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Infektionszahlen steigen wieder Corona wirft Griechenland zurück

Athen · Das Land glaubte, die Pandemie im Griff zu haben. Aber die Zahlen steigen wieder. Corona stürzt das Land wieder tief in die Rezession. Wie schnell die Konjunktur wieder anspringt, hängt davon ab, wie intelligent Griechenland die Gelder des europäischen Aufbauplans zu nutzen versteht.

 Ein Touristin verlässt die Stoa des Attalos auf der Athener Agora.

Ein Touristin verlässt die Stoa des Attalos auf der Athener Agora.

Foto: AP/Thanassis Stavrakis

Für Griechenland sollte 2020 das Jahr der Wende werden. Der seit gut einem Jahr regierende konservative Premierminister Kyriakos Mitsotakis versprach fast drei Prozent Wachstum. Damit sollten die Griechen die Ära der Schuldenkrise, in der ihr Land mehr als Viertel seiner Wirtschaftskraft verlor, endgültig hinter sich lassen. Stattdessen stürzt nun die Corona-Pandemie das Land wieder tief in die Rezession. Athen setzt seine Hoffnungen auf die Milliarden aus dem Corona-Aufbauprogramm der EU.

Griechenland glaubte bisher, die Epidemie gut im Griff zu haben. Aber jetzt steigen die Zahlen plötzlich stark. In der ersten Augusthälfte meldete das griechische Gesundheitsministerium mehr Infektionen als im ganzen Monat Juli und fast dreimal so viele wie im Juni. Die Regierung verschärft nun wieder die im Mai bereits gelockerten Beschränkungen. Das trifft auch die Wirtschaft. Die für Anfang September geplante Messe im nordgriechischen Thessaloniki mit Deutschland als Partnerland wurde abgesagt.

Die Konjunkturprognosen sind düster. Die EU-Kommission erwartet für dieses Jahr in Griechenland einen Rückgang des Bruttoinlandsprodukts (BIP) um neun Prozent. Wie tief Griechenland in die Rezession rutscht, wird vor allem von der Entwicklung im Tourismus abhängen. Er steuerte im vergangenen Jahr 21 Prozent zum BIP bei und sicherte jeden fünften Job. Die Hoffnungen auf einen dynamischen Neustart nach der viermonatigen Zwangspause haben sich bisher nicht erfüllt. Gut 18 Milliarden Euro brachten ausländische Touristen vergangenes Jahr ins Land. Für 2020 rechnen Branchenexperten nur mit rund drei Milliarden.

Auch das Steueraufkommen geht zurück. In den ersten sieben Monaten lagen die Steuereinnahmen fast 18 Prozent unter Plan. Rechnete der Finanzminister noch in seinem Haushaltsplan für 2020 mit einem Überschuss von einem Prozent des BIP, erwartet er inzwischen ein Defizit von sieben Prozent. Corona wirft Griechenland auch beim Abbau seiner Staatsschulden weit zurück. Infolge der schrumpfenden Wirtschaft und der steigenden Neuverschuldung könnte die Quote 2020 erstmals die Marke vom 200 Prozent des BIP erreichen. Die Arbeitslosenquote stieg im Mai – neuere Zahlen liegen noch nicht vor – auf 17 Prozent.

Anders als während der Finanzkrise 2010 bis 2018 dürfte sich die Wirtschaft diesmal relativ schnell erholen. Die EU-Kommission prognostiziert Griechenland für 2021 ein Wachstum von sechs Prozent. Wie schnell die Konjunktur wieder anspringt, wird vom weiteren Verlauf der Pandemie abhängen. Und davon, wie intelligent Griechenland die Gelder des europäischen Aufbauplans zu nutzen versteht.

Aus dem Programm kann Athen 32 Milliarden Euro erwarten. Im Verhältnis zur Wirtschaftsleistung ist das der höchste Anteil aller EU-Staaten. Mitsotakis hat eine Expertenkommission unter Vorsitz des Ökonomie-Nobelpreisträgers Sir Christopher Pissarides eingesetzt, die Vorschläge für ein nationales Aufbauprogramm ausarbeitet. Das Gremium hat bereits einen 14-Punkte-Plan vorgelegt. Dazu gehören eine Steuer-, Verwaltungs- und Justizreform, eine Modernisierung der Finanzaufsicht, mehr Investitionen in Bildung und Forschung, Anreize für Investitionen. Passarides ist zuversichtlich: Griechenland könne sich nach Corona das „Kalifornien Europas“ werden.

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