläne: „Es macht  Sinn, dass Minister Laumann den über 60-Jährigen eine Impfung bevorzugt in den Praxen der niedergelassenen Haus- und Fachärzten insbesondere mit AstraZeneca nahegelegt hat.“ Sie würden die Patienten am besten kennen.

Mitte Mai will NRW Termine in den Impfzentren für weitere Berufsgruppen aus der Priorisierungsgruppe 3 freischalten. Laumann nannte hier die Mitarbeiter von Feuerwehr, Polizei und dem Katastrophenschutz, sofern sie nicht bereits geimpft sind. Für alle weiteren Branchen, die in der Gruppe 3 genannt sind, erwartet der Minister dagegen keine bevorzugten Aufrufe mehr. „Das wird sich erledigen, wenn die Priorisierung im Juni ohnehin aufgehoben wird.“ Betroffen sind etwa Beschäftigte in Apotheken, aus der Pharmaindustrie, dem Energie-, Entsorgungs-, Verkehrs- und Telekommunikationswesen sowie der Ernährungswirtschaft. Viele dieser Beschäftigten würden ohnehin von Betriebsärzten geimpft werden. Hier hat der Bund den Start ab dem 7. Juni angekündigt.

Zugleich riet Laumann Bürgern, die das Mittel von Astrazeneca erhalten, mit ihrem Arzt über eine Verkürzung der Frist zwischen erster und zweiter Impfung zu sprechen. Mit Blick auf die Rechte, die mit einer vollständigen Impfung verbunden seien, sei das sinnvoll, auch hätten Ärzte zu Flexibilität geraten. Eigentlich soll es die Impfung erst nach zwölf Wochen geben, weil dann die Wirksamkeit besonders groß ist. Nun könne man mit dem Arzt auch über die Gabe der zweiten Dosis nach neun Wochen sprechen. Wer bereits eine erste Astrazeneca-Impfung im Impfzentrum erhalten habe, könne den Zweittermin aber nicht mehr ändern. Die Termine seien verbunden, so Laumann.

Der Minister lobte den Vorstoß der Stadt Köln, Menschen in benachteiligten Stadtteilen zu impfen. „Köln ist aber nicht die einzige Stadt mit solchen Vierteln“, so der Minister. Hier sei ein Gesamtkonzept nötig. Daher werde das Land nun 100.000 Dosen für solche Stadtteile zur Verfügung stellen. Ablehnend sieht Laumann die Öffnung des NRW-Tourismus zu Pfingsten: „Noch gibt es 30 Kreise, wo die Schulen zu sind.“ Jetzt sei nicht die Zeit für Öffnungen.

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