Anton Hofreiter zu Testpanne in Bayern „Söder muss die Verantwortung für dieses Chaos übernehmen“

München/Berlin · Bayerns Ministerpräsident Markus Söder will sich am Nachmittag zur Corona-Testpanne in Bayern äußern. Grünen-Politiker Anton Hofreiter übte scharfe Kritik am CSU-Chef: Er spricht von einer „schlecht vorbereiteten“ Aktion, die die Behörden überfordert habe.

 Markus Söder (CSU) ist Ministerpräsident von Bayern (Archivfoto).

Markus Söder (CSU) ist Ministerpräsident von Bayern (Archivfoto).

Foto: dpa/Sven Hoppe

Nach der bayerischen Corona-Testpanne mit 900 nicht über ihre Infektionen informierten Urlaubsheimkehrern stehen Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) und seine Staatsregierung massiv unter Druck. 44.000 Reiserückkehrer, die im Ausland im Urlaub waren, warteten nach Tests an bayerischen Autobahnen noch auf ihre Ergebnisse, darunter auch 900 nachweislich positiv getestete.  Am späten Nachmittag werde sich Söder dazu äußern, kündigte eine Sprecherin der Staatskanzlei an.

Unterdessen wird die Kritik am CSU-Chef schärfer. „Die aktuelle Test-Panne in Bayern zeigt: Söder schießt mit seinem Aktionismus und einiger Selbstüberschätzung oft über das Ziel hinaus“, sagte Anton Hofreiter unserer Redaktion, der Vorsitzende der grünen Bundestagsfraktion. „Das Angebot von Tests für alle, etwa an Autobahnraststätten, war offenbar schlecht vorbereitet und hat die Behörden überfordert. Bei einem positiven Testergebnis müssen die Betroffenen schnellstmöglich informiert werden und nicht zwei Wochen warten - andernfalls wird die Gesundheit vieler Menschen aufs Spiel gesetzt.“

Söder müsse nun schleunigst dafür sorgen, dass die Betroffenen und vor allem auch mögliche Kontaktpersonen informiert und alle Fehler behoben werden, sagte Hofreiter. „Gerade jetzt in der Krise kommt es doch auf das Vertrauen der Bevölkerung in die staatlichen Institutionen und Entscheidungen an. Das darf nicht verspielt werden.“

Wie viele der Betroffenen aus dem Freistaat und wie viele aus dem übrigen Bundesgebiet kommen, konnte die bayerische Gesundheitsministerin Huml zunächst nicht sagen. Sie kündigte allerdings an, dass die Infizierten bis Donnerstagmittag ihr Ergebnis bekommen sollten.

Söder war mit der Ankündigung der Teststationen an Autobahnen bundesweit vorgeprescht. Die Staatsregierung und die Behörden unterschätzten dabei aber anfangs offenbar, wie viele Menschen sich tatsächlich an den Autobahn-Stationen testen lassen wollen. Das Bayerische Rote Kreuz (BRK) wehrte sich am Donnerstag: Die bayerischen Hilfsorganisationen seien vom Freistaat beauftragt worden, innerhalb eines Tages fünf Teststationen zu errichten. Eine Software dafür sei aber nicht zur Verfügung gestellt worden, deshalb hätten die Reisenden händisch mit Formularen erfasst werden müssen.

„Eine solche Panne hätte nicht passieren - oder zumindest nicht so lange unentdeckt bleiben dürfen“, sagte Hofreiter. Das werde der Ministerpräsident nicht einfach wegmoderieren können. „Söder ist in der Pflicht, hier die politische Verantwortung für dieses Chaos zu übernehmen.“

(ahar/Mit Material der dpa)
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