Über 60-Jährige sind ab November dran Was man zur Auffrisch-Impfung wissen muss

Düsseldorf · NRW gibt den Startschuss für die Impfung der über 60-Jährigen. Sie können auch auf Moderna wechseln. Wir klären die wichtigsten Fragen.

 Über 60-Jährige sind ab November an der Reihe.

Über 60-Jährige sind ab November an der Reihe.

Foto: dpa/Daniel Karmann

Kurz vor der Bundestagswahl wollten die Gesundheitsminister von Bund und Ländern den Wählern über 60 Jahren offenbar etwas Gutes tun: Überraschend gaben sie den Startschuss zu Auffrischungsimpfungen.

Ab wann ist die Auffrischung für über 60-Jährige möglich? Ärzte können die Auffrischung sechs Monate nach Ende der ersten Impfserie verabreichen. Das ist bei Biontech, Moderna und Astrazeneca sechs Monate nach der zweiten Dosis der Fall, beim Impfstoff von Johnson & Johnson sechs Monate nach der einzigen Dosis. „Im Regelfall sind die 60-Jährigen in NRW frühestens im November mit einer Booster-Impfung dran“, erklärte ein Sprecher von NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU).

Macht das überhaupt schon Sinn? Der Virologe Christian Drosten hält Auffrischungsimpfungen auf breiter Front derzeit noch für überflüssig. Auch die Kassenärztliche Vereinigung (KV) Nordrhein sieht keinen Anlass zur Hektik: „Es gibt absolut keinen Grund, hier in Eile zu verfallen. Die Wirkung der vollständigen Immunisierung lässt nur langsam nach und ist nicht etwa von heute auf morgen verpufft“, sagte ein KV-Sprecher. Die KV Westfalen-Lippe verweist darauf, das nach der aktuellen Erlasslage zunächst ohnehin erst die über 80-Jährigen, die Bewohner und Mitarbeiter von Altenheimen, Personen mit Immunschwäche und Pflegebedürftige an der Reihe sind. Hinzu kommen Personen aller Altersklassen, die bislang ausschließlich mit einem Vektorimpfstoff (Astrazeneca, Johnson & Johnson) geimpft wurden.

Dürfen Ärzte über 60-Jährige ein drittes Mal impfen, obwohl es noch keine offizielle Empfehlung gibt? Ja. Die Corona-Impfverordnung gewähre generell allen Bürgern den Anspruch auf eine Auffrischungsimpfung, betont die KV Nordrhein. Eine Empfehlung dazu sei bei der Ständigen Impfkommission (Stiko) in Arbeit. Die Gesundheitsminister-Konferenz habe die Personengruppen bestimmt, denen vorrangig ein Angebot für eine Auffrischung gemacht werden solle. „Mit dem Beschluss dürfen Ärzte demnach auch Personen über 60 Jahre entsprechend impfen – nach vorheriger ärztlicher Beratung und individueller Entscheidung“, so die KV.

Darf man als dritte Dosis auch Moderna nehmen? Ja, sagt Laumanns Sprecher. Die Auffrischung soll laut Ministerbeschluss mit einem mRNA-Impfstoff, also mit Comirnaty von Biontech oder Spikevax von Moderna, durchgeführt werden. Der Hintergrund ist folgender: Die meisten Bürger haben zwei Dosen von Biontech erhalten. Nun zeigt eine neue Studie aus Belgien, dass Moderna ein höheres Antikörper-Level bewirkt als Biontech, weshalb zahlreiche Bürger in Praxen und bei Apotheken bereits nachfragen, ob sie auch diesen zweiten mRNA-Impfstoff für die Auffrischung nehmen dürfen. Wobei die Studie nicht sagt, dass Moderna auch besser gegen Corona wirkt. Die wichtigste Frage – nämlich wie viele T-Zellen gebildet werden – wurde gar nicht untersucht. Die KV Nordrhein erwartet, dass die meisten Älteren als dritte Dosis Biontech erhalten: „Das Angebot in der Praxis wird sich nach den verfügbaren Impfstoffmengen richten. Wir gehen davon aus, dass vornehmlich der Impfstoff von Biontech verimpft werden wird.“ Noch wird Moderna nur an Impfzentren oder Kliniken ausgeliefert. Thomas Preis, Chef des Apothekerverbands Nordrhein, erwartet aber, dass ab Oktober, wenn die Impfzentren geschlossen sind, auch an die Praxen gehen wird.

In welcher Reihenfolge sollen dritte Dosis und Influenza-Impfung erfolgen? Das Robert-Koch-Institut (RKI) rät allen Bürgern über 60 Jahren oder mit bestimmten chronischen Erkrankungen, sich gegen die anrückende saisonale Grippe impfen zu lassen. In welcher Reihenfolge Influenza- und Corona-Impfung erfolgen sollen, ist nicht vorgeschrieben. „Dazu gibt es keine Reihenfolge. Die Stiko empfiehlt nur einen Impfabstand von zwei Wochen“, so der Sprecher der KV Westfalen. Das RKI empfiehlt die Grippe-Impfung für Oktober/November. Der Zeitpunkt für die Auffrischungsimpfung gegen Covid-19 richte sich nach der letzten Dosis, betont die KV Westfalen. Beide Impfungen bei einem Arzttermin, was Ärzte und Patienten sich wünschen, ist nach den Regeln der Stiko derzeit noch nicht möglich. Das bedeutet: Für die über 60-jährigen geht es am schnellsten, wenn sie zuerst die Grippe-Impfung und dann, nach frühstens zwei Wochen, die Corona-Auffrischung erhalten.

Wie geht es mit den über 80-Jährigen weiter? Da sie bereits zu Jahresanfang geimpft werden konnten, kommt nun für immer mehr von ihnen der Zeitpunkt der Auffrischung. Auch hier gilt, dass sechs Monate seit der zweiten Dosis vergangen sein müssen. Ansprechpartner ist vor allem der Haus- oder Facharzt. Laumann will den Älteren nun einen Brief schreiben und auf die Möglichkeit der Auffrischung hinweisen. „Der Brief wird vorbereitet und dürfte zeitnah verschickt werden“, so das Ministerium.

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