Wegen steigender Corona-Zahlen Berlin schließt nachts Bars und Kioske

Berlin · Wegen rasant steigender Corona-Infektionszahlen in der Hauptstadt hat der Berliner Senat neue Beschränkungen beschlossen. Es gibt eine Sperrstunde für Stellen, die Alkohol verkaufen, private Treffen sind auf zehn Personen begrenzt.

 Menschen sitzen in einer Bar in Berlin. Ab 23 Uhr geht das ab jetzt nicht mehr, Bars und Kioske müssen über Nacht schließen.

Menschen sitzen in einer Bar in Berlin. Ab 23 Uhr geht das ab jetzt nicht mehr, Bars und Kioske müssen über Nacht schließen.

Foto: dpa/Christophe Gateau

Ab Samstag müssten zwischen 23.00 und 06.00 Uhr alle Stellen geschlossen bleiben, "wo man Alkohol kaufen könnte", sagte Justizsenator Dirk Behrendt (Grüne) am Dienstag nach einer Sondersitzung des Senats. Das gelte etwa für Bars und Restaurants, Supermärkte und die in Berlin Spätis genannten Kioske. Tankstellen dürften im fraglichen Zeitraum zwar offen haben, aber keinen Alkohol verkaufen.

Im gleichen Zeitraum gilt laut Behrendt außerdem ein "Zerstreuungsgebot" im öffentlichen Raum. Das bedeute, dass Treffen etwa in Parks oder auf öffentlichen Plätzen um 23.00 Uhr beendet werden müssten.

Außerdem werden die Kontaktbeschränkungen verschärft, wie der Regierende Bürgermeister Michael Müller (SPD) sagte. Im privaten Bereich dürften sich nur noch zehn Personen beziehungsweise Mitglieder von maximal zwei Haushalten treffen. Bisher sind 25 Teilnehmer in geschlossenen Räumen und 50 im Freien erlaubt.

Es handele sich um "erhebliche Eingriffe", die aber nötig seien, um einen kompletten Lockdown noch zu verhindern, sagte Müller. Er appellierte an die Bürger, die Corona-Maßnahmen konsequent umzusetzen: "Ich bitte alle um Mithilfe in jedem Lebensbereich."

Die neuen Maßnahmen gelten den Angaben zufolge zunächst bis zum 31. Oktober. Dann sollen sie je nach Infektionsgeschehen angepasst werden.

Unterdessen zeigt das Berliner Ampelsystem zur Bewertung der Corona-Lage dem Senat zum ersten Mal Handlungsbedarf an. Die Zahl der Neuinfektionen im Verhältnis zur Einwohnerzahl in den vergangenen sieben Tagen und die Reproduktionszahl liegen inzwischen über den als kritisch definierten Grenzwerten. Das geht aus dem Online-Lagebericht der Gesundheitsverwaltung vom Dienstag hervor. Damit steht die Ampel nun auf Doppel-Rot. Für diesen Fall hatte der Senat vereinbart, dass die Umsetzung von Maßnahmen erforderlich wird.

Die Corona-Ampel berücksichtigt drei Indikatoren: die Reproduktionszahl (kurz R-Wert), die Neuinfektionen pro 100 000 Einwohner in den vergangenen sieben Tagen und die Auslastung der Intensivbetten mit Covid-19-Patienten. Für jedes Kriterium wurden Grenzwerte definiert. Werden diese mindestens drei Mal in Folge überschritten, wechselt die entsprechende Ampelfarbe auf Gelb oder Rot.

Auf Rot gesprungen ist die Ampel nun auch bei der Reproduktionszahl - mit einem Wert von 1,26. Das bedeutet, dass ein Infizierter mehr als einen anderen Menschen ansteckt. Um die Pandemie zu bremsen, müsste der Wert kleiner als 1 sein. Bei den Neuinfektionen pro 100 000 Einwohner in den vergangenen sieben Tagen wird inzwischen ein Wert von 44,2 erreicht - und liegt damit nur noch knapp unter der als kritisch eingestuften Schwelle von 50. In den Innenstadtbezirken sind die Werte deutlich höher als am Stadtrand, insbesondere Neukölln sticht mit 87,3 heraus. Das Ampelsystem war im Mai in der Hauptstadt eingeführt worden.

(sed/AFP/dpa)
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