Neue Studie aus den USA Kann Cannabis das Coronavirus ausbremsen?

Düsseldorf · Aus Hanf gewonnene Verbindungen könnten im Kampf gegen das Coronavirus helfen. Im Laborversuch blockierten sie den Eintritt des Virus in die Zellen. Es handelt sich dabei nicht um psychoaktive Substanzen, sondern um gut verträgliche Inhaltsstoffe.

 Aus Hanf konnten Forscher Stoffe extrahieren, die das Coronavirus im Laborversuch blockierten (Symbolfoto).

Aus Hanf konnten Forscher Stoffe extrahieren, die das Coronavirus im Laborversuch blockierten (Symbolfoto).

Foto: dpa/Oliver Berg

Die Suche nach wirksamen Waffen gegen das Coronavirus beschäftigt nun im dritten Jahr Forscher auf der ganzen Welt. Impfstoffe stehen ganz oben auf der Liste, an ihnen führt kein Weg aus der Pandemie vorbei. Dazu gibt es mittlerweile einige Medikamente, die den Verlauf einer Covid-19-Infektion zwar nicht heilen, aber zumindest positiv beeinflussen können. Demnächst könnte ein weiteres Hilfsmittel hinzukommen: Forscher in den USA entdeckten, das bestimmte Bestandteile der Cannabispflanze (Hanf) das Coronavirus Sars-CoV-2 bei seinem Eintritt in die Zellen ausbremsen können.

Das Forschungsteam der Oregon State University und der Oregon Health & Science University nutzte dafür zwei Säuren aus der Hanfpflanze: CBGA (Cannabigerolsäure) und CBDA (Cannabidiolsäure). Beim Neutralisations-Test im Labor verhinderten diese Substanzen das Andocken und Eindringen von Sars-CoV-2 in menschliche Epithelzellen. Nach Einschätzung der Wissenschaftler binden die Hanfsäuren an das Spike-Protein von Sars-CoV-2. Das ist jene Proteinverbindung auf der Außenhülle des Coronavirus, mit denen es an seine Zielzelle andockt.

Die Wissenschaftler führten die Versuche allerdings bisher nur mit der Alpha- und Betavariante des Coronavirus durch – allerdings mit ähnlichen Ergebnissen. Sie sind daher optimistisch, dass die Cannabinoide auch gegen andere Varianten wirksam sind. „Unsere Daten zeigen minimalen Einfluss der Variantenentwicklungslinie auf die Effektivität von CBDA und CBGA – ein Trend, der sich hoffentlich auch auf andere existierende und zukünftige Varianten übertragen lässt", heißt es in der Studie.

Beide Säuren sind übrigens keine psychoaktiven Substanzen. CBGA etwa ist unter anderem die Vorsubstanz der Tetrahydrocannabinolsäure, die als psychoaktives Rauschmittel THC-A bekannt ist. Ein Vorteil der untersuchten Cannabinoide ist, dass sie in Hanf und Hanfextrakten breit verfügbar sind und daraus extrahiert werden können. Öle, die CBD enthalten, kann man in Deutschland unter anderem in Drogeriemärkten oder Apotheken kaufen. Die Hanf-Pflanze wird schon seit der Antike als Heilmittel genutzt. Medizinisches Cannabis wird heute etwa bei Krebs oder bei chronischen Schmerzleiden verschrieben. Immer jedoch ist seine Verabreichung ein spezieller medizinischer Ausnahmefall, der nur bei schwerkranken Menschen zum Einsatz kommt wenn es etwa keine Therapiealternativen gibt.

„Diese Verbindungen können oral eingenommen werden, und ihre Sicherheit für Menschen ist seit Langem erprobt", sagt Richard van Breemen, der leitende Autor der Studie, in einer Pressemitteilung. Die Forscher empfehlen daher in ihrer Studie ebenfalls eine orale Verabreichung der Cannabinoide, also in Form von Tropfen oder einer Tablette. Deutlich betonen sie aber auch, dass Cannabinoide allein keinen Sinn im Kampf gegen Corona machen. Ein probates Hilfsmittel zusätzlich zur Impfung könnten sie nach ihrer Einschätzung aber durchaus werden. Bis es soweit ist, seien aber weitere Studien und Testphasen nötig.

Info: Die Studie ist am 10. Januar im Fachblatt „Journal of Natural Products“ erschienen.

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