Virus-Ausbruch in Hessen Jetzt schon mindestens 107 Corona-Infektionen nach Baptisten-Gottesdienst

Frankfurt/Hanau/Wiesbaden · Die Zahl von Corona-Neuinfektionen nach einem Baptisten-Gottesdienst in Frankfurt steigt weiter an. Bisher war von mehr als 40 Infizierten die Rede gewesen, jetzt ist klar: Es haben sich mindestens 107 Menschen angesteckt.

Das Gebetshaus der Baptisten-Gemeinde.

Das Gebetshaus der Baptisten-Gemeinde.

Foto: dpa/Boris Roessler

Das teilte Gesundheitsminister Kai Klose (Grüne) am Sonntag in Wiesbaden mit. Die Menschen lebten in Frankfurt und drei hessischen Landkreisen. Der Gottesdienst war bereits vor rund zwei Wochen.

Die Gesundheitsämter vor Ort hätten die Kontaktpersonennachverfolgung unmittelbar aufgenommen, das Land stehe mit ihnen in engem Kontakt. Gegebenenfalls würden Quarantänemaßnahmen ergriffen, um mögliche Infektionsketten zu unterbrechen, sagte Klose weiter.

Und: „Diese Situation zeigt, wie wichtig es ist, dass wir alle - gerade während der Lockerungen, die jetzt wieder möglich gemacht werden - wachsam bleiben und nicht leichtsinnig werden. Das Virus ist weiterhin da und will sich verbreiten. Unser bester gemeinschaftlicher Schutz ist das Einhalten der Hygiene-, Abstands- und Mund-Nasen-Schutz-Regeln.“

Die Evangelische Kirche in Hessen und Nassau hat mit Bedauern auf den Corona-Ausbruch in der Gemeinde reagiert. „Unsere Gedanken sind bei allen betroffenen Gemeindemitgliedern“, sagte der Pressesprecher der Kirche, Volker Rahn, am Sonntag in Darmstadt. In der Landeskirche seien bisher keine vergleichbaren Vorfälle bekannt.

Rahn betonte, die Gemeinden der Landeskirche hätten „sehr behutsam und sorgsam“ damit begonnen, ihre öffentlichen Gottesdienste ab Mai wieder aufzunehmen. Dazu sei ihnen ein mit dem Robert Koch-Institut abgestimmtes Schutzkonzept zugegangen. Die zwölf Punkte umfassende Handreichung zur Hygiene sieht unter anderem vor, dass Schutzmasken im Gottesdienst getragen werden sollen und auf das Singen verzichtet wird. Zudem werden die Gemeinden dazu verpflichtet, bei den Zusammenkünften auf die üblichen Mindestabstände zu achten.

Rahn sagte, dass Experten davon ausgingen, dass solche „Cluster-Ereignisse“ wie in Frankfurt angesichts der zunehmenden Lockerungen auch unter Einhaltung von strengen Schutzkonzepten niemals vollständig ausgeschlossen werden könnten. Die Rückverfolgung der Infektionsketten mit Hilfe einer „sorgfältigen Dokumentation der Anwesenden“ sei deshalb umso wichtiger. Die Landeskirche habe ihren Gemeinden dazu eigens gestaltete Listen zur Verfügung gestellt.

In einem Begleitschreiben zu dem Schutzkonzept hatte Kirchenpräsident Volker Jung bereits Anfang des Monats Gemeinden gebeten, sich ausreichend Vorbereitungszeit für einen Neuanfang zu nehmen. Es könne auch „eine geistlich gut verantwortete Entscheidung sein, noch eine Zeit lang auf die gottesdienstliche Versammlung zu verzichten“.

(hebu/dpa/epd)
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