Laut Umfrage der Betriebskrankenkassen Pandemie wirkt sich negativ auf die Gesundheit am Arbeitsplatz aus

Berlin · Etwa jeder vierte Befragte gab an, dass die eigene körperliche Gesundheit leide. In Bezug auf die psychische Gesundheit war es sogar jeder Dritte. Auch die Arbeitsmotivation und der Zusammenhalt in der Belegschaft hätten sich in vielen Fällen verschlechtert.

Ein Grund für die Verschlechterung ist laut BKK in dem langen Fortdauern der Pandemie und den damit verbundenen Maßnahmen zu sehen.

Ein Grund für die Verschlechterung ist laut BKK in dem langen Fortdauern der Pandemie und den damit verbundenen Maßnahmen zu sehen.

Foto: dpa-tmn/Zacharie Scheurer

Die Corona-Pandemie wirkt sich laut Einschätzung der Betriebskrankenkassen (BKK) negativ auf die körperliche und psychische Gesundheit in der Arbeitswelt aus. Bei einer Umfrage im vergangenen Jahr fühlten die Mitarbeitenden hier noch kaum eine Veränderung im Vergleich zu der Zeit vor der Pandemie, erklärte der Vorstand des BKK Dachverbands, Franz Knieps, bei der digitalen Vorstellung des diesjährigen BKK-Gesundheitsreports am Dienstag. Bei der Befragung im Juni 2021 sei der Anteil derjenigen, die ihre Gesundheit eher negativ einschätzten, „sichtbar angestiegen"

Etwa jeder vierte Befragte gab laut dem Bericht an, dass die eigene körperliche Gesundheit unter der Pandemie leide. Für die psychische Gesundheit gelte dies sogar für jeden Dritten. Im Bezug auf die körperliche Gesundheit stieg der Wert im Vergleich zum Vorjahr somit um 7,9 Prozentpunkte, im Bereich der psychischen Gesundheit um 9,1 Prozentpunkte. Laut BKK ist der Grund dafür vermutlich im langen Fortdauern der Pandemie und den damit verbundenen Maßnahmen zu sehen.

Auch die Arbeitsmotivation und der Zusammenhalt in der Belegschaft habe sich bei jedem vierten Befragten verschlechtert, hieß es. 41,7 Prozent aller befragten Beschäftigen und somit dreimal so viele wie vor der Pandemie gaben an, zumindest manchmal im Homeoffice zu arbeiten. Eine flexiblere Arbeitszeit wünschten sich 28,9 Prozent der Belegschaft.

Der Kölner Versorgungs- und Rehabilitationsforscher Holger Pfaff mahnte, dass die Arbeitstage im Homeoffice und im Büro geregelt sein sollten. „Das Unternehmen muss wieder so eine Art Gemeinschaftsgefühl erzeugen, das in der Pandemie oftmals verloren gegangen ist und uns in gewisser Weise atomisiert hat", sagte er. Es brauche feste Präsenztage, an denen sich alle treffen und konkrete Entscheidungen treffen könnten.

Wegen einer Corona-Erkrankung würden vor allem Beschäftigte im Gesundheits- und Sozialwesen krankgeschrieben. Da in den Berufen mehr Frauen als Männer arbeiteten, seien besonders weibliche Beschäftigte von Covid-19 betroffen, sagte BKK-Vorstand Knieps. Der Gesundheitsschutz von Mitarbeitenden in den entsprechenden Branchen müsse „hohe Priorität" haben. Ein Pflegebonus reiche nicht aus, erklärte er.

Die wenigsten coronabedingten Krankschreibungen fanden sich den Angaben zufolge in Branchen, deren Beschäftigte einen großen Teil der Arbeit im Homeoffice ausüben oder überwiegend im Freien arbeiten konnten. Auch Menschen in Berufen wie der Gastronomie und dem Hotelgewerbe, die wegen der Pandemie stark eingeschränkt waren, infizierten sich durchschnittlich weniger mit Corona.

Insgesamt sei die Arbeitsunfähigkeit bei kurzzeitigen Krankheitsfällen um etwa 15 Prozent zurückgegangen, hieß es. Dies gelte besonders für Erkrankungen, die die Atemwege und Verdauungsorgane betreffen. Knieps erklärte dies auch durch das verstärkte Arbeiten im Homeoffice. Infektionsgeschehen in Bus, Bahn und am Arbeitsplatz kämen dadurch weniger häufig vor.

(mcv/kna)
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