Höchste Zahl seit Beginn der Pandemie Fast 10.000 Corona-Neuinfektionen in Frankreich binnen 24 Stunden

Paris · In Frankreich ist die Rekordzahl von fast 10.000 Coronavirus-Neuinfektionen binnen 24 Stunden verzeichnet worden. Die französische Regierung plant daher eine weitere Verschärfung der Corona-Maßnahmen.

 Angesichts der steigenden Zahlen von Virusfällen hat Frankreich Mühe, genügend Tests durchzuführen, um den Anforderungen gerecht zu werden.

Angesichts der steigenden Zahlen von Virusfällen hat Frankreich Mühe, genügend Tests durchzuführen, um den Anforderungen gerecht zu werden.

Foto: dpa/Michel Euler

Angesichts einer Rekordzahl von Corona-Neuansteckungen zeichnen sich in Frankreich verschärfte Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie ab. Das Kabinett beriet darüber am Freitag bei einer Krisensitzung unter Leitung von Präsident Emmanuel Macron. Kurz zuvor hatte die nationale Gesundheitsbehörde einen neuen Höchststand von fast 10.000 neuen Corona-Fällen innerhalb eines Tages bestätigt - fast sieben Mal so viele wie in Deutschland. Als schärfstes Mittel gelten neue Ausgangsbeschränkungen, dagegen gibt es jedoch Widerstand.

Statt neuer Ausgangsbeschränkungen waren unter anderem Sperrstunden und ein verringerter Zugang zu Alten- und Pflegeheimen im Gespräch. In ersten Regionen wurden bereits verschärfte Maßnahmen beschlossen: Im nordfranzösischen Verwaltungsbezirk Pas-de-Calais müssen unter anderem Bars, Restaurants und Geschäfte mit Spät- oder Alkoholverkauf vorerst spätestens um 0.30 Uhr schließen, wie die Präfektur am Freitag mitteilte. Die Stadt Nizza untersagte Besuche in den städtischen Alten- und Pflegeheimen und schränkte Freizeitangebote ein.

Der nationale Corona-Beirat drängt die Regierung wegen der seit Mitte August deutlich steigenden Infektionszahlen zum Handeln. Der Vorsitzende des Gremiums, der Immunloge Jean-François Delfraissy, mahnte diese Woche „eine Reihe schwieriger Entscheidungen“ zum Schutz von Risikogruppen an.

Präsident Macron warnte dagegen vor „Panik“ und rief zu einer „realistischen“ Betrachtungsweise auf. Vor neuen Ausgangsbeschränkungen schreckt die Regierung wegen der wirtschaftlichen Folgen zurück.

Wegen des Lockdowns zwischen März und Mai brach die französische Wirtschaftsleistung im zweiten Quartal um knapp 14 Prozent ein, die Regierung erwartet in diesem Jahr 800.000 Arbeitslose mehr. Auch der Tourismus ist massiv betroffen: So warnt etwa Deutschland vor Reisen in sieben französische Festlandsregionen. Zuletzt kamen unter anderem große Teile der Atlantikküste und des Südwestens hinzu.

Bereits jetzt gelten in Frankreich zum Teil schärfere Regeln als in Deutschland und anderen Nachbarstaaten: In Unternehmen und den meisten Schulen gilt eine Maskenpflicht. In Paris und zahlreichen anderen französischen Großstädten muss der Mund-Nasen-Schutz zudem auch im Freien getragen werden. Zugleich will die Regierung die Quarantänezeit für Infizierte und Kontaktpersonen von 14 auf sieben Tage senken, um eine höhere Akzeptanz zu erreichen.

Während die Lage im Frühjahr vor allem im Grenzgebiet zu Deutschland und im Pariser Großraum kritisch war, ist nun die Region um die Provence und die Côte d'Azur besonders stark betroffen. Die Hafenstadt Marseille und das umliegende Département Bouches-du-Rhône kündigten bereits eine Aufstockung der Intensivbetten an.

Der Leiter der Notfallaufnahme im Pariser Krankenhaus Georges Pompidou, Philippe Juvin, äußerte im Sender BFM-TV die Befürchtung, dass in Risikogebieten „in zwei bis drei Wochen wieder 50 Prozent der Beatmungsplätze belegt“ sein könnten. Nach Regierungsangaben kann die Zahl der Intensivbetten bei einer zweiten Welle auf 12.000 aufgestockt werden. Das wären rund doppelt so viele wie im Frühjahr.

Das Gesundheitsministerium zählte zuletzt 9843 neue Ansteckungsfälle, die höchste Zahl seit Beginn der Pandemie. Allerdings wurden auch die Tests deutlich ausgeweitet: Bei zuletzt einer Million Proben wurden innerhalb einer Woche mehr als 48.500 Ansteckungen festgestellt.

Zudem wurden innerhalb von 24 Stunden 19 weitere Todesfälle gezählt. Die offizielle Gesamtzahl der Todesopfer im Land stieg damit auf mehr als 30.800.

(lha/afp)
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