Studie der Charité Kein hohes Corona-Risiko in Zügen

Düsseldorf · Eine Studie im Auftrag der Deutschen Bahn zeigt, wie selten eine Ansteckung auf Reisen ist. Vor allem die Maskenpflicht sowie die Klimaanlagen im Zug sorgen dafür, dass eine Infektion nahezu komplett ausgeschlossen ist.

 Ein Reisender mit Mund-Nasen-Schutz sitzt in einem Zug der Deutschen Bahn (Archiv).

Ein Reisender mit Mund-Nasen-Schutz sitzt in einem Zug der Deutschen Bahn (Archiv).

Foto: dpa/Sebastian Gollnow

Bahnfahrer sind in Zügen der Deutschen Bahn (DB) keinem erhöhten Risiko ausgesetzt, sich mit dem Coronavirus anzustecken. Das ist das Ergebnis einer Charité-Studie, die am Mittwoch vorgestellt wurde. „Ich kann voller Überzeugung sagen, dass Bahnfahren sicher ist“, sagte DB-Personenverkehrsvorstand Berthold Huber. „Die Hygiene- und Schutzmaßnahmen, die Bund, Länder und wir gemeinsam ergriffen haben, wirken.“

An der Studie im Auftrag der Bahn nahmen insgesamt rund 1100 DB-Mitarbeiter teil. Dabei wurden die Ergebnisse von Zugbegleitern mit viel Kundenkontakt mit denen von Lokführern oder Werkstattmitarbeitern verglichen, die während ihrer Tätigkeit keine oder nur wenige Kontakte mit anderen Personen hatten. Lediglich ein Werksmitarbeiter wurde positiv auf das Coronavirus getestet. 1,3 Prozent der Zugbegleiter hatten zudem Anti-Körper im Blut. Bei den anderen Mitarbeitergruppen ohne Kundenkontakt waren es 2,7 Prozent. „Es gibt keine Anzeichen für eine erhöhte Infektionsgefahr für das Personal in unseren Zügen“, fasste DB-Personalvorstand Martin Seiler zusammen. Im Oktober und im Februar 2021 sind im Rahmen der Studie weitere Tests geplant.

Schutzmaßnahmen wie das Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes würden nach Angaben aus dem DB-Vorstand helfen, die Infektionsgefahr einzudämmen. Derzeit werde täglich in 120 Zügen im Fernverkehr und schwerpunktmäßig im Nahverkehr kontrolliert, ob Fahrgäste dem nachkommen. „In den seltensten Fällen stellen wir eine Verletzung der Maskenpflicht fest“, sagte Huber. Rund 95 Prozent der Reisenden tragen demnach eine Maske. Dass Fahrgäste sich weigern und deshalb aus dem Zug verwiesen werden müssten, sei eine Ausnahme. Auch die Klimaanlagen in den Waggons, die alle sieben Minuten für frische Luft im Zug sorgen, minimieren die Ansteckungsgefahr.

„Die Studie ist ein weiterer handfester Beleg, dass die Deutsche Bahn mit ihrer Strategie richtig liegt“, so Huber. In dem Zusammenhang erklärte der DB-Vorstand, warum die Deutsche Bahn auf eine Reservierungspflicht in ihren Fernzügen verzichtet. Wenn damit einhergehe, dass zwischen den Fahrgästen ein Abstand von eineinhalb Metern eingeführt wird, dann würden 75 Prozent der Sitzplätze verloren gehen. Eine stabile Anzahl an Sitzplätzen sei aber für die Auslastungssteuerung im Fern- und Nahverkehr wichtig.

Deshalb investiert die Bahn stattdessen in neue Züge, um mehr Sitzplätze zur Verfügung zu stellen und die Auslastung gleichzeitig auf demselben Niveau zu halten. Ende des Jahres sollen im Fernverehr 158.000 Sitzplätze zur Verfügung stehen und damit nochmalüber 10.000 mehr als zum jetzigen Zeitpunkt. 2026 sollen 220.000 Fahrgäste Platz haben.

Bei der Nachfrage seien die Folgen der Corona-Krise dennoch weiter zu spüren, teilt der Konzern mit. Derzeit seien die Züge der Deutschen Bahn im Fernverkehr im Schnitt nur zu 40 Prozent ausgelastet. Die zur Verfügung gestellten Sitzplätze seien demnach im Vergleich zum Vorjahr noch deutlich seltener besetzt. Im September 2019 lag die Auslastung bei 60 Prozent. Nach dem Lockdown ist die Anzahl der Fahrgäste schnell gestiegen. Jetzt geht die Zahl langsamer nach oben, wobei private Reisen deutlich häufiger vorgenommen werden als Geschäftsreisen.

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