Was Eltern wissen müssen NRW erlaubt Booster-Impfung für Jugendliche – Stiko-Empfehlung steht aber noch aus
Düsseldorf · In Nordrhein-Westfalen können sich jetzt auch Minderjährige überall eine Auffrischungsimpfung holen. Zuvor waren viele Eltern bei Ärzten abgewiesen worden. Die Nachfrage scheint groß zu sein.
Nach Protesten von Eltern können in Nordrhein-Westfalen jetzt auch Jugendliche im Alter von zwölf bis 17 Jahren geboostert werden. „Der Bedarf nach Auffrischungsimpfungen in dieser Altersgruppe ist sehr groß“, sagte NRW Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU). „Wir tragen damit dem Wunsch der Jugendlichen wie auch deren Eltern Rechnung und weiten das Angebot zum Boostern für 12- bis 17-Jährige aus.“
Damit dürfen jetzt sowohl Impfstellen als auch mobile Impfteams in den Kommunen Jugendliche in der besagten Altersgruppe nach ärztlicher Aufklärung boostern. Nach Angaben des NRW-Gesundheitsministeriums sei die Freigabe der Boosterimpfung für die Jugendlichen in NRW möglich geworden durch eine Klarstellung des Bundesgesundheitsministeriums (BMG) zu haftungsrechtlichen Fragen für Auffrischungs-Impfungen auf Basis der Corona-Impfverordnung. In dem Schreiben vom 27. Dezember 2021 hebt das BMG hervor, dass „ein Versorgungsanspruch im Falle eines Impfschadens besteht unabhängig von den Empfehlungen der Stiko für (…) alle Personen ab zwölf Jahren soweit mit für diese Personen grundsätzlich zugelassenen mRNA-Impfstoff geimpft wird“.
Zuvor hatten viele Eltern vergeblich versucht, ihre Kinder boostern zu lassen – so wie Tanja Thelen aus Tönisvorst, der es schließlich in einer anderen Stadt gelungen ist, nachdem es in Krefeld nicht funktioniert hatte. Sie war zunächst mit ihrem 14 Jahre alten Sohn trotz Impftermins bei der Helios-Klinik in Krefeld abgewiesen worden. Sie kritisierte unter anderem die unklare Rechtslage, wonach es zuvor im Ermessungsspielraum des jeweiligen Arztes lag, eine dritte Impfung bei Jugendlichen vorzunehmen oder nicht. „Wir waren deshalb, nach dem wir in Krefeld abgewiesen wurden, in einer Praxis in Essen, wo es kein Problem war. Und meine 13-jährige Nichte wurde zudem im Impfzentrum in Köln geboostert“, so Thelen.
Die Ständige Impfkommission (Stiko) empfiehlt derzeit noch keine Auffrischungsimpfung für die Altersgruppe. In Baden-Württemberg waren Auffrischungsimpfungen nach der Klarstellung des Bundesgesundheitsministeriums für zwölf- bis 17-Jährige aber schon vor Weihnachten möglich – auch ohne Stiko-Empfehlung. Dem folgt jetzt auch NRW. „Ich freue mich über das große Interesse der Jugendlichen und ihrer Eltern an einer Auffrischungsimpfung. Es zeigt, dass sie den Ernst der Lage erkennen und sich schützen wollen“, so Lauman.
Axel Gerschlauer, Sprecher des Berufsverbandes Kinder- und Jugendärzte in NRW, rät unsicheren Eltern den Empfehlungen der Stiko zu folgen. „Dort kennt man sich wirklich am besten aus. Wenn die sagen, erst ab 18, dann ist das nach heutigem Stand der Dinge auch richtig so und gut begründet“, sagte Gerschlauer. Die Stiko überprüft ihre Empfehlungen fortlaufend. „Und es kann natürlich sein, dass auch die Stiko bald zu dem Ergebnis kommt, dass Boostern für Jugendliche jetzt schon Sinn macht. Darauf sollte man aber warten und sich als Elternteil nicht verrückt machen lassen“, so Gerschlauer. Es sei auch aus seiner Sicht nicht notwendig, dass sich Jugendliche jetzt schon boostern ließen.