Mehr Biontech-Impfstoff für Praxen Kein Astrazeneca mehr für Hausärzte

Düsseldorf · In der nächsten Woche erhalten Praxen zwei Millionen Impfdosen – deutlich mehr als geplant. Lieferant ist ausschließlich Biontech. Dank der Hausärzte geht die Kampagne voran. Wir erklären, was die nächsten Schritte sind.

Mit der Einbeziehung der Hausärzte nimmt die Impfkampagne nun richtig Fahrt auf: In Nordrhein-Westfalen hat inzwischen jeder fünfte eine erste Impfung erhalten. Mit einer Impfquote von 20,4 Prozent liegt das Land damit vor Bayern (20,3 Prozent) und über dem Bundesschnitt (19,8 Prozent) und hat nach schlechtem Start gut aufgeholt. Bei den Zweitimpfungen ist NRW dagegen weiter unterdurchschnittlich: Hier sind erst 6,5 Prozent zweimal geimpft. In Bayern sind es 6,7 Prozent, im Bundesschnitt 6,6 Prozent.

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Wie geht es in Praxen weiter? Schon in der nächsten Wochen sollen Hausärzte bundesweit 500.000 Dosen mehr erhalten als geplant. „Durch die höhere Liefermenge können Vertragsärzte nunmehr 24 bis 48 Dosen für die Woche vom 26. April bis 2. Mai ordern“, heißt es in einer Mitteilung der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) an die Praxen. Zudem erhalten die Praxen ausschließlich das Biontech-Vakzin, das – anders als das von Astrazeneca – für alle Erwachsenen empfohlen wird. „Der Bund wird den Praxen für die Woche vom 26. April bis 2. Mai ausschließlich den Impfstoff von Biontech-Pfizer bereitstellen, mit zwei Millionen Dosen aber deutlich mehr, als bisher avisiert waren.“ Ursprünglich sollten in der letzten Aprilwoche nur 1,5 Millionen Dosen an Praxen gehen – davon drei Viertel von Biontech und ein Viertel von Astrazeneca. Der Apothekerverband Nordrhein begrüßt das. „Das wird die Impfkampagne in den Hausarztpraxen erheblich beschleunigen. Der gut etablierte Impfstoff von Biontech-Pfizer sorgt für schnellere Abläufe, weil viel Beratungszeit entfällt“, sagte Verbandschef Thomas Preis. „Ärzte und Apotheken sind zwar belastet durch soviel kurzfristige Änderungen. Aber wenn die Impfkampagne dadurch beschleunigt wird, ist der Aufwand gut investiert.“ Bis Dienstag müssen Praxen für die nächste Woche ordern.

Was ist mit der Priorisierung? Noch müssen sich Impfzentren und Ärzte daran halten. KBV-Chef Andreas Gassen geht aber davon aus, dass im Mai auch die Priorisierung sukzessiv fallen und dann jeder Erwachsene eine Impfung bekommen kann. Auch Thomas Preis ist zuversichtlich: „Das Ziel, dass schon im Sommer zumindest jeder eine Impfung erhalten hat, wird so immer wahrscheinlicher, zumal Biontech angekündigt hat, im Juni die Zahl der ausgelieferten Dosen noch einmal deutlich zu steigern.“

Wann impfen Betriebe? Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) erklärte, man könne „bereits im Juni die Betriebsärzte in die Impfkampagne integrieren“. Durch zusätzliche Lieferungen gewinne die Kampagne im zweiten Quartal an Geschwindigkeit. Biontech will im zweiten Quartal 50,3 Millionen Dosen nach Deutschland liefern, bei Moderna sind es 6,4 Millionen Dosen. Der Tübinger Hersteller Curevac setzt ebenfalls auf Zulassung und Lieferstart im Juni, dann will er 1,4 Millionen Dosen an Deutschland liefern. Curevac stellt wie Biontech und Moderna einen mRNA-Impfstoff her. Das Vakzin ist für Betriebsärzte und Praxen gut geeignet, da es über Wochen im Kühlschrank gelagert werden kann.

 Nächste Woche gibt es kein Astrazeneca für Hausärzte.

Nächste Woche gibt es kein Astrazeneca für Hausärzte.

Foto: dpa/Andreas Arnold

Wie geht es weiter mit dem Impfstoff von Johnson&Johnson? Die Arzneibehörden der EU und der USA wollen in dieser Woche entscheiden, wie es nach den Thrombosefällen weitergeht, die nach der Gabe des J&J-Vakzins vereinzelt bei Frauen unter 60 aufgetreten sind. Der Vorteil dieses Impfstoffes ist es, dass er mit einer Dosis auskommt. NRW plant daher, ihn nach der Zulassung zunächst in der Wohn- und Obdachlosenhilfe einsetzen. „Hier bestehen die größten Unsicherheiten, die Zweitimpfungen nach sechs beziehungsweise zwölf Wochen sicherzustellen“, heißt es in einer Antwort der Landesregierung auf eine Anfrage der Grünen.

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