„Jeder Tag zählt“ Merkel dringt auf zusätzliche Corona-Maßnahmen

Berlin · Angesichts der Zuspitzung der Corona-Lage in Deutschland dringt die geschäftsführende Bundeskanzlerin Angela Merkel auf zusätzliche Maßnahmen wie Kontaktbeschränkungen. Sie habe daher mit ihrem mutmaßlichen Nachfolger Olaf Scholz telefoniert.

 Die geschäftsführende Bundeskanzlerin Angela Merkel (Archivbild).

Die geschäftsführende Bundeskanzlerin Angela Merkel (Archivbild).

Foto: dpa/Michael Kappeler

Die scheidende Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) dringt weiter auf strengere Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie. „Wir brauchen mehr Beschränkungen von Kontakten“, sagte Merkel am Donnerstag in Berlin. „Die Lage ist deshalb so ernst, weil wir nach wie vor in einem exponentiellen Wachstum sind“, sagte sie und warnte vor einer Überlastung der Krankenhäuser.

„Dies ist natürlich ein sehr trauriger Tag, an dem wir 100.000 Opfer an Corona beklagen müssen“, fügte sie hinzu. Leider sei man weiter in einer Phase des exponentiellen Anstiegs der Infektionszahlen und wisse, dass die Zahl der Intensivpatienten weiter steigen werde. „Hier zählt jeder Tag. Wir brauchen mehr Beschränkungen von Kontakten“, sagte Merkel und bot ihrem wahrscheinlichen Nachfolger Olaf Scholz (SPD) bereits jetzt eine Art von Krisengremium an. Scholz hatte bei der Präsentation des Koalitionsvertrags von SPD, Grünen und FDP am Mittwoch angekündigt, dass er als Kanzler einen ständigen Bund-Länder-Krisenstab zur Corona-Situation im Kanzleramt einrichten will.

Merkel sagte, sie habe Scholz angeboten, dies bereits in der jetzigen Übergangsphase gemeinsam zu bewerkstelligen. Scholz soll nach bisherigem Zeitplan in der übernächsten Woche zum Kanzler gewählt werden. Erst danach, am 9. Dezember, soll ein weiteres Treffen der Regierungschefs und -chefinnen zur Corona-Lage stattfinden. Inzwischen gibt es Überlegungen, dies vorzuziehen. Merkel ließ offen, ob es einen früheren Termin geben könnte.

Merkel machte aber deutlich, dass sie die aktuelle Entwicklung als sehr gefährlich einschätzt. Man müsse aufpassen, dass es nicht zu einer Überlastung der Krankenhäuser komme. „Hier zählt jeder Tag“. Sie habe daher sehr aufmerksam gehört, dass der designierte Kanzler Olaf Scholz (SPD) einen Krisenstab einrichten wolle. Sie sei „von der großen Ernsthaftigkeit der Situation überzeugt“, sagte Merkel.

Am Donnerstag erreichte die Zahl der im Zusammenhang mit dem Coronavirus in Deutschland gestorbenen Menschen die Marke 100.000. Das Robert Koch-Institut (RKI) meldete im Vergleich zum Vortag 351 neue Todesfälle. Die Gesamtzahl der Todesopfer lag damit bei 100.119. Merkel sagte, das sei ein „sehr trauriger Tag“, zumal derzeit mehr als 300 Tote pro Tag dazukämen. Diese Zahl korreliere eindeutig mit der Zahl der auftretenden Infektionen, da man wisse, wie viele Menschen im Durchschnitt die Krankheit nicht überlebten.

Laut RKI-Präsident Lothar Wieler starben zuletzt rund 0,8 Prozent der Covid-19-Erkrankten. Das RKI meldete am Donnerstag 75.961 Neuinfektionen. Die Sieben-Tage-Inzidenz, die die Zahl der Neuinfektionen binnen eines Tages bezogen auf 100.000 Einwohner angibt, lag im bundesweiten Schnitt bei 419,7.

(lha/AFP/epd/Reuters)
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