Bisher über 10 Millionen Downloads So viele Nutzer sind für den Erfolg der Corona-Warn-App nötig

Die Corona-Warn-App wurde schon mehr als 9,6 Millionen Mal heruntergeladen. Reicht das? Eine Studie aus Oxford hat berechnet, wie viele Downloads tatsächlich bei der Eindämmung der Pandemie helfen könnten.

 Die Corona-Warn-App stößt auf breite Resonanz in der Bevölkerung.

Die Corona-Warn-App stößt auf breite Resonanz in der Bevölkerung.

Foto: dpa/Sven Hoppe

Die Bundesregierung freut sich: Mehr als 9,6 Millionen Menschen in Deutschland haben bereits am Mittwochvormittag die Corona-Warn-App heruntergeladen. Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) spricht bei Twitter von einem „starken Start“, seine CSU-Kollegin Dorothee Bär stößt auf der gleichen Plattform ein „Wohoo!“ für die Vielzahl der Downloads aus. Doch wie viele Menschen sollten die App herunterladen, damit sie zur Eindämmung der Pandemie beiträgt? Die Regierung weicht die Frage bislang aus, dabei lieferte eine Oxford-Studie schon Mitte April erste Antworten.

Wie viele Downloads braucht es, damit die Corona-Warn-App etwas bringt?

Eine konkrete Antwort liefert bislang hauptsächlich eine Studie der Universität Oxford. Die Forscher haben in einem epidemiologischen Modell simuliert, wie eine Tracing-App die Ausbreitung des Virus eindämmen könnte. Die Ergebnisse der Studie wurden jedoch vielfach verkürzt wiedergegeben – mit der Behauptung, dass 60 Prozent der Bevölkerung die App nutzen müssen, damit sie wirkt. Die Forscher schreiben aber, dass man mit 60 Prozent die Pandemie komplett stoppen könnte. Zur Eindämmung würden auch schon wesentlich wenige Nutzer reichen. „Unsere Simulationen zeigen, dass die App anfängt zu wirken, sobald 15 Prozent der Bevölkerung mitmachen“, sagt Lucie Abeler-Dörner in der „Süddeutschen Zeitung“. Abeler-Dörner ist eine der Autorinnen der Oxford-Studie. Nach ihrer Aussage würde die App also bereits bei zwölf Millionen Nutzern in Deutschland eine Wirkung zeigen.

Die Bundesregierung und ihre Projektpartner für die App wollen sich bisher nicht auf konkrete Zahlen festlegen. „Jeder, der mitmacht, ist ein Gewinn“, sagt Jens Spahn. Es komme gar nicht auf die Anzahl der Installationen an, sagt auch Timotheus Höttges. Er ist Vorstandsvorsitzender der Deutschen Telekom, die zusammen mit SAP die App entwickelt hat.

Auch Virologe Christian Drosten sagt in seinem NDR-Podcast „Coronavirus Update“, dass man mit der Warn-App einen guten Effekt erzielen könne. Sie sei ein entscheidend wichtiges Werkzeug. „Mit konventionellem Contact Tracing kommen wir in vielen Fällen zwangsläufig zu spät. Wenn erst die Telefonketten losgehen müssen, verliert man die wichtigste Zeit“, sagt Drosten. Auch wenn nur ein geringer Anteil der Bevölkerung die App hätte, könne an vielen Stellen einen entscheidenden Unterschied erzielt werden.

Was hat die App gekostet?

Die Frage nach der Wirkung der Warn-App ist auch deswegen so wichtig, weil die Bundesregierung für das Programm viel Geld ausgegeben hat. Am Dienstag bezifferte Spahn die Kosten für die Entwicklung auf 20 Millionen Euro. Für dieses und für das kommende Jahr kommen allerdings noch 45 Millionen für Wartung, Pflege und Betrieb dazu. Das geht aus einer Antwort des Finanzministeriums auf Fragen des Bundestagsabgeordneten Victor Perli (Die Linke) hervor. Perli kritisiert Spahn dafür, dass er nicht schon am Anfang die Gesamtkosten genannt habe. Damit rede Spahn die Zahlen öffentlich schön, so Perli.

Wie viele Smartphones können überhaupt die App installieren?

Laut Telekom-Chef Höttges haben in Deutschland rund 65 Prozent der Bevölkerung ein Smartphone, es seien mehr als 50 Millionen Smartphones aktiv im Einsatz. Auf einigen dieser Handys wird die App allerdings nicht funktionieren. Für Apple-Geräte ist ein Update auf das Betriebssystem iOS 13.5 Voraussetzung – das lässt sich auf dem iPhone 6 und älteren Modellen nicht installieren. Android-Handys müssen mindestens mit Android 6 laufen, damit die App installiert werden kann. Nach einer Schätzung vom „Spiegel“ könnten fünf bis sechs Millionen Geräte deswegen durchs Raster fallen.

Wie viele Menschen sind bereit, die App zu installieren?

In einer Befragung hat die Universität Oxford auch die Akzeptanz der Bevölkerung für eine Tracing-App untersucht, unter anderem auch für Deutschland. Die Autoren haben rund 1000 Menschen befragt und sind auf eine breite Akzeptanz gestoßen. 70 Prozent der Teilnehmer gaben an, dass sie sich eine Tracing-App auf jeden Fall oder mit großer Wahrscheinlichkeit installieren würden. Dieses Ergebnis erklärt die bisher gute Resonanz auf die App in Deutschland. Wenn der „starke Start“ noch ein paar Tage andauert, könnte die magische Zahl von zwölf Millionen schon diese Woche erreicht werden.

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