Weniger Zuwanderung Bevölkerungsentwicklung seit zehn Jahren erstmals rückläufig

Wiesbaden · Zum 30. Juni lebten 40.000 Menschen weniger in Deutschland als noch ein halbes Jahr zuvor. Einen Grund dafür sieht das Statistische Bundesamt in der verminderten Zuwanderung aufgrund der Corona-Pandemie.

 Passanten auf der Einkaufsmeile Königsallee. (Archivfoto)

Passanten auf der Einkaufsmeile Königsallee. (Archivfoto)

Foto: dpa/Martin Gerten

Die Bevölkerungszahl in Deutschland ist erstmals seit zehn Jahren leicht zurückgegangen. Wie das Statistische Bundesamt in Wiesbaden am Dienstag mitteilte, lebten zum 30. Juni 2020 rund 83,1 Millionen Menschen in Deutschland. Das seien 40.000 weniger als ein halbes Jahr zuvor (minus 0,05 Prozent).

Einen Grund dafür sehen die Statistiker in der verminderten Zuwanderung aufgrund der Corona-Pandemie. „Während sich die Zahl der Zu- und Fortzüge im Januar und Februar 2020 noch auf dem Niveau der Vorjahresmonate bewegten, ist ab März insbesondere bei den Zuwanderungen ein starker Einbruch zu beobachten“, erklärten die Statistiker. So habe die Nettozuwanderung mit 17.000 Menschen laut vorläufiger Ergebnisse deutlich unter dem Vorjahreswert gelegen (plus 167.000).

Laut der vorläufigen Ergebnisse lag die Zahl der Toten um 112.000 Personen über der Zahl der Neugeborenen (Vorjahreswert: 105.000). Die niedrigere Nettozuwanderung habe das Geburtendefizit in der ersten Jahreshälfte 2020 nicht ausgleichen können, so dass es zu dem Bevölkerungsrückgang gekommen sei.

Das Bundesamt weist aber auch darauf hin, dass die Wanderungs- und Bevölkerungszahlen zeitlich mit den Corona-Einschränkungen zusammenfiel. „Neben den eingeschränkten Reisemöglichkeiten könnte aber auch eine verzögerte Erfassung der Wanderungsfälle eine Rolle spielen“, hieß es. Daher sei nicht ausgeschlossen, dass es zu Nachholeffekten bei der Erfassung von Zuwanderern komme.

Zuletzt war die Bevölkerungszahl demnach im zweiten Halbjahr 2010 gesunken. Seit 2011 stiegen die Zahlen dann stetig. Der höchste Anstieg wurde zuwanderungsbedingt im zweiten Halbjahr 2015 registriert (plus 0,9 Prozent).

(chal/dpa)
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