Corona-Pandemie Öffnungsschritte sind laut Spahn „an den Grenzen des Verantwortbaren“

Berlin · Bundesgesundheitsminister Jens Spahn hat erneut zu Vorsicht bei weiteren Lockerungen von Corona-Beschränkungen gemahnt. Er bot sich den Bundesländern als „Kontaktbörse“ an, um Kontakt zu Testherstellern zu vermitteln.

 Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (v.r.), Lothar Wieler, Präsident des Robert-Koch-Instituts, und NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU).

Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (v.r.), Lothar Wieler, Präsident des Robert-Koch-Instituts, und NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU).

Foto: dpa/Michael Kappeler

Die von Bund und Ländern vorgesehenen Öffnungsmöglichkeiten gingen an die Grenze dessen, was unter dem Gesichtspunkt des Gesundheitsschutzes verantwortbar sei, sagte der CDU-Politiker am Freitag in Berlin. Keine Öffnungsschritte zu wagen, wäre aber auch kaum verantwortbar gewesen. Wichtig sei deswegen die vereinbarte „Notbremse“ für den Fall, dass die Zahl der Neuinfektionen wieder stark ansteigen sollten.

Spahn machte deutlich, dass für den Start kostenloser Schnelltests als Angebot für alle Bürger ab kommender Woche ausreichend Tests vorhanden seien. Das werde nicht überall gleich an diesem Montag der Fall sein, aber viele Bundesländer hätten angekündigt, loslegen zu wollen. „Von diesen Schnelltests sind mehr als genug da“, betonte Spahn. Jedes Testzentrum wisse, wo sie zu bestellen seien, dies passiere auch schon. Der Bund übernehme nun die Kosten dafür. Auch Selbsttests für zu Hause kämen jetzt auf den Markt, Hersteller hätten signalisiert, 20 Millionen pro Woche herstellen zu können.

Spahn bot sich den Ländern als „Kontaktbörse“ an, um Kontakt zu Testherstellern zu vermitteln, damit Tests etwa für Schulen und Kitas bestellt werden könnten. Positive Ergebnisse von Schnell- und Selbsttests müssten durch einen genaueren PCR-Labortests überprüft werden. Auch bei negativen Ergebnissen sei es weiter erforderlich, auf Abstand und Masken zu achten.

Das Robert-Koch-Institut (RKI) sieht „Signale einer Trendumkehr“ bei der Corona-Pandemie in Deutschland. Es erwartet, dass die ansteckendere britische Mutante demnächst die Oberhand gewinnt: „Es ist absehbar, dass B.1.1.7 bald die vorherrschende Variante in Deutschland sein wird“, sagte RKI-Präsident Lothar Wieler am Freitag in Berlin. „Dann wird es noch schwieriger, das Virus im Zaum zu halten.“ Die in Großbritannien entdeckte Variante sei „noch ansteckender und noch gefährlicher“.

Zuletzt seien die Fallzahlen pro 100.000 Einwohner binnen sieben Tagen (Sieben-Tage-Inzidenz) tendenziell wieder gestiegen, auch würden nach wie vor zu viele Todesfälle verzeichnet, sagte Wieler. Gemeinsames Ziel sei ein Frühling mit möglichst wenig Neuerkrankungen, schweren Verläufen und Todesfällen. „Das können wir erreichen.“ Er rief dazu auf, die Maßnahmen zum Schutz vor Ansteckungen weiter konsequent einzuhalten und Impfangebote wahrzunehmen. „Die Impfstoffe und alle, die sich impfen lassen, weisen uns den Weg aus dieser Pandemie.“

Nach RKI-Daten vom Freitag haben Gesundheitsämter in Deutschland binnen eines Tages 10.580 Corona-Neuinfektionen gemeldet. Vor genau einer Woche hatte der Tageswert bei 9997 Neuinfektionen gelegen. Die Sieben-Tage-Inzidenz lag laut RKI am Freitagmorgen bundesweit bei 65,4.

(mba/dpa)
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