Sieben-Tage-Inzidenz bei 183 Infektionszahlen steigen in den Niederlanden massiv – bald Konsequenzen für Deutsche denkbar

Düsseldorf/Den Haag · Das Infektionsgeschehen in den Niederlanden verschärft sich. Die Sieben-Tage-Inzidenz liegt bei rund 180, noch am Freitag lag der Wert unter 100. Noch gilt das Land für Deutschland nicht als Risikogebiet – doch das dürfte sich bald ändern.

 Die Corona-Zahlen im Nachbarland steigen nach den Lockerungen vor zwei Wochen jetzt rasant an.

Die Corona-Zahlen im Nachbarland steigen nach den Lockerungen vor zwei Wochen jetzt rasant an.

Foto: dpa/Patrick Pleul

Das Parlament der Niederlande hat seine Sommerpause unterbrochen, die Maßnahmen zur Eindämmung des Coronavirus wieder verschärft – es ist der Versuch, eine bereits eskalierende Lage in den Griff zu bekommen. Lag die Sieben-Tage-Inzidenz noch am vergangenen Freitag laut Daten der Johns-Hopkins-Universität bei 94, ist sie nur zwei Tage später mit 183 fast doppelt so hoch. Die Anzahl der Neuansteckungen, die das niederländische Gesundheitsinstitut RIVM täglich meldet, haben sich innerhalb einer Woche verzehnfacht. Wie es dazu gekommen ist und mit welchen Konsequenzen Pendler und Urlauber aus Deutschland bald rechnen können.

Es ist nur zwei Wochen her, als die Niederlande scheinbar zurück zur Normalität kehrte. Die Sieben-Tage-Inzidenz hatte sich zwischen 20 und 30 stabil eingependelt, am 26. Juni hob die Regierung nahezu alle Corona-Maßnahmen auf. Die Niederländer durften wieder in Discos und auf Festivals feiern. Das war vielfach als zu schnell und fahrlässig kritisiert. Zurecht, wie es aus heutiger Sicht scheint.

Jetzt tritt die Regierung wieder auf die Bremse. Am Samstag sind neue Corona-Maßnahmen in Kraft getreten, die das Parlament kurzfristig beschlossen hatte. Clubs und Diskotheken schließen wieder. „Die meisten Menschen haben sich in Orten infiziert, an denen große Gruppen von Menschen feiern und ausgehen“, hieß es in einer Mitteilung der niederländischen Regierung. In der an NRW grenzenden Stadt Enschede hatten sich 200 Menschen nachweislich mit dem Corona-Virus infiziert, nachdem sie in einer Großraumdisco gefeiert hatten.

Auch in der Gastronomie werden die Regeln in den Niederlanden verschärft. Die Sperrstunde tritt wieder in Kraft, zwischen Mitternacht und 6 Uhr morgens müssen Restaurants und Kneipen schließen. Eine frühere Ausnahme, die den Mindestabstand von 1,5 Meter für die Gastronomie gestrichen hatte, nimmt die Regierung zurück. Live-Programm und laute Musik sind in der Gastronomie auch verboten.

Die niederländische Regierung ist offenbar besorgt, dass bald Urlaubsreisen aus anderen Ländern nicht mehr möglich sein werden. Aktuell gilt das Nachbarland für Deutschland nicht als Risikogebiet. Das dürfte sich aber bald ändern. Schon ab einer Sieben-Tage-Inzidenz von 50 stuft das Robert Koch-Institut Länder und Regionen in der Regel als „einfache Risikogebiete“ ein, ab einer Inzidenz von 200 als „Hochinzidenzgebiete“. Für letztere gilt: Wer dort Urlaub macht und nicht geimpft oder genesen ist, muss künftig für mindestens fünf Tage nach der Einreise in Quarantäne. Erst danach kann die Quarantäne aufgehoben werden – für einfache Risikogebiete ist das sofort nach der Einreise möglich. Das RKI aktualisiert die Liste der Risikogebiete mindestens einmal wöchentlich, zuletzt am vergangenen Freitag.

Unwahrscheinlich erscheint es, dass das RKI die Niederlanden als sogenanntes Virusvariantengebiet einstuft. Zwar ist dort die Delta-Variante auf dem Vormarsch. Infektionen seien bereits auch bei vollständig Geimpften und Genesenen festgestellt, heißt es von der niederländischen Regierung. Allerdings ist die Delta-Variante inzwischen auch in Deutschland weit verbreitet – aus diesem Grund hatte das RKI bereits Großbritannien, Portugal und Russland von der Liste der Virusvariantengebiete gestrichen. Sollte sich die Infektionslage in den Niederlanden aber weiterhin verschärfen, könnte das Land bald als Hochinzidenzgebiet gelten.

(mit dpa)
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