Test des Paul-Ehrlich-Instituts Diese Schnelltests erkennen auch Omikron zuverlässig

Düsseldorf · Zeigen Corona-Schnelltests eine Infektion mit der Omikron-Variante sicher an? Diese Frage ist nun geklärt. Das Paul-Ehrlich-Institut hat getestet – mit überwiegend positiven Ergebnissen. Welche Tests ein sicheres Ergebnis liefern und was es beim Selbsttesten zu beachten gilt.

 Nach durchschnittlich 15 Minuten zeigen die handelsüblichen Schnelltests das Testergebnsi an.

Nach durchschnittlich 15 Minuten zeigen die handelsüblichen Schnelltests das Testergebnsi an.

Foto: dpa/Sebastian Gollnow

Ein negativer Schnelltest ist gerade in Zeiten hoher Infektionslagen für viele ein Stück Sicherheit. Vor allem angesichts eingeschränkter Möglichkeiten, einen PCR-Test zu erhalten und vor dem Hintergrund, dass viele Testzentren in absehbarer Zeit schließen werden. Das Problem aber: Verschiedene Studien warfen Zweifel an der Messgenauigkeit der Schnelltests bei Omikron auf.

Zunächst sorgte eine Untersuchung des Instituts für Mikrobiologie der Bundeswehr für Unruhe. Sie kam zu dem Ergebnis, dass 28 in Deutschland erhältliche Tests zwar Omikron erkennen, aber nicht so gut wie erhofft. Forscher der Ludwig-Maximilians-Universität Würzburg bescheinigten danach acht von neun zuvor vom Paul-Ehrlich-Institut (PEI) geprüften Schnelltests Omikron schlechter zu erkennen als Delta. Ein Bericht der amerikanischen Arzneimittelbehörde FDA stellte grundsätzlich die Frage in den Raum, ob Antigen-Schnelltests überhaupt in der Lage sind, Infektionen mit der Omikron-Variante sicher nachzuweisen.

Das Paul-Ehrlich-Institut (PEI) gibt nun grünes Licht in Sachen Aussagekraft für die meisten der in Deutschland verfügbaren Schnelltests für den Eigengebrauch. „Unsere Untersuchungen geben keinen Hinweis auf verringerte Sensitivität von Antigen-Schnelltests gegenüber Omikron“, meldet das PEI. Sowohl die Omikron-Varianten BA.1 als auch die weiter auf dem Vormarsch befindlichen BA.2-Variante lassen sich laut der Ergebnisse des PEI ebenso sicher anzeigen wie eine Infektion mit der Delta-Variante. Bei einem Teil der Tests ist allerdings auch weiterhin unklar, ob sie sich zum Nachweis von Omikron eignen.

In unserer Übersicht finden Sie einen Auszug der Selbsttests, die die Omikron-Variante zuverlässig und mit überwiegend 100-prozentiger Sensitivität bei Proben mit hoher Viruslast erkennen und nachweislich Mindestkriterien in Hinblick auf die Sensitivität erfüllen und sich damit nicht nur auf Herstellerangaben berufen.

Zu seiner in Summe sehr viel umfangreicheren Testübersicht kommt das PEI nach der stichprobenartigen Untersuchung von 20 Schnelltests. Dafür nahm es diese Testauswahl genauer unter die Lupe und übertrug die Testergebnisse dann auf andere Tests mit ähnlichem Design. Diese Methode nennt das PEI „Bridging“. Wichtig dabei: Die 20 erfolgreich überprüften Schnelltests mussten das Coronavirus an einem Protein erkennen, die bei Omikron im Vergleich zu früheren Varianten nicht mutiert sind.

Um das auch für die Gesamtzahl der Schnelltests sicher zu wissen und nicht bloß anzunehmen, hat das PEI bei den Herstellern der Antigenschnelltests angefragt. Sie sollten Angaben dazu liefern, über welche Virusregion der jeweilige Test das Coronavirus identifiziert. Allerdings lagen zum Stichtag, an dem das PEI seine Test-Übersicht erstellt hat, noch nicht alle Antworten vor. Für 385 Tests ließ sich zu diesem Zeitpunkt sagen, dass sie auf Virusbereiche abzielen, die bei Omikron nicht mutiert sind. 43 Tests – rund zehn Prozent der insgesamt eingegangenen Hersteller-Rückmeldungen – zielen auf Virusregionen ab, die bei der Omikron-Variante mutiert sind.

Auch wenn Tests nach der Prüfung durch das PEI nun die Bescheinigung „messgenau“ erhalten, sollten Verbraucher sich jedoch nicht in falscher Sicherheit wiegen, wenn sie ihr Messergebnis ablesen. Denn die Tests sind durch verschiedene Faktoren beeinflussbar. Schon früh kursierte beispielsweise vor allem unter Schülern der Cola-Trick, der zu einem falsch positiven Messergebnis führen kann. Auch andere säurehaltige Getränke könnten die Ergebnisse beeinflussen, wie Wissenschaftler der Universität Liverpool feststellten. Auch können die Umgebungstemperatur oder die Lagerung der Testkassette – aufrecht oder gerade – Einfluss auf das Testergebnis haben.

Außerdem könnte auch die Art der Probenentnahme bei Omikron eine größere Rolle spielen als bei anderen Corona-Varianten. Bei Omikron vermehrt sich das Virus nämlich vor allem zu Beginn der Infektion vornehmlich im Hals und Rachenbereich und ist oft erst später in der Nase nachweisbar. Amerikanische Forscher stellten fest, dass vor allem zu Beginn einer Omikron-Infektion ein Speicheltest zuverlässiger ist. Empfohlen wird daneben jedoch auch, beim Abstrich zunächst Probenmaterial aus dem Rachen aufzunehmen und danach das Teststäbchen zusätzlich tief in die Nase zu führen, um dort Sekret zu sammeln.

Nicht alle Tests funktionieren gleich. Aus diesem Grund sollte man vor der Selbsttestung immer erst genau die Testanleitung durchlesen und diese Schritt für Schritt nachvollziehen. Vor dem Testen gilt es, sich die Hände zu waschen. Sind sie nicht sauber, können beim Auspacken von Testkassette oder Teststäbchen, beim Vermengen von Probenmaterial und Testlösung oder dem Verschließen von Teströhrchen Verunreinigungen eingebracht werden. Diese können zu einem falsch-positiven oder falsch-negativen Ergebnis führen. Experten raten zudem dazu unmittelbar vor dem Testen nicht die Zähne zu putzen, nichts zu essen und auch nicht zu trinken.

Auch wenn alle Maßnahmen beachtet sind, ist ein negativer Schnelltest trotzdem keine Garantie dafür, dass man nicht trotzdem ansteckend ist. Gerade zu Beginn einer Infektion können Schnelltests negativ ausfallen, darauf weist auch Virologe Christian Drosten hin. Besonders dann, wenn man Symptome an sich feststellt, sollte man sich nicht auf ein einzelnes Ergebnis verlassen, sondern mindestens einen weiteren Test machen. Den sichersten Nachweis über eine Corona-Infektion bietet nach wie vor ein PCR-Test.

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