Gesundheitsminister Spahn „Wir müssen aufpassen, dass der Ballermann kein zweites Ischgl wird“

Berlin · Gesundheitsminister Spahn hat an die Bevölkerung appelliert, sich weiter an die Corona-Schutzmaßnahmen zu halten. Das gelte für Deutschland, aber vor allem auch für das Ausland. SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach fordert eine Testpflicht für Flugpassagiere aus Mallorca.

 Bundesgesundheitsminister Jens Spahn.

Bundesgesundheitsminister Jens Spahn.

Foto: dpa/John Macdougall

Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) hat die Bürger vor Nachlässigkeit im Umgang mit der Corona-Pandemie gewarnt und eindringlich aufgerufen, die Schutzmaßnahmen einzuhalten. „Die Gefahr einer zweiten Welle ist real“, sagte Spahn am Montag in Berlin bei einem gemeinsamen Auftritt mit dem Präsidenten des Robert Koch-Instituts (RKI), Lothar Wieler. Er rief die Bevölkerung auf, gerade auch in Urlaubszeiten wachsam zu bleiben und nicht übermütig zu werden. Spahn bat die Bürger, in der Corona-Krise weiterhin Abstand zu halten, die Hygienemaßnahmen einzuhalten und Alltagsmasken zu tragen.

Mit Blick auf die Lage auf der spanischen Urlaubsinsel Mallorca, wo am vergangenen Wochenende Hunderte Touristen für Empörung gesorgt hatte, weil sie unter Missachtung der Vorsichtsmaßnahmen gefeiert hatten, äußerte sich Spahn besorgt. „Wir müssen sehr aufpassen, dass der Ballermann nicht ein zweites Ischgl wird“, sagte er. Dort, wo miteinander gefeiert werde, sei das Risiko besonders hoch - auch das Rückreiserisiko für alle anderen im Flugzeug und für die Menschen zu Hause. Feiern im österreichischen Skiort Ischgl gelten als einer der Ausgangspunkte für die Verbreitung des Coronavirus auch in Deutschland.

SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach hat derweil angesichts der Bilder vom sogenannten Ballermann Mallorca als Corona-Risikogebiet bezeichnet und eine Testpflicht für alle Flugpassagiere nach dem Rückflug gefordert. „Was sich auf Mallorca und in anderen Ländern abspielt, kann eine zweite Welle in Deutschland auslösen“, sagte Lauterbach. „Mallorca sehe ich nach den Bildern vom Ballermann als Risikogebiet.“ Deutschland sollte eine Testpflicht für Urlauber aus solchen Risikogebieten einführen, sagte Lauterbach. „Denkbar wäre: An Flughäfen müssten die Passagiere ihre Personalien hinterlegen und binnen weniger Tage einen Corona-Test nachweisen.“

Nur so könnten die Behörden schnell genug mitbekommen, ob Urlauber nicht das Virus nach Deutschland einschleppen, sagte der Gesundheitsexperte. Er rief die Bundesregierung dazu auf, sich für eine Änderung der Abstandsregeln in Flugzeugen einzusetzen. „Es kann nicht sein, dass wir uns mit den schlechten Konzepten der EU für Flugreisende einfach so abfinden. Die Bundesregierung sollte sich dringend dafür einsetzen, dass ein Platz zwischen Flugpassagieren freibleiben muss“, sagte Lauterbach. Die beste Filteranlage im Flugzeug helfe nicht, wenn man neben einem Infizierten sitze.

(kron/dpa)
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