Corona-Pandemie Die richtige Strategie für den Herbst

Meinung | Düsseldorf · Die Corona-Pandemie geht im Herbst in ihre dritte Saison. Zeit für eine angepasste Strategie mit chirurgischen Schnitten. Die Dänen machen es vor.

 Eine Corona-Impfspritze, die von einer Hand im blauen Gummihandschuh getragen wird.

Eine Corona-Impfspritze, die von einer Hand im blauen Gummihandschuh getragen wird.

Foto: picture alliance / Eibner-Pressefoto/Fleig / Eibner-Pressefoto

In der Chirurgie hat eine Operationsform Karriere gemacht. Die besten Ärzte der Welt gehen selbst bei komplizierten Eingriffen in den Körper eines Menschen minimal-invasiv vor. Der Vorteil: Die üblen Nebenwirkungen großer Schnitte können so vermieden werden.

Dieses Rezept sollte nach inzwischen zweieinhalb Jahren auch für die Bekämpfung der Corona-Pandemie Anwendung finden. So wollen zumindest die dänischen Behörden vorgehen. Da es bei unseren nördlichen Nachbarn so gut wie keine Todesopfer und extremen Verläufe bei Menschen unter 50 Jahren gibt (von Personen mit starken Vorerkrankungen einmal abgesehen), soll diese Gruppe keinerlei Beschränkungen mehr unterliegen. Hier wird eine Corona-Infektion wie eine normale Grippe gesehen. Bei der von Experten und Expertinnen unterstellten Grundimmunität der dänischen Bevölkerung ist das durchaus eine akzeptable Annahme.

Dafür nehmen die Gesundheitsämter zwischen Kopenhagen und Arhus um so mehr die Älteren und die vulnerablen Gruppen ins Visier. Schon Mitte September sollen die Ältesten eine weitere Impfung erhalten, ab Oktober dann alle Personen über 50 Jahren. Das sind die Eckpunkte dieser überzeugenden und nachvollziehbaren Strategie, die eben nicht die ganze Bevölkerung mit einschneidenden Maßnahmen überzieht.

Die Deutschen haben noch kein Konzept für die im Herbst zu erwartenden Corona-Wellen. Das sollten sie schleunigst nachholen. Auch wenn der genaue Verlauf dieser unberechenbaren Pandemie kaum vorherzusehen ist, bewegen wir uns bei der allgemeinen Einschätzung der Corona-Gefahren auf einigermaßen sicherem Terrain. Es ist inzwischen hinreichend erwiesen, dass jüngere Menschen vom Virus ungleich weniger betroffen sind als die älteren. Die Festivals und vielen Zusammenkünfte der jungen Generation haben bewirkt, dass auch viele, die sich nicht haben impfen lassen, inzwischen durch Ansteckung immunisiert sind. Sie müssen deshalb nicht mehr minutiös überwacht werden. Wer sich impfen lassen will, ist herzlich willkommen. Wer nicht, wird in Ruhe gelassen.

Die Impfungen wiederum schützen nur unzureichend vor einer Ansteckung, aber verhindern die berühmten schweren Verläufe. Dabei darf man nicht dem Trugschluss unterliegen, dass eine Infektion harmlos sei. Aber sie führt bei einer geimpften Person nur selten ins Krankenhaus oder gar auf die Intensivstation. Zudem können sich die Menschen gegen Träger des Virus in geschlossenen Räumen gut mit Masken schützen.

Das dänische Beispiel könnte deshalb auch in Deutschland Schule machen. Das hieße, keinerlei Kontaktbeschränkungen für junge Leute, gegebenenfalls Maskenpflicht in geschlossenen Räumen und größere Vorsicht in Krankenhäusern, Pflegeeinrichtungen und Altersheimen. Auch der Kontakt zwischen den Generationen sollte unter Einhaltung der gängigen Covid-Regeln wie Abstand halten, Hygiene und auch Testungen erfolgen. So könnte Deutschland gut durch den Herbst kommen, ohne das Land mit einschneidenden Regeln zu überziehen, wenn die Infektionszahlen wieder heftig ansteigen. Das sei auch den ewigen Warnern gesagt wie zuletzt Bundestagsvizepräsidentin Karin Göring-Eckardt (Grüne), die schon jetzt Kontaktbeschränkungen im Falle einer Herbstwelle empfiehlt.

Nein, inzwischen ist jeder Einzelne gefordert, seinen Beitrag zu leisten. Wer jung und gesund ist, kann eben andere Risiken eingehen als die ältere Bevölkerung. Durch Impfung und Masken kann sich jeder schützen. Wenn dann noch eine paar Regeln wie Maskenpflicht oder Test- und Impfnachweise bei Massenveranstaltungen hinzukommen, ist Deutschland für den Herbst und den Winter gerüstet.

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