Medikament wird ab sofort in Großbritannien eingesetzt Dexamethason senkt Sterblichkeit von Covid-19-Kranken um ein Drittel

London · Neue Hoffnung im Kampf gegen Covid-19: Großbritannien wird ab sofort den Wirkstoff Dexamethason zur Behandlung von Patienten einsetzen. Das Steroid-Medikament soll noch heute auf die Liste der Standardverfahren des Gesundheitsdienstes gegen Covid-19 gesetzt werden.

 Ein Patient liegt im Krankenhaus Großhadern in einem Intensivzimmer an einem Beatmungsgerät (Symbolbild).

Ein Patient liegt im Krankenhaus Großhadern in einem Intensivzimmer an einem Beatmungsgerät (Symbolbild).

Foto: dpa/Peter Kneffel

Das teilte Gesundheitsminister Matt Hancock am Dienstag in London mit. Zuvor hatte eine klinische Studie ergeben, dass das Medikament die Sterblichkeit von Schwerstkranken um ein Drittel senkt.

Wissenschaftler unter Leitung eines Teams der Universität Oxford hatten für die Studie das weithin verfügbare Medikament mehr als 2000 schwerkranken Covid-19-Patienten verabreicht. Demnach reduzierte Dexamethason die Sterblichkeit derer, die nur mit Hilfe eines Beatmungsgerätes atmen konnten, um 35 Prozent. Bei Menschen, die Sauerstoff verabreicht bekamen, sank die Sterberate immerhin um ein Fünftel.

"Das Ergebnis zeigt, dass Dexamethason bei Covid-19-Patienten, die beatmet werden oder Sauerstoff erhalten, Leben rettet und das zu bemerkenswert niedrigen Kosten", sagte der Wissenschaftler Martin Landray von der Universität Oxford, der zu den Leitern der Studie gehört. Dexamethason sei das einzige Medikament, mit dem bislang gezeigt wurde, dass es die Sterblichkeit senke - "und es verringert sie erheblich", urteilte sein Kollege Peter Horby. "Das ist ein großer Durchbruch".

"Dexamethason ist das erste Medikament, für das gezeigt werden konnte, dass es die Überlebenschancen bei Covid-19 verbessert", sagte Professor Peter Horby. Das entzündungshemmende Mittel sei preiswert und könne sofort eingesetzt werden, um weltweit Leben zu retten.

Dexamethason ist ein synthetisches Glucocorticoid (Nebennierenrindenhormon), das bei einer Reihe von Krankheiten zur Hemmung von Entzündungen eingesetzt wird.

Bislang gibt es noch keinen Impfstoff und kein Medikament gegen das neuartige Coronavirus, mit dem sich weltweit bislang über acht Millionen Menschen angesteckt haben und das über 436.200 Todesopfer gefordert hat. Chinesische Wissenschaftler der China National Biotec Group teilten am Dienstag unterdessen mit, mit einem Impfstoffkandidaten vielversprechende Ergebnisse in einer klinischen Studie erzielt zu haben. Nun sollten weitere späte klinische Studien auch im Ausland mit dem Impfstoff gestartet werden. China erprobt fünf Corona-Impfstoffkandidaten in klinischen Studien am Menschen, mehr als jedes andere Land.

(felt/AFP/Reu)
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