Corona-Impfstoff NRW baut Astrazeneca-Bestände wegen geringer Nachfrage ab

Düsseldorf · Astrazeneca ist in vielen Praxen zum Ladenhüter geworden, obwohl er als wirksamer Impfstoff gegen das Coronavirus gilt. Nun macht NRW Lagerinventur, damit keine Dosen verfallen, die weltweit dringend benötigt werden.

 Astrazeneca-Ampullen stehen auf einem Tisch (Symbolfoto).

Astrazeneca-Ampullen stehen auf einem Tisch (Symbolfoto).

Foto: dpa/Nicolas Armer

Nordrhein-Westfalen baut seine Lagerbestände des kaum noch nachgefragten Corona-Impfstoffs von Astrazeneca ab. Es sei geplant, die Reserve im Landeslager bis zum Monatsende zunächst um bis zu 20.000 auf dann gut 900.000 Dosen zu verkleinern, teilte das Gesundheitsministerium auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur in Düsseldorf mit.

Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) hatte in der vergangenen Woche angekündigt, die Lagerbestände mitsamt Verfallsdaten erfassen zu lassen, damit keine Impfstoffe weggeworfen werden müssen. Auch, wenn hierzulande viele Menschen Astrazeneca bedauerlicherweise nicht mehr haben wollten, gebe es weltweit noch Millionen, die gar keine Vakzine zur Verfügung hätten, so Laumann. Daher sei es nicht verantwortbar, Dosen verfallen zu lassen.

In den Impfzentren in NRW gibt es derzeit den Angaben zufolge 200 Astrazeneca-Fläschchen, sogenannte Vials, aus denen jeweils zehn Dosen gezogen werden können, mit Verfallsdatum 31. Juli 2021. Weitere rund 600 Vials tragen demnach das Verfallsdatum 31. August 2021. Über 101.000 Fläschchen im Landeslager und in den Impfzentren würden laut Mindesthaltbarkeitsdatum bis Ende Oktober verfallen, falls sie vorher nicht genutzt werden, und über 5000 weitere im Lager bis Ende November.

„Aktuell fließen täglich circa 1700 Dosen aus dem Landeslager an die Impfzentren ab. Damit werden im Wesentlichen ausstehende Zweitimpfungen bedient“, sagte ein Ministeriumssprecher. In den Vial-Beständen der Zentren drohe akut kein Verfall von Mindesthaltbarkeitsdaten. Laumann hatte darauf hingewiesen, dass auch für Nachimpfungen noch Stoff gebraucht werde. „Die Dritt-Impfungen werden ja kommen. Das ist so sicher wie das Amen in der Kirche.“

Falls dennoch zuviel da sei, sollten die Impfstoffe gespendet werden. Darüber habe aber der Bund zu entscheiden, der die Impfstoffe besorgt und bezahlt habe, hatte der Minister erklärt. In NRW haben sich bereits erste regionale Initiativen gebildet, die dafür werben, Vakzine nach Afrika zu spenden.

Das Landesgesundheitsministerium setzt zunächst noch darauf, die Nachfrage hierzulande anzukurbeln. In dieser Woche läuft deswegen eine „Woche des Impfens“ mit niedrigschwelligen Angeboten - etwa in Einkaufsstraßen, Sportstätten oder Shopping-Centern. Trotz rund 80.000 Impfungen pro Tag hatten die Impfzentren zuletzt eine rückläufige Nachfrage nach Terminen festgestellt.

(peng/dpa)
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