Lehrer, Erzieher, Rettungskräfte Was man zur Zweitimpfung nach Astrazeneca wissen muss

Düsseldorf · In Nordrhein-Westfalen haben bislang 1,1 Millionen Bürger eine Astrazeneca-Impfung erhalten. Darunter sind viele Erzieher, Lehrer, Pflege- und Rettungskräfte. Doch nur 4700 haben bereits ihre zweite Dosis bekommen. Für die meisten steht der zweite Termin bald an – und das wirft viele Fragen auf.

 Impfstoff von Astrazeneca.

Impfstoff von Astrazeneca.

Foto: dpa/Robert Michael

In Nordrhein-Westfalen haben bislang 1,1 Millionen Bürger eine Astrazeneca-Impfung erhalten. Darunter sind viele Erzieher, Lehrer, Pflege- und Rettungskräfte. Doch nur 4700 haben bereits ihre zweite Dosis bekommen. Für die meisten steht der zweite Termin bald an – und das wirft viele Fragen auf. Denn während der Impfstoff zunächst nur für Jüngere empfohlen wurde, hat sich die Bewertung nach dem Auftreten von Thrombosefällen geändert. Inzwischen empfiehlt die Ständige Impfkommission (Stiko) das Astrazeneca-Vakzin nur noch für über 60-Jährige.

Welchen Impfstoff erhalten Lehrer, Erzieher, Pfleger als Zweitimpfung, wenn sie unter 60 sind und als erstes Astrazeneca bekommen haben?

 Vor allem bekommen sie nun das Mittel von Biontech, bei dem bislang keine Thrombosefälle im Nachgang von Impfungen bekannt geworden sind. „In den Impfzentren gilt für Personen unter 60 Jahren, die eine Erstimpfung mit Astrazeneca erhalten haben, dass auf Basis der Stiko-Empfehlung Impfstoff der Firma Biontech zur Zweitimpfung zu nutzen ist“, erklärte ein Sprecher von NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU).

Können Jüngere trotzdem Astrazeneca nehmen?

Grundsätzlich nein, Ausnahmen sind aber im Einzelfall möglich. „Eine Wahlmöglichkeit  zwischen der Nutzung von Astrazeneca und Biontech für die Zweitimpfung kann für Personen unter 60 Jahren in den Impfzentren grundsätzlich nicht eingeräumt werden“, erklärte Laumanns Sprecher. „Im Einzelfall und nach sorgfältiger individueller ärztlicher Aufklärung und bei individueller Risikoakzeptanz kann hiervon abgewichen und Impfstoff der Firma Astrazeneca genutzt werden.“

Was wird aus dem Termin im Impfzentrum, bleibt der bestehen – auch wenn es ein anderes Mittel gibt?

„Ja, die Termine bleiben bestehen“, erklärte das Ministerium. „Die Betroffenen müssen nichts weiter unternehmen und können einfach zum Zweittermin erscheinen.“ Änderungen ergeben sich allenfalls, weil die Zeitspanne zwischen erster und zweiter Gabe verlängert wurde. Das Impfzentrum Düsseldorf etwa hat Betroffene nach eigener Aussage kontaktiert: „Die Personen, die zu einer Zweitimpfung anstehen und im Intervall von neun Wochen liegen, wurden per Mail kontaktiert, um den Zweitermin auf zwölf Wochen zu verschieben“, erklärte ein Sprecher der Stadt. Hintergrund ist, dass bei einem längeren Abstand zwischen erster und zweiter Dosis die Wirksamkeit höher liegen soll und Deutschland zugleich die Impfquote erhöhen kann.

Was gilt für medizinisches Personal?

Ärzte, Pfleger, Psychologen und andere Mitarbeiter aus Krankenhäusern können statt Biontech auch Moderna bekommen, weil Krankenhäuser ohnehin oft das Vakzin des US-Herstellers geben. Moderna ist wie Biontech ein mRNA-Impfstoff. „Für Zweitimpfungen in Krankenhäusern oder weiteren Einrichtungen kann für Zweitimpfungen außerhalb der Impfzentren  abweichend der Impfstoff der Firma Moderna genutzt werden, wenn dies erforderlich ist, um eine höhere zeitliche Flexibilität zu gewährleisten“, erklärte Laumanns Sprecher.

Ist der Schutz bei „erst Astrazeneca, dann Biontech“ genauso gut wie bei „zweimal Astrazeneca“? Oder braucht man später eine dritte Impfung?

Ob der Schutz nach einer gemischten Erst- und Zweit-Impfung genauso hoch ist wie nach zwei Astrazeneca-Impfungen, wird noch untersucht. „Inwiefern gegebenenfalls eine dritte Impfung notwendig ist, ist momentan nicht absehbar“, erklärte Laumanns Sprecher. Das gelte aber grundsätzlich auch für Impfungen, die mit dem jeweils gleichem Impfstoff erfolgen. Das Paul-Ehrlich-Institut (PEI) erklärte, da beide Impfstoffe eine Immunantwort gegen das gleiche Antigen – das Spike-Protein des Coronavirus – auslösen, sei eine „heterologe Impfung“ von Personen unter 60 eine aus wissenschaftlicher Sicht fundierte Vorsorgemaßnahme, auch wenn die Impfstoffkombinationen bisher nicht klinisch geprüft und zugelassen worden sei. Laut PEI laufen derzeit drei Studien, die die gemischte Impfung untersuchen, unter anderem eine Studie der Oxford University, an der Vaxzevria von Astrazeneca entwickelt wurde. „Erste Ergebnisse werden bis voraussichtlich Mitte Mai erwartet“, so das PEI.

Was gilt für über 60-Jährige?

Wenn sie die erste Impfung mit Astrazeneca erhalten haben, müssen sie auch die zweite Dosis hiervon nehmen. „Für Personen ab 60 Jahren, die eine Erstimpfung mit Astrazeneca erhalten haben, besteht keine Wahlmöglichkeit, da die Empfehlung der Ständigen Impfkommission gegenwärtig ausschließlich die homologe Impfung vorsieht“, erklärte Laumanns Sprecher. Homologe Impfung heißt: Es wird derselbe Impfstoff verwendet. Betroffene Ältere erhalten demnach bei der Zweit- wie bei der Erstimpfung das Mittel von Astrazeneca.

(anh)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort