Studie zum sozialen Status und Covid-19 Kinder aus ärmeren Familien erkranken häufiger schwer an Corona

Düsseldorf · Die Corona-Pandemie hat die Kluft zwischen Arm und Reich vergrößert. Das trifft die sozial Schwachen doppelt, denn Studien bescheinigen ihnen ein erhöhtes Risiko, schwer an Covid-19 zu erkranken. Neue Zahlen zeigen: Auch Kinder sind von dieser Entwicklung betroffen.

Corona NRW:  So hat sich das Virus seit Beginn ausgebreitet - 2020 bis 2023
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Foto: dpa/Jens Büttner

Die Corona-Pandemie hat neben den bloßen Erkrankungs- und Todesraten zahlreiche unschöne Nebenwirkungen. Eine davon ist, dass Sars-Cov-2 weltweit auch die Kluft zwischen Arm und Reich drastisch vergrößert hat. Erhebungen der Organisation Oxfam zeigen: Die zehn reichsten Männer der Welt haben zwischen März 2020 und November 2021 ihr Vermögen etwa verdoppelt, während mehr als 160 Millionen Menschen zusätzlich in Armut leben. Deutschland macht hier keine Ausnahme: Laut Oxfam haben die zehn reichsten Personen seit Beginn der Pandemie ihr Vermögen von umgerechnet rund 125 Milliarden Euro auf etwa 223 Milliarden Euro nahezu verdoppelt. Dieser Gewinn entspreche annähernd dem Gesamtvermögen der ärmsten 40 Prozent, also von rund 33 Millionen Deutschen.

Menschen, die in sozial schwachen Verhältnissen leben, trifft diese Entwicklung besonders hart. Denn wer weniger Geld verdient und in beengten Verhältnissen wohnen muss, hat auch ein erhöhtes Risiko, sich mit Covid-19 zu infizieren und daran zu sterben. Dies zeigten in der Vergangenheit erstmals Studien aus den USA und Großbritannien. Aber auch das Robert-Koch-Institut stellt einen eindeutigen Zusammenhang her zwischen sozialem Status und der Sterblichkeit durch Covid-19. Demnach lag im Winter 2020/2021 alleine in den Monaten Dezember und Januar die Covid-19-Sterblichkeit in sozial stark benachteiligten Regionen um rund 50 bis 70 Prozent höher als in Regionen mit geringer sozialer Benachteiligung.

Eine der größten Daten-Erhebungen in diesem Zusammenhang hat die AOK Rheinland gemeinsam mit dem Universitätsklinikum Düsseldorf gemacht. Sie stellten dabei einen Zusammenhang her zwischen Arbeitslosigkeit und einer Corona-Erkrankung. Mehr als 1,3 Millionen Patientendaten wurden dazu im Zeitraum Januar bis Juni 2020 ausgewertet. Sie zeigten deutlich, dass vor allem Langzeitarbeitslose viel häufiger wegen einer Covid-Erkrankung ins Krankenhaus eingewiesen werden mussten. Bezieher von Arbeitslosengeld II hatten laut AOK ein um 84 Prozent erhöhtes Risiko für einen Covid-19-bedingten Krankenhausaufenthalt.

Besonders alarmierend sind die jüngsten Erkenntnisse der Datenauswertung. Demnach haben auch die Kinder der betroffenen Erwachsenen ein 1,36-fach erhöhtes Risiko für einen schweren Corona-Verlauf mit Krankenhausaufenthalt im Verhältnis zu Kindern von arbeitnehmenden Versicherten.

In der Studie untersucht wurden 688.705 Kinder und Jugendliche, das Durchschnittsalter lag bei 8,3 Jahren. „Das ist eine der weltweit ersten großen Untersuchungen zu sozialen Ungleichheiten von Covid-19 bei Kindern und Jugendlichen“, so Nico Dragano, Direktor des Instituts für Medizinische Soziologie am Universitätsklinikum Düsseldorf in der gemeinsamen Pressemitteilung mit der AOK. „Obwohl schwere Verläufe bei Kindern zum Glück selten sind, sehen wir dennoch, dass es gerade ärmere Familien trifft.“ Ein Grund dafür könnte sein, dass sozial benachteiligte Menschen häufiger auch durch andere Grunderkrankungen vorbelastet sind.

Armut fördert auch für Kinder das Risiko einer schwereren Coronaerkrankung (Symbolbild).

Armut fördert auch für Kinder das Risiko einer schwereren Coronaerkrankung (Symbolbild).

Foto: dpa

Überhaupt könnten Kinder und Jugendliche die vielleicht größten Verlierer der Pandemie sein. Mittlerweile gibt es viele Studien, die eindeutig zeigen, dass Angsterkrankungen und Depressionen, aber auch Essstörungen unter jungen Menschen während der Pandemie deutlich zugenommen haben.

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