Großbritanniens Premier Ärzte verlegen Boris Johnson auf Intensivstation

London · Ende März wurde bei Johnson eine Infektion mit dem Coronavirus festgestellt. Zunächst blieb er in seiner Dienstwohnung in Isolation. Jetzt verschlechtert sich sein Zustand aber drastisch. Sein Außenminister Raab übernimmt die Regierungsgeschäfte.

Genesungswünsche für Boris Johnson aus aller Welt
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Foto: dpa/Matt Dunham

Der mit dem Coronavirus infizierte britische Premierminister Boris Johnson ist auf die Intensivstation verlegt worden. Er sei bei Bewusstsein und brauche derzeit kein Beatmungsgerät, teilte Johnsons Büro mit: „Über den Nachmittag hat sich der Zustand des Premierministers verschlechtert und, auf Anraten seines Ärzteteams, wurde er auf die Intensivstation des Krankenhauses verlegt.“

Der Premierminister war am Sonntag ins Krankenhaus St. Thomas in London eingewiesen worden - zehn Tage nach einer Diagnose mit der Erkrankung Covid-19. Außenminister Dominic Raab sagte, Johnson habe ihn gebeten, ihn zu vertreten, wo das nötig sei, und die Pläne der Regierung für den Kampf gegen das Coronavirus voranzutreiben. In Großbritannien gibt es formal den Posten eines stellvertretenden Regierungschefs nicht. „Die Regierungsgeschäfte werden weitergehen“, versicherte Raab. Der Premier sei bei seinen Ärzten in guten Händen.

Wenige Stunden vor der Nachricht seines Büros hatte sich Johnson selbst eher optimistisch bei Twitter geäußert. „Ich bin guter Laune und in Kontakt zu meinem Team, während wir gemeinsam daran arbeiten, das Virus zu bekämpfen und jeden in Sicherheit zu bewahren“, schrieb er. Auf Ratschlag seiner Ärzte lasse er Routineuntersuchungen vornehmen. Welche das genau seien, wollte sein Sprecher James Slack allerdings nicht sagen.

Der 55-Jährige war zunächst in seinem Amtssitz in der Downing Street in Quarantäne gegangen, nachdem bei ihm am 26. März eine Infektion festgestellt worden war. Weil die Symptome aber nicht aufhörten, kam er am Sonntagabend ins Krankenhaus. Schon seit Freitag wuchsen die Sorgen über seine Gesundheit. Da hatte er in einer Online-Botschaft gesagt, er fühle sich zwar besser, aber Fieber habe er immer noch.

Während Johnson am Sonntag im Krankenhaus aufgenommen wurde, hielt Königin Elizabeth II. eine Fernsehansprache an ihre Landsleute. Die 93 Jahre alte Queen rief die Öffentlichkeit zum Durchhalten auf. Bürgerinnen und Bürger sollten dem Ratschlag folgen, in ihren Wohnungen und Häusern zu bleiben.

Noch Anfang März hatte der Premierminister damit geprahlt, dass er Menschen in einem Krankenhaus, darunter Covid-19-Patienten, die Hände geschüttelt habe. Das werde er auch weiterhin tun, sagte er damals.

Bundeskanzlerin Angela Merkel wünschte dem Premierminister viel Kraft und gute Besserung. Sie hoffe, dass Johnson das Krankenhaus bald wieder verlassen könne, schrieb Regierungssprecher Steffen Seibert im Kurznachrichtendienst Twitter.

US-Präsident Donald Trump zeigte sich bestürzt über die Nachrichten aus London. „Es war einfach so schockierend zu sehen“, sagte Trump bei einer Pressekonferenz im Weißen Haus. „Sie wissen, was das bedeutet, Intensivpflege ist eine große Sache in Bezug auf das, worüber wir sprechen. Das ist eine sehr große Sache, eine sehr beängstigende Sache.“

Auch Johnsons schwangere Verlobte Carrie Symonds verbrachte nach eigenen Angaben eine Woche mit Symptomen der Lungenkrankheit im Bett. Der Premier und Symonds hatten Ende Februar ihre Verlobung bekanntgegeben. Das Baby soll im Frühsommer auf die Welt kommen.

Die britische Regierung steht im Kampf gegen die Pandemie unter erheblichem Druck: Durch einen Schlingerkurs verlor sie wertvolle Zeit, um den Ausbruch einzudämmen. Im chronisch unterfinanzierten Gesundheitsdienst NHS (National Health Serice) gibt es zudem nicht genügend Tests, Schutzausrüstungen und Beatmungsgeräte. Erste Kliniken meldeten britischen Medien zufolge sogar einen Mangel an Sauerstoff für die Beatmung der Lungenkranken.

(felt/dpa)
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