Nach Risiken gestaffelt Forscher legen Ausstiegsplan aus Corona-Einschränkungen vor

Berlin · Wie kann ein Ausstieg aus den aktuelle wegen der Pandemie verhängten Maßnahmen aussehen? Wissenschaftler haben darauf nun eine Antwort gegeben und einen mögliche Strategie entworfen.

 Clemens Fuest, Präsident des ifo-Instituts, bei einer Pressekonferenz.

Clemens Fuest, Präsident des ifo-Instituts, bei einer Pressekonferenz.

Foto: dpa/Kay Nietfeld

Eine Gruppe renommierter Wissenschaftler plädiert für einen allmählichen Abbau der wegen der Corona-Pandemie eingeführten Beschränkungen. Diese müssten differenziert und unter kontinuierlicher Abwägung der Risiken nach und nach gelockert werden, so die Forscher um Ifo-Präsident Clemens Fuest und Martin Lohse, Präsident der Gesellschaft Deutscher Naturforscher und Ärzte.

Priorität müssten dabei Beschränkungen haben, die hohe wirtschaftliche Kosten verursachen oder zu starken sozialen und gesundheitlichen Belastungen führen, heißt es in dem am Freitag veröffentlichten Vorschlag der 14 Experten aus deutschen Universitäten und Forschungsinstituten. Regionen mit niedrigen Infektionsraten und freien Kapazitäten im Gesundheitssystem etwa könnten vorangehen. Beginnen sollten zudem Sektoren mit niedriger Ansteckungsgefahr – wie hochautomatisierte Fabriken sowie Bereiche mit weniger gefährdeten Personen, etwa Schulen und Hochschulen.

„Die aktuellen Beschränkungen sind sinnvoll und zeigen erste Wirkung“, sagte Lohse. Allerdings hätten sie neben hohen wirtschaftlichen und sozialen Kosten auch gravierende medizinische Folgen, etwa für Patienten mit anderen schweren Erkrankungen. „Weil wir damit rechnen müssen, dass die Pandemie uns noch viele Monate beschäftigt und letztlich nur unser Immunsystem uns schützen kann, brauchen wir eine flexible, nach Risiken gestaffelte Strategie – ein genereller Shutdown ist keine langfristige Lösung“, betonte Lohse.

„Gesundheit und eine stabile Wirtschaft schließen sich keineswegs aus“, sagte Ifo-Chef Fuest. Beides bedinge sich vielmehr gegenseitig: „So wie eine positive wirtschaftliche Entwicklung bei unkontrollierter Ausbreitung des Virus nicht möglich ist, lässt sich auch die Leistungsfähigkeit unseres Gesundheitswesens ohne eine funktionierende Wirtschaft nicht aufrechterhalten“.

Wichtig seien jetzt großflächige Tests, um zuverlässigere Erkenntnisse über die Ausbreitung des Erregers zu erhalten, schreiben die Wissenschaftler aus den Bereichen Innere Medizin, Infektionsforschung, Pharmakologie, Epidemiologie, Ökonomie, Verfassungsrecht, Psychologie und Ethik. Auch die Sicherung der Produktion von Schutzkleidung, Schutzmasken, Medikamenten und künftiger Impfstoffe zähle zu den vordringlichen Maßnahmen.

(c-st/Reuters)
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