Spahn über Corona-Lage „Das Virus gibt nicht einfach auf“

Berlin · Bundesgesundheitsminister Jens Spahn hat angesichts der Entwicklung der Corona-Infektionszahlen erneut zu Vorsicht gemahnt. „Das Virus gibt nicht einfach auf“, sagte der CDU-Politiker am Freitag in Berlin.

 Jens Spahn und Lothar Wieler.

Jens Spahn und Lothar Wieler.

Foto: AP/Michael Sohn

Neben besorgniserregenden Mutationen gebe es beim Sinken der Neuinfektionen gerade „eine Seitwärtsbewegung“. Das Bedürfnis nach einem Ende des Lockdowns sei greifbar. Bei Öffnungen gelte es aber, behutsam und vorsichtig vorzugehen, um das Erreichte nicht zu gefährden. Spahn wies zugleich darauf hin, dass Impfungen weiter stark Fahrt aufnehmen sollen. Zudem sollen Schnelltests und dann auch Laien-Selbsttests ab März breit eingesetzt werden können.

Der Präsident des Robert-Koch-Instituts, Lothar Wieler, sagt, die Infektionszahlen stagnierten auf einem Niveau, das "immer noch zu hoch" sei. Dies könne womöglich ein Wendepunkt sein, warnt Wieler in Berlin. Grund dafür sei, dass sich die britische Virus-Mutation massiv ausbreite. Ihr Anteil an den Infektionen steige rasant, was die Bekämpfung der Pandemie noch schwieriger mache.

Die Zahl der Neuinfektionen pro 100 000 Einwohner in sieben Tagen liegt nun bundesweit bei 56,8 - und damit geringfügig niedriger als am Vortag (57,1), wie das Robert Koch-Institut (RKI) am Freitag mitteilte. Schon in den Tagen zuvor hatte es keinen deutlichen Rückgang dieser Sieben-Tage-Inzidenz mehr gegeben. Bund und Länder streben ein Niveau von weniger als 50 an, weitergehende Öffnungsschritte sollen bei weniger als 35 möglich sein.

Spahn erwartet in den kommenden Wochen eine deutliche Erhöhung des Tempos bei den Impfungen gegen Covid-19. Inzwischen seien rund fünf Millionen Dosen verimpft, sagte er. Bis Ende nächster Woche würden zehn Millionen Impfdosen ausgeliefert sein. Derzeit würden rund 150.000 Menschen pro Tag in Deutschland geimpft. Dies werde man in den nächsten Wochen verdoppeln müssen, um alle verfügbaren Impfdosen verimpfen zu können, sagte Spahn.

Nach Angaben des Ministers sind inzwischen 740.000 Bewohnerinnen und Bewohner von Pflegeheimen mit einer ersten Dosis geimpft worden, fast 500.000 auch bereits mit der zweiten. Noch nicht alle, aber die allermeisten Bundesländer berichteten, dass alle Bewohner der Einrichtungen das Angebot zumindest für die erste Impfung erhalten haben. Spahn hatte als Ziel ausgegeben, dass dies Mitte Februar überall erfolgt sein sollte.

Vor dem Hintergrund der Zurückhaltung vieler Impfberechtigter beim Impfstoff von Astra-Zeneca betonte Spahn, es gebe in der EU „drei sichere und wirksame Impfstoffe, die zugelassen sind“. Ebenfalls zugelassen sind die Vakzine von Biontech und Moderna. Auch Wieler betonte, alle drei zugelassen Impfstoffe wirkten.

In vielen Bundesländern gibt es inzwischen Überlegungen, Gruppen, die laut Priorisierung noch nicht an der Reihe wären, früher zu impfen. Nach Angaben des bayerischen Gesundheitsministers Klaus Holetschek (CSU) wollen die Fachminister der Länder am Montag auch darüber sprechen, ob Lehrer und Erzieherinnen vorgezogen werden. Dafür hatten die Regierungschefs von Bund und Ländern bei ihrem letzten Treffen plädiert. Holetschek schloss sich der Forderung an.

Spahn sagte, sein Ministerium werde zu dem Thema einen Vorschlag vorlegen, der bei Konsens mit den Ländern dann auch zügig umgesetzt werden soll. Der Minister hatte in Aussicht gestellt, zumindest Grundschullehrerinnen und Erzieher vorzuziehen, weil Abstands- und Hygieneregeln im Kontakt mit dieser Altersgruppe schwieriger durchzusetzen seien.

(mja/dpa)
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