Debatte um Schulöffnungen Bildungsministerin Karliczek hält Rückkehr zu Präsenzunterricht für verfrüht

Wann werden die Schulen in Deutschland wieder geöffnet? Darüber gibt es viele heftige Diskussionen. Bildungsministerin Anja Karliczek kann sich einen flächendeckenden Präsenzunterricht derzeitig noch nicht vorstellen.

 Bundesbildungsministerin Anja Karliczek.

Bundesbildungsministerin Anja Karliczek.

Foto: dpa/David Hutzler

Bundesbildungsministerin Anja Karliczek (CDU) hält eine Öffnung von Schulen vorerst nur in Ausnahmefällen für möglich. Eine flächendeckende Rückkehr zum Präsenzunterricht "dürfte momentan wegen der allgemeinen Infektionslage vermutlich noch verfrüht sein", sagte die Ministerin den Zeitungen der Funke Mediengruppe (Sonntag).

Nur in Regionen, in denen über eine längere Zeit ein geringeres Infektionsniveau zu verzeichnen sei, "könnte Präsenzunterricht mit reduzierten Klassen und angepasster Stundenzahl zu verantworten sein". Bei den Öffnungen denke sie vor allem "an die Abschlussklassen und an die ersten Grundschulklassen in Regionen mit sehr niedrigem Infektionsgeschehen", führte Karliczek aus. "Zudem sollten dort Angebote für Kinder und Jugendliche möglich sein, die den Lehrerinnen und Lehrern gerade besondere Sorgen machen." Die Ministerin rief zu Geduld auf. "Die Lage sollte nach dem 14. Februar zumindest noch ein bis zwei weitere Wochen beobachtet und danach wieder neu bewertet werden", sagte sie.

Lehrerverbände und Gewerkschaften forderten unterdessen die Kanzlerin und die Ministerpräsidenten auf, am Mittwoch einen einheitlichen Stufenplan mit verbindlichen Kriterien für Schulöffnungen zu verabschieden. "Schulen sind nicht auf Knopfdruck zu öffnen. Dafür brauchen wir einen vorsichtigen, klugen und klaren Stufenplan, der am Pandemiegeschehen und am Grad der Sicherheit für alle an den Schulen Beteiligten orientiert ist", sagte die Vorsitzende des Deutschen Philologenverbandes, Susanne Lin-Klitzing, dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (Sonntag).

Auch die Chefin der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW), Marlis Tepe, forderte "einen bundesweit einheitlichen, verlässlichen Stufenplan". Das föderale Durcheinander müsse endlich beendet werden, sagte Tepe. Die Gewerkschaftschefin warb zudem für Wechselunterricht.

Zuvor hatte sich Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier dafür ausgesprochen, bei Lockerungen des Corona-Lockdowns zunächst an Kitas und Schulen zu denken. "Die Grundrechte einzuschränken, ist keine Kleinigkeit, und ihre Ausübung wiederherzustellen, ist die Pflicht der Politik, sobald die Infektionslage das zulässt", sagte er der Düsseldorfer "Rheinischen Post" (Samstag).

Steinmeier rief dazu auf, der Jugend "eine Zukunft nach Corona" zu eröffnen. "In der Pandemie nehmen wir aus guten Gründen Rücksicht auf die Älteren, aber nach der Pandemie müssen wir uns als Gesellschaft den Jüngeren besonders verpflichtet fühlen", sagte er. "Die Jugend ist eigentlich eine Zeit des Aufbruchs, aber in der Pandemie ist das Leben ungeheuer eng geworden."

Die Präsidentin der Kultusministerkonferenz, Britta Ernst (SPD), erteilte Forderungen nach einer bevorzugten Impfung für Lehrkräfte und Erziehungspersonal eine Absage. Im Deutschlandfunk sagte sie: "Wer fordert, dass Gruppen vorgezogen werden, meint damit auch, dass andere nachrangig geimpft werden."

Die SPD-Politikerin, die auch brandenburgische Bildungsministerin ist, sagte weiter, sie wünsche sich Lockerungen für den Schulbetrieb. Ob das am 14. Februar oder später erfolgen werde, sei im Moment noch nicht zu sagen. Um Lernlücken und Rückstände aufzufangen, seien die Bundesländer dabei, Konzepte zu erarbeiten.

Der SPD-Gesundheitsexperte Lauterbach plädierte dafür, Grundschulen und Kitas nach dem 14. Februar schrittweise wieder zu öffnen. Er sagte den Zeitungen der Funke Mediengruppe, bestimmte Beschränkungen seien den Kindern längerfristig kaum zuzumuten. Zum Schutz schlug er Antigentests vor. Zudem sollten Grundschullehrer bevorzugt geimpft werden.

(kna)
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