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Moderna, Biontech, Astrazeneca, J&J So wirksam schützen die Impfstoffe vor der Delta-Variante

Düsseldorf · Die Delta-Variante breitet sich in Deutschland aus und erschwert die Arbeit der Impfstoffe. Doch schwere Krankheitsverläufe werden verhindert, auch von Astrazeneca. Entscheidend ist die zweite Dosis.

 Beim Impfen ist die zweite Dosis wichtig.

Beim Impfen ist die zweite Dosis wichtig.

Foto: dpa/Fabian Sommer

In Wissenschaft und Politik wächst die Sorge vor Ausbreitung der Delta-Variante, die zuerst in Indien aufgetreten ist. In allen 16 Bundesländern wird sie bereits nachgewiesen. Binnen kurzer Zeit ist ihr Anteil an den untersuchten Corona-Infektionen laut Robert-Koch-Institut auf sechs Prozent gestiegen. Die Zahlen sind eine Woche alt, Mittwochabend kommt ein aktueller Virusvarianten-Bericht des RKI. Der hessische Gesundheitsminister Kai Klose sagte am Dienstag, dass Delta mittlerweile in Hessen schon über 20 Prozent der Fälle dominiere. Umso wichtiger ist das Impfen. Noch gibt es keinen amtlichen Überblick, aber erste Studien.

Biontech Die Delta-Variante zeigt sich selbst beim Mainzer Impfstoff hartleibig: So ist die Zahl der Antikörper nur ein Sechstel so hoch wie beim Ursprungsvirus, so eine in „The Lancet“ veröffentlichte Studie. Aber: Der Impfstoff wirkt auch gegen die Delta-Variante und verhindert vor allem tödliche Verläufe. So schnitt das Mittel bei einer Studie der britischen Gesundheitsbehörde Public Health England (PHE) gut ab: Biontech ist demnach bei der Delta-Variante zu 96 Prozent effektiv gegen schwere Verläufe mit Klinik-Einweisung. Die Studie wurde in England durchgeführt, wo die Deltavariante bereits für über 90 Prozent der Neuinfektionen verantwortlich ist. Biontech-Chef Ugur Sahin hält auch keine Anpassung für nötig. „Um schnell reagieren zu können, analysieren wir kontinuierlich die Wirksamkeit des Impfstoffs, auch gegen neu auftretende Varianten“, sagte Sahin am Dienstag auf der Hauptversammlung seines jungen Unternehmens. „Derzeit gibt es keine Hinweise darauf, dass eine Anpassung unseres Impfstoffs an kursierende Varianten notwendig ist.“

Moderna Der Impfstoff des US-Herstellers wurde in der PHE-Studie nicht untersucht. Doch das Unternehmen hat nun eine eigene Studie vorgelegt. Danach regt der Moderna-Impfstoff auch eine Immunantwort gegen die Delta-Variante an. Labor-Untersuchungen mit Blut von Geimpften hätten den Effekt zudem bei mehreren anderen Varianten gezeigt, teilte das Unternehmen Ende Juni mit. Es habe bei der Delta-Variante nur eine „geringfügige Reduktion der neutralisierenden Titer“ gegeben. Die neuen Daten seien ermutigend und bestärkten die Überzeugung, dass der Impfstoff weiterhin vor neu entdeckten Varianten schütze, sagt Moderna-Chef Stephane Bancel laut Reuters. Moderna und Biontech setzen beide auf die mRNA-Technologie und arbeiten auch bereits an Anpassungen ihres Impfstoffs, die noch genauer auf Virus-Varianten zielen. Das Bundesgesundheitsministerium erwartet, dass der Impfstoff von Moderna in der zweiten Juli-Hälfte in der EU für über Zwölfjährige zugelassen wird. Biontech ist bereits für Kinder ab 12 zugelassen.

Astrazeneca Selbst der Impfstoff mit dem Imageproblem schnitt in der PHE-Studie ordentlich ab: Das Astrazeneca-Vakzin ist bei der Delta-Variante zu 92 Prozent effektiv gegen schwere Verläufe mit Klinikeinweisung. „Außerdem traten keine Todesfälle unter den Geimpften auf“, so der Hersteller. Schon beim Ursprungs-Virus ist Astrazeneca zwar im Vergleich zu Biontech nicht ganz so wirksam, was die Verhinderung einer Ansteckung angeht, aber zu 100 Prozent wirksam, um schwere Verläufe zu verhindern. Der Hersteller führt das auf die starke Reaktion der T-Zellen zurück. Denn eine Impfung führt nicht nur zur Bildung von Antikörpern, die das Virus zerstören, bevor es eine Zelle infiziert. Sie führt auch zur Bildung von T-Zellen, die bereits infizierte Zellen zerstören und so die Verbreitung des Virus verhindern. Die Wirksamkeit von Astrazeneca, eine Infektion mit der Delta-Variante zu verhindern, liegt laut Hersteller bei 64 Prozent. Beim Ursprungsvirus sind es 80 Prozent.

Johnson&Johnson Der Impfstoff des US-Herstellers ist zuletzt auf den Markt gekommen. Für ihn gab es lange noch keine Ergebnisse zur Delta-Variante. Am 1. Juli teilte das Unternehmen jedoch mit, dass das Vakzin auch wirksam gegen die Variante sei. Dies hätten zwei Studien mit insgesamt 28 Teilnehmern ergeben. Johnson&Johnson gab zudem bekannt, dass die Immunreaktion nach einer Impfung für mindestens acht Monate anhielte. Das Vakzin biete „dauerhaften Schutz gegen Covid-19“ und wirke „neutralisierend gegen die Delta-Variante“, erklärte J&J-Forschungsvorstand Paul Stoffels. Forschungschef Mathai Mammen erklärte, bisherige Studienergebnisse hätten gezeigt, dass der Impfstoff eine „starke neutralisierende Antikörper-Reaktion generiert, die nicht nachlässt, sondern sich vielmehr im Laufe der Zeit verbessert“.

Wichtige zweite Impfung Damit die Impfstoffe auch gegen Mutanten eine Chance haben, ist es zentral, dass Bürger beide Dosen erhalten (nur Johnson&Johnson kommt mit einer Dosis aus). „Wenn Sie noch nicht Ihren zweiten Termin gebucht hatten, tun Sie es jetzt, das rettet Leben“, bat der britische Gesundheitsminister Matt Hancock seine Landsleute. 63 Prozent der britischen Bevölkerung sind einmal geimpft, 46 Prozent vollständig. Auch der deutsche Ärzte-Präsident Klaus Reinhardt mahnte: „Angesichts der Verbreitung der Delta-Variante appelliere ich dringend an die erwachsene Bevölkerung, alle Impfangebote wahrzunehmen. Vor allem sollten alle Erstgeimpften auch die erforderlichen Zweitimpfungen fristgerecht vornehmen lassen.“ Studien zeigen, dass der Impfschutz gegen die Delta-Variante bei einmaliger Impfung um 17 Prozent geringer ausfallen könnte als gegen die bisherige Alpha-Mutante. Das ist die Variante, die in Deutschland derzeit noch dominiert. Der Ärzte-Präsident appellierte an die Solidarität mit Kindern, die (noch) nicht geimpft werden können: „Eine möglichst hohe Impfquote verlangsamt die weitere Ausbreitung dieser Variante und reduziert auch das Ansteckungsrisiko für Kinder deutlich.“

Mit Material von AFP.

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