Corona-Impfstoff Spahn plant Sputnik-V-Verhandlungen mit Russland

Köln · Bundesgesundheitsminister Jens Spahn hat Verhandlungen mit Russland über eventuelle Lieferungen des Corona-Impfstoffs Sputnik V angekündigt. Die EU hingegen will derzeit keinen Vertrag über das Vakzin abschließen.

 Jens Spahn (CDU), Bundesminister für Gesundheit (Archivfoto).

Jens Spahn (CDU), Bundesminister für Gesundheit (Archivfoto).

Foto: dpa/Michael Kappeler

Man müsse aber sehr aufpassen, dass dies nicht zu einer „Fata-Morgana-Debatte“ werde, sagte er am Donnerstag im WDR5-„Morgenecho“. Zunächst gehe es um die Zulassung durch die EU. „Dafür muss Russland Daten liefern.“ Solange dies nicht geschehe, könne es keine Zulassung geben.

Die zweite Frage sei dann die der Bestellung, sagte Spahn. Die EU-Kommission habe am Mittwochabend erklärt, dass sie über Sputnik V nicht Verträge schließen werde wie mit den anderen Herstellern wie etwa Biontech. „Daraufhin habe ich auch im EU-Gesundheitsministerrat für Deutschland erklärt, dass wir dann bilateral auch mit Russland reden werden, und zwar erst mal darüber, wann überhaupt welche Mengen kommen könnten“, sagte Spahn.

„Um wirklich einen Unterschied zu machen in unserer aktuellen Lage, müsste die Lieferung schon in den nächsten zwei bis vier, fünf Monaten kommen - ansonsten haben wir so oder so mehr als genug Impfstoff.“ Insofern erwarte er von Russland verbindliche Aussagen dazu, „wann welche Menge konkret nach einer Zulassung auch Deutschland erreichen könnte“.

Der Vorsitzende der Ständigen Impfkommission, Thomas Mertens, sagte im ZDF-„Morgenmagazin“, die publizierten Daten zu Sputnik V „sehen sehr gut aus“, er wisse aber nicht, was der EU-Arzneimittelbehörde EMA noch an zusätzlichen Daten vorliege. „Wenn der Impfstoff geprüft und zugelassen wird, hätte ich persönlich dagegen nichts einzuwenden.“ Über den von Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) angekündigten Vorvertrag über eine bilaterale Sputnik-Beschaffung sagte er: „Dass das jetzt wieder als bayerischer Alleingang geplant sein sollte, wenn das denn so ist, davon bin ich nicht so sehr überzeugt.“

Auch Mecklenburg-Vorpommern will offenbar einen Vertrag mit dem Sputnik-V-Hersteller schließen. Der Sender NDR 1 berichtet, dass Gesundheitsminister Harry Glawe (CDU) einen Vertrag über die Lieferung von einer Million Impfdosen für das Bundesland nach Moskau schicken wolle. Die Verhandlungen seien mit der Staatskanzlei abgestimmt. Glawe rechne Ende Mai oder Anfang Juni mit einem Einsatz des Impfstoffs. Die Kosten solle der Bund übernehmen.

Niedersachsen wird anders als Bayern keinen russischen Impfstoff Sputnik V im Alleingang bestellen. „Nein. Wir halten uns an das vereinbarten Verfahren“, sagt Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) auf eine entsprechende Frage im ZDF. Mit Blick auf den bayerischen Ministerpräsidenten Markus Söder (CSU) sagt Weil: „Dass das ausgerechnet derjenige Kollege macht, der ansonsten mit markigen Worten immer ein betont einheitliches Verhalten in der Pandemie-Bekämpfung fordert, das spricht doch für sich.“

Der Impfstoff von Astrazeneca soll nach Spahns Worten in Deutschland auch weiterhin nicht bei Menschen unter 60 Jahren eingesetzt werden. „Wir bleiben dabei, dass wir den Empfehlungen der Ständigen Impfkommission folgen“, sagte er. Die EU-Arzneimittelbehörde EMA hatte am Mittwoch trotz sehr seltener Fälle von Blutgerinnseln in Hirnvenen jüngerer Menschen weiterhin uneingeschränkt grünes Licht für die Anwendung des Impfstoffes gegeben. Die Ständige Impfkommission (Stiko) in Deutschland dagegen hatte Astrazeneca zuletzt erst für Menschen ab 60 Jahren empfohlen.

„Wenn wir nur Astrazeneca als Impfstoff hätten und keine Alternative für die unter 60-Jährigen, dann käme man in der Abwägung - wie ist die Empfehlung - möglicherweise zu einem anderen Ergebnis“, sagte Spahn. Da es aber ja alternative Impfstoffe gebe, könne man aus Vorsicht bei der Empfehlung bleiben, Astrazeneca bei jüngeren Menschen nicht anzuwenden. Ähnlich argumentierte auch der Vorsitzende der Ständigen Impfkommission, Thomas Mertens, im ZDF-„Morgenmagazin“.

(ahar/dpa/Reuters)
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