Corona-Folgen So gefährlich ist das Pims-Syndrom für Kinder

Düsseldorf · Das Pims-Syndrom ist eine höchst kritische Reaktion des kindlichen Immunsystems auf eine Infektion mit dem Coronavirus. Todesfälle gab es hierzulande noch nicht, wohl aber auffällige Folgeschäden.

 Eine Schülerin einer vierten Klasse einer Münchner Grundschule mit einem Teströhrchen während eines selbst durchgeführten Coronatests. (Symbolbild)

Eine Schülerin einer vierten Klasse einer Münchner Grundschule mit einem Teströhrchen während eines selbst durchgeführten Coronatests. (Symbolbild)

Foto: dpa/Matthias Balk

Zu den Halbwahrheiten, die es zu den Erscheinungsformen von Covid-19 gibt, zählt auch die Behauptung, dass es sich vornehmlich um eine Krankheit von alten Leuten handele. Gewiss sind Menschen über 60 Jahre vulnerabler als jüngere, trotzdem sind etwa die Long-Covid-Fälle bei unter 50-Jährigen auffällig häufig.

Dass auch Kinder und junge Leute von Covid-19 sogar intensivmedizinisch betroffen sein können, wissen die wenigsten. Doch es gibt das Pims-Syndrom, das Kinderärzte momentan mit einer gewissen Besorgnis auf dem Schirm haben. Pims bedeutet: „Pediatric Inflammatory Multisystem Syndrome“, also eine systemische Entzündungserkrankung bei Kindern, die verschiedene Organe betrifft. Unstrittig ist, dass viele mit Sars-CoV-2 infizierte Kinder wenig oder gar keine Symptome zeigen. Falls doch, dann sind die Beschwerden meist unspezifisch und werden leicht falsch gedeutet. Kinder leiden vor allem an Fieber, Husten und Halsschmerzen, vereinzelt auch Bauchschmerzen. Jugendliche entwickeln eher ein Krankheitsbild wie Erwachsene, mit Fieber, Gliederschmerzen und oft einer Geruchs- und Geschmacksstörung. Sind Kinder mit Coronaviren infiziert, können sie auch andere anstecken – unabhängig davon, ob sie selbst erkrankt sind.

Doch bei Pims ist das anders. Indem das Immunsystem verzögert, dann aber überschießend reagiert, zeigen manche Kinder einen auffällig schweren Krankheitsverlauf. Zwei bis vier Wochen nach der Infektion erkranken sie so schwer, dass sie teilweise sogar auf der Intensivstation versorgt werden müssen. Das Krankheitsbild erinnert an das sogenannte Kawasaki-Syndrom, das Kinderärzte bislang hauptsächlich als seltene Erkrankung bei sehr kleinen Kindern kannten. Die Kinder haben hohes Fieber, Schleimhautentzündungen, Lymphknotenschwellung, Hautausschlag und gerötete Hände.

Bei Covid-19 treten diese Phänomene zum Teil auch bei deutlich älteren Kindern auf, dann kommt es zu Pims. Bisher wurden mehrere hundert Pims-Fälle in Deutschland gezählt, in Großbritannien kommen mittlerweile sogar etwa 100 schwerkranke Pims-Kinder pro Woche in die Kliniken.

Panik sollte Eltern gewiss nicht befallen. Zwar handelt es sich um eine potenziell lebensgefährliche Krankheit, doch durch eine schnelle, effektive Behandlung mit entzündungshemmenden Medikamenten kann den meisten kleinen Pims-Patienten gut geholfen werden. Trotzdem ist die Gefahr nicht vom Tisch. Die Deutsche Gesellschaft für Pädiatrische Infektiologie hat mittlerweile sieben Fälle von Folgeschäden bei jungen Pims-Patienten registriert; vor allem betreffen sie das Herz. Weitere Daten aus Langzeit-Beobachtungen stehen noch aus.

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