Kein Vortritt für die USA Sanofi will Corona-Impfstoff überall zeitgleich liefern

Paris · Der Vorstandschef des Pharmaunternehmens Sanofi hatte in einem Interview erwähnt, die USA könnten zuerst Zugriff auf einen möglichen Impfstoff bekommen. Das rückt der Verwaltungsrat nun gerade.

Nach Kritik rudert der französische Pharmakonzern Sanofi bei seiner Ankündigung zurück, Kostenpflichtiger Inhalt mit einem möglichen Corona-Impfstoff zuerst die USA beliefern zu wollen. Sanofi werde sicherstellen, dass ein solches Mittel in allen Regionen der Welt zur gleichen Zeit verfügbar sei, sagte Verwaltungsrat-Chef Serge Weinberg am Donnerstag dem Sender "France 2".

Sanofi habe verschiedene Möglichleiten zur Produktion. Einige davon seien in den USA, noch mehr davon aber in Europa und Frankreich.

Sanofi-Vorstandschef Paul Hudson hatte am Mittwoch der Nachrichtenagentur Bloomberg gesagt, die US-Regierung habe das Recht auf die größte Vorbestellung eines Impfstoffes, da sie das Risiko finanziell mittrage. Die USA erwarteten deshalb, dass sie die ersten Dosen eines möglichen Impfstoffes erhielten.

Die französische Regierung hatte das kritisiert. "Es wäre natürlich inakzeptabel für uns, wenn das eine oder andere Land aus finanziellen Beweggründen einen privilegierten Zugang erhalten würde, insbesondere im aktuellen Kontext", hatte Wirtschafts-Staatssekretärin Agnes Pannier-Runacher erklärt. Der französische Gesundheitsminister Olivier Veran hatte erklärt, er sei nach Gesprächen mit dem Sanofi-Chef beruhigt. "Ich glaube, die Aussage war etwas ungeschickt und vielleicht aus dem Zusammenhang gerissen."

Die Kontroverse wirft gleichwohl die Frage auf, ob Europa nicht zu langsam bei der Organisation und Finanzierung der Impfstoffforschung war. Sanofi hatte erklärt, dass die USA in dieser Hinsicht schneller gewesen seien. Das Unternehmen befinde sich in Gesprächen mit der EU sowie der französischen und der deutschen Regierung, um seine regionale Impfstoffentwicklung zu beschleunigen.

Sanofi hat sich bei der Entwicklung eines Corona-Impfstoffes mit der britischen GlaxoSmithKline zusammengetan und hofft, 2021 einen Impfstoff verfügbar zu haben. Beide Konzerne erhalten finanzielle Unterstützung von der staatlichen Organisation BARDA des US-Gesundheitsministeriums.

Hier finden Sie alle Nachrichten zum Coronavirus.

(peng/Reuters)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort