„Alle EU-Staaten stehen unter hohem Druck“ Merkel rechnet mit Corona-Impfstoff vielleicht schon im Dezember

Berlin · Nach dem EU-Videogipfel hat Bundeskanzlerin Merkel sich zur Corona-Lage in Europa geäußert. Sie rechnet demnach schon im Dezember oder „sehr schnell nach der Jahreswende“ mit der Zulassung eines Corona-Impfstoffes.

 Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU).

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU).

Foto: dpa/Michael Sohn

Alle EU-Staaten stehen nach Angaben von Bundeskanzlerin Angela Merkel unter einem „sehr großen Druck“. Die Staats- und Regierungschefs hätten in der EU-Schalte berichtet, wie schwierig es sei, bei den Bevölkerungen über einen längeren Zeitraum Kontaktbeschränkungen durchzuhalten. Die EU-Staaten reden nach ihren Angaben darüber, wie sie gegenseitig die Ergebnisse von Schnelltests anerkennen können. Man müsse bei einem unterschiedlichen Testeinsatz aufpassen, dass die Statistiken zwischen den Ländern noch vergleichbar blieben.

Merkel rechnet schon im Dezember oder „sehr schnell nach der Jahreswende“ mit der Zulassung eines Corona-Impfstoffes in Europa. „Und dann wird das Impfen natürlich beginnen“, sagte die CDU-Politikerin am Donnerstagabend nach dem EU-Videogipfel. „Man muss ja sagen, dass die Nachrichten der letzten Tage bezüglich der Entwicklung eines Impfstoffes sehr zuversichtlich stimmen.“

Sie hat sich beeindruckt von den Vorbereitungen der EU-Partner zum Aufbau von Impfzentren geäußert. „Ich bin sehr beeindruckt, wie viele Länder sehr detaillierte Pläne haben“, sagt sie nach der Schalte mit den EU-Regierungschefs. Die Logistik sei vor allem für den Impfstoff der Firmen Biontech und Pfizer wegen der nötigen Kühlung eine Herausforderung, weniger für den Impfstoff der Firma Moderna. Pfizer habe aber bereits unterstützende Maßnahmen angekündigt.

Die steigende Zahl von Menschen, die Impfstoffen misstrauen, alarmiert die Staats- und Regierungschefs der EU-Staaten. Die Menschen müssten besser über den Wert von Impfungen aufgeklärt werden, sagte EU-Ratspräsident Charles Michel. Aus EU-Kreisen hieß es, dass es nun gemeinsame Anstrengungen in dem Bereich geben soll.

Der Mainzer Hersteller Biontech und sein US-Partner Pfizer hatten am Mittwoch mitgeteilt, dass die Wirksamkeit ihres Impfstoffs bei 95 Prozent - und damit noch höher als bis dahin bekannt - liege. Das Vakzin funktioniere über alle Altersgruppen und andere demografische Unterschiede hinweg ähnlich gut und zeige praktisch keine ernsten Nebenwirkungen. Der US-Pharmakonzern Moderna hatte zuletzt für sein Präparat eine Wirksamkeit von 94,5 Prozent errechnet. In beiden Fällen steht allerdings noch eine detaillierte Veröffentlichung und Begutachtung der Studie in einer wissenschaftlichen Fachzeitschrift aus.

Der Impfstoff von Pfizer und Biontech ist wie jener von Moderna ein sogenannter RNA-Impfstoff. Er enthält genetische Informationen des Erregers, aus denen der Körper ein Viruseiweiß herstellt. Ziel der Impfung ist es, den Körper zur Bildung von Antikörpern gegen dieses Protein anzuregen, um die Viren abzufangen, bevor sie in die Zellen eindringen und sich vermehren.

(peng/lha/dpa/reuters/AFP)
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