Faktencheck Diese Corona-News sind falsch - und diese wahr
„Das Schmerzmittel Ibuprofen verschlimmert die Symptome der Lungenkrankheit Covid-19.“
In einer Whatsapp-Sprachnachricht wird davor gewarnt, Ibuprofen einzunehmen. Eine angebliche Mutter berichtet einer anderen Mutter von angeblichen Tests, die noch nicht abgeschlossen sind. Auch die französische medizinische Fachzeitschrift "The Lancet" hatte einen Beitrag veröffentlicht, wonach Entzündungshemmer wie Ibuprofen den Krankheitsverlauf von Covid-19 verschlimmern könnten.Tatsächlich riet die Weltgesundheitsorganisation (WHO) zunächst von der Einnahme von Ibuprofen bei Verdacht auf eine Corona-Infektion ab, während sie die Auswirkungen überprüfte. Wenige Tage später machte die WHO einen Rückzieher: „Auf der Basis der heute vorhandenen Informationen rät die WHO nicht von der Einnahme von Ibuprofen ab“, teilte die Weltgesundheitsorganisation mit. Es gebe keine Hinweise auf negative Auswirkungen.
„Supermärkte schränken ihre Öffnungszeiten ein.“
Im Internet kursiert ein Fake-Artikel, der optisch so gestaltet ist, dass es den Anschein erwecken soll, dass er von der Nachrichtenseite „Focus Online“ stammt. Darin ist zu lesen, dass einige der großen Supermarktketten ihre Öffnungszeiten massiv einschränken würden. Demnach sollten die Lebensmittelgeschäfte nur noch montags und freitags für jeweils zwei Stunden geöffnet sein. Nicht nur „Focus Online“ hat umgehend reagiert und die Meldung als Fake News deklariert, auch die Bundesministerin für Ernährung und Landwirtschaft, Julia Klöckner, hat via Twitter ihren Unmut über derartige Falschnachrichten kundgetan. Es sei unanständig, mit der Angst der Menschen zu spielen.
„Das Virus Sars-CoV-2 stirbt bei 27 Grad Celsius ab.“
Seit Beginn der Corona-Krise werden immer wieder Kettenbriefe über angebliche Wirkungsweisen des Virus über soziale Netzwerke und Messenger-Dienste geteilt. In einem weit verbreiteten Text wird etwa behauptet, dass das Coronavirus „bei einer Temperatur von 26 bis 27 Grad stirbt“. Coronaviren halten deutlich höhere Temperaturen aus. Die Körperkerntemperatur liegt bei fast allen Menschen bei mehr als 35 Grad Celsius. Würde Sars-CoV-2 tatsächlich bei weniger als 30 Grad Celsius absterben, wäre der Erreger im menschlichen Körper gar nicht lebensfähig. Die Weltgesundheitsorganisation WHO stellt zudem klar: Das Coronavirus kann sich auch in warmen Ländern mit hoher Luftfeuchtigkeit ausbreiten. Forscher untersuchen derzeit, wie sehr höhere Außentemperaturen die Verbreitung des Coronavirus zumindest eindämmen könnten. Selbst aus Ländern mit derzeit höheren Temperaturen als 27 Grad - etwa Malaysia - wurden allerdings viele Neuinfektionen mit dem Coronavirus gemeldet.
„Eine Corona-Infektion ist wie eine ganz normale Grippe.“
Immer wieder hört man diese Aussage. Wenn sie dann von Menschen getroffen wird, die es eigentlich besser wissen müssten, wird es besonders gefährlich. Zum Beispiel von Dr. Wolfgang Wodarg. Der Lungenarzt und ehemalige Bundestagsabgeordnete kritisierte die Schutzmaßnahmen und sprach von „unnötiger Panikmache“. Dafür erfuhr er viel Gegenwind, beispielsweise vom SPD-Politiker und Gesundheitswissenschaftler Karl Lauterbach. Denn Fakt ist, dass über das neuartige Virus Sars-CoV-2 noch nicht viel bekannt ist. Auch nicht, warum einige Infizierte nur sehr milde Symptome und andere - auch jüngere und augenscheinlich gesunde Menschen - schwere Krankheitsverläufe haben. Auch zu etwaigen gesundheitlichen Folgen einer Covid-19-Erkrankung gibt es noch keine validen Forschungsergebnisse.
„Das Coronavirus ist gar nicht neu, sondern schon lange bekannt.“
Noch eine Verschwörungstheorie, die sich hartnäckig hält: Das Virus Sars-CoV-2 gibt es schon lange, schließlich gab es 2002 bereits eine Pandemie, ausgelöst durch das Coronavirus. Der Erreger Sars-CoV-2, der für diese Pandemie verantwortlich ist, gehört zur Familie der Coronaviren, die schon lange bekannt sind. Doch das spezielle Virus Sars-CoV-2 und die Lungenkrankheit Covid-19, die es auslöst, sind neuartig.
„Das Coronavirus wurde im Labor gezüchtet.“
Manche Fake News und Verschwörungstheorien verbreiten sich schneller als das Virus selbst. So auch diese Theorie, nach der das Virus in einem Labor gezüchtet worden ist. Geteilt werden solche abstrusen Ideen auffällig oft in rechten Foren oder Gruppen. Bei den öffentlichen Beiträgen ist oftmals die Kommentarfunktion deaktiviert, und es wirkt, als würden die Anhänger dieser Theorie sich nicht auf eine Diskussion einlassen wollen. Der Grund, warum das Virus gezüchtet wurde? Eine gezielte Vernichtung von Menschen oder Geldmacherei mit dem Verkauf von Medikamenten. Wissenschaftler und Experten vermuten hingegen, dass das Sars-CoV-2-Virus von Wildtieren stammt und sich die ersten Menschen auf einem Seafood-Markt in Wuhan angesteckt haben.
„Alkohol trinken schützt vor einer Corona-Infektion.“
In den sozialen Medien geht ein Bild um, auf dem angeblich das Robert-Koch-Institut zum Alkoholgenuss aufruft. Dort steht: “In der Fastenzeit auf Alkohol zu verzichten ist in diesem Jahr laut RKI der falsche Weg. Aufgrund des Coronavirus wird sogar empfohlen mehr als die gewöhnliche Menge zu sich zu nehmen und dies unbedingt täglich. Ab einer Menge von 100g Alkohol pro Tag soll sich eine ausreichende Desinfizierung im Mund und Rachenraum einstellen. Das wären dann zum Beispiel 5 Bier. Wer mehr verträgt, darf und soll auch mehr zu sich nehmen. Stand: 19.03.2020”
Einige Viren reagieren zwar empfindlich auf fettlösende Substanzen wie Alkohol, jedoch bezieht sich das auf die Desinfektion und Reinigung von Oberflächen. Das Trinken von Alkohol kann den Viren allerdings nichts anhaben. Das stellte die WHO bereits Anfang Februar klar. “Alkohol sollte immer moderat konsumiert werden und Menschen, die keinen Alkohol trinken, sollten nicht damit anfangen, in dem Bestreben einer Covid-19-Infektion vorzubeugen.” Doch nicht nur inhaltlich sollten bei diesem angeblich offiziellen Schreiben die Alarmglocken klingen, auch die fehlenden Kommata deuten darauf hin, dass es sich hierbei nicht um ein echtes Statement des Robert-Koch-Instituts handeln kann.
„Durch Luftanhalten kann man prüfen, ob man infiziert ist.“
Ein Kettenbrief, der derzeit auf Whatsapp kursiert, erklärt, wie man sich ganz einfach zuhause auf das Coronavirus testen könne. Laut “Experten aus Taiwan” müsse man tief einatmen und für mehr als zehn Sekunden die Luft anhalten. Wer husten müsse oder eine Engegefühl verspüre, bei dem liege eine Infektion vor. Für eine Diagnose, ob eine Infektion mit Sars-CoV-2 besteht, werden nicht die Symptome bewertet. Symptome wie Husten können lediglich auf einen Verdachtsfall hinweisen und liefern kein verlässliches Ergebnis. Der Erreger muss direkt nachgewiesen werden. Untersucht werden dafür Abstriche aus den oberen und tiefen Atemwegen auf Erbgut des Erregers.
„Alle 15 Minuten Wasser zu trinken schützt vor einer Corona-Infektion.“
Ausreichend Wasser zu trinken ist ein wichtiger Bestandteil einer ausgewogenen Ernährung, ein unmittelbarer Schutz vor einer Infektion mit dem Virus Sars-CoV-2 ist es allerdings nicht. In einer Nachricht, die derzeit auf Whatsapp verbreitet wird, heißt es: “Nehmen Sie mindestens alle 15 Minuten ein paar Schlucke Wasser.” Selbst wenn das Virus in den Mund gelangen sei, das Wasser spüle es in den Magen, wo es von der Magensäure abgetötet werde. Allerdings ist nicht nur der Mund Eintrittspforte für Erreger, auch über die Augenbindehaut und die Nasenschleimhäute gelangen Viren in den Körper.
„Chlor im Schwimmbad tötet das Virus Sars-CoV-2 ab.“
Diese Falschnachricht geht auf ein angebliches Zitat des Arztes Dr. Leon Hoe Nam zurück, der am Mount Elizabeth Novena Hospital in Singapur arbeitet. Chlor könne Covid-19 töten, hieß es dort. Und weiter: Chlor im Schwimmbecken werde helfen, das Virus zu töten. Das ist allerdings nur bedingt richtig. Wie die WHO sagt, kann Chlor die Sars-CoV-2-Viren, die sich auf der Haut befinden, abtöten. Wenn die Viren sich jedoch bereits im Körper befinden und Covid-19 bereits ausgebrochen ist, hilft auch ein Sprung in das Schwimmbecken nicht. Die Atemwegserkrankung kann nicht durch schwimmen geheilt oder rückgängig gemacht werden. Insofern ist diese Meldung stark irreführend.
„Globuli helfen gegen das Coronavirus.“
Am 23. März wurde der Verbraucherzentrale Brandenburg gemeldet, dass ein Anbieter über einen E-Mail-Verteiler Werbung für homöopathische Globuli verbreitete, die angeblich vor einer Ansteckung mit dem Coronavirus schützen sollen. So hieß es, das menschliche Immunsystem könne mithilfe der Globuli Antikörper entwickeln, wodurch das Risiko einer Infektion verringert werde. Annett Reinke von der Verbraucherzentrale Brandenburg stellte klar, dass da nichts dran ist: “Wir verurteilen Unternehmen, die die aktuelle Lage ausnutzen, um mit nicht belegbaren Aussagen oder Fake-News verunsicherten Verbrauchern das Geld aus der Tasche zu ziehen.”
Kein Unterricht mehr im laufenden Schuljahr
Derzeit kursiert ein vermeintlicher Screenshot des Bildungsportals NRW unter Schülern bei Whatsapp. In der gefakten Nachricht steht geschrieben, dass „nach Beratung in den Fachgremien und in Abstimmung mit den Kommunal-Behörden“ entschieden wurde, dass der „reguläre Schulbetrieb im laufenden aufgrund der Corona-Pandemie bis zu den Sommerferien nicht mehr aufgenommen werden soll.“ Der bearbeitete Screenshot sieht täuschend echt aus – ist aber eine Lüge. Die Schulen in Nordrhein-Westfalen sollen am 15. April erfahren, wie es mit dem Unterricht nach den Osterferien in Zeiten der Corona-Krise weitergeht.