Premierminister Boris Johnson kündigt an Tausende Freiwillige in Großbritanniens Impfzentren benötigt

London · Die neue Corona-Variante breitet sich in Großbritannien rapide aus. Die Regierung drückt daher beim Boostern aufs Tempo und ruft mit Nachdruck zur freiwilligen Mitarbeit in Impfzentren aus.

 Boris Johnson, Premierminister von Großbritannien, im Stow Health Vaccination Centre in London.

Boris Johnson, Premierminister von Großbritannien, im Stow Health Vaccination Centre in London.

Foto: dpa/Evening Standard

Die britische Regierung baut ihr Booster-Programm angesichts der raschen Ausbreitung der Corona-Variante Omikron in England aus und mahnt zur freiwilligen Mitarbeit in neu geschaffenen Impfzentren. „Wir brauchen Zehntausende Leute, die aushelfen - alle von geschulten Impfern bis zu Ordnern“, erklärte Premierminister Boris Johnson am Dienstag. Tausende hätten zwar bereits ihre Zeit geopfert, doch müssten sich viele wieder bereit erklären, an der Seite von Ärzten, Pflegekräften und Apothekern zu impfen und Leben zu retten.

Hintergrund ist das Ziel der Regierung, angesichts der Verbreitung der neuen Coronavirus-Variante Omikron allen Erwachsenen in England bis Jahresende Booster-Impfungen zu verabreichen. Nach Angaben der Gesundheitsbehörden verdoppelt sich die Zahl der Omikron-Fälle alle zwei bis drei Tage.

Um die Omikron-Welle einzudämmen, will Johnsons Regierung pro Tag bis zu eine Million Dosen verimpfen - und damit mehr als doppelt so viele wie der bisherige Tagesdurchschnitt. Zu diesem Zweck wurden in Einkaufszentren, Stadien und sogar auf Rennbahnen neue Impfzentren eingerichtet, für die jetzt Personal benötigt wird. Am Dienstag sagte Vize-Premierminister Dominic Raab der BBC, dass die logistischen Hürden, die mit der Ausweitung des Impfprogramms einhergingen, im Laufe der Woche gemindert würden. „Wir werden jede Sehne anspannen, um sicherzugehen, dass wir dieses Ziel erreichen.“

Auch am Dienstag war der Andrang vor den Impfzentren in England groß, vielerorts bildeten sich lange Schlangen. Es sei fantastisch, solch eine positive Reaktion der Öffentlichkeit zu erleben, sagte Emily Lawson, die Beauftragte für das Booster-Programm beim nationalen Gesundheitsdienst NHS. „Die Daten sprechen eine klare Sprache - sich boostern zu lassen, ist unsere beste Hoffnung, die Menschen vor der neuen Variante zu schützen.“ Chris Whitty, medizinischer Chefberater der Regierung, erklärte Ministern, dass die aktuelle Datenlage auf einen „signifikanten Anstieg der Krankenhauseinweisungen“ durch Omikron hindeute.

Am Dienstag sollte das britische Unterhaus auch über neue Auflagen zur Eindämmung der Corona-Variante abstimmen. Zur Debatte stand eine Maskenpflicht in Innenräumen in England, eine Änderung der Regeln für Selbstquarantäne und der Nachweis einer Impfung oder eines negativen Tests für den Zutritt zu Nachtclubs und Großveranstaltungen.

Umstritten ist unter Abgeordneten vor allem die Impfpass-Frage. Zwar ist der Nachweis in vielen europäischen Ländern inzwischen Alltag, doch sträubte sich Johnsons Regierung bislang vor dessen Einführung in England. Die Landesteile Schottland, Wales und Nordirland betreiben ihre eigene Gesundheitspolitik und setzen den Impfpass bereits ein.

Die Regierung in London argumentiert, dass die höchst ansteckende neue Variante die Gemengelage verändert und Impfpässe daher ein vernünftiges Instrument seien. „Omikron ist eine schwere Bedrohung“, warnte Gesundheitsminister Sajid Javid vor Abgeordneten. Schätzungen zufolge steckten sich bereits 200 000 Menschen pro Tag im Königreich mit der Mutante an. „Forscher haben noch nie eine Covid-19-Variante erlebt, die sich so schnell ausbreiten kann. Also müssen wir prüfen, was wir tun können, um Omikrons Vormarsch zu verlangsamen.“

Viele konservative Abgeordnete halten Impfpässe indes für ökonomisch schädlich und sehen darin eine Beschränkung individueller Freiheiten. Der rechte Tory-Parlamentarier Marcus Fysh ging sogar soweit, den geplanten Nachweis mit Methoden in Nazi-Deutschland in Verbindung zu bringen. Vize-Premier Raab kritisierte den Vergleich als „krass“.

(jma/dpa)
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