Chef der Kassenärzte Gassen fordert Ende aller Corona-Eindämmungsmaßnahmen

Berlin · Klare Worte vom Vorsitzenden der Kassenärztlichen Bundesvereinigung: Andreas Gassen hat ein Ende aller noch verbliebenen Corona-Eindämmungsmaßnahmen in Deutschland gefordert.

Andreas Gassen, Chef der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (Archivbild).

Andreas Gassen, Chef der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (Archivbild).

Foto: dpa/Britta Pedersen

„Wir erleben seit Monaten dank der guten Immunitätslage der Bevölkerung, dank der Impfungen und erfolgten Infektionen eine sehr viel niedrigere Krankheitslast als 2021, eben eine endemische Krankheitslast“, sagte Gassen am Freitag der „Welt“. Risikogruppen könnten und sollten sich weiter schützen, Pflichtmaßnahmen für alle seien aber nicht mehr nötig.

Der Chef der deutschen Kassenärzte sprach sich unter anderem dafür aus, die generelle gesetzliche Maskenpflicht in medizinischen Einrichtungen abzuschaffen und die Entscheidung den Praxen zu überlassen. Nicht jede Einrichtung habe mit Hochrisikopatienten zu tun. Auch sei die Ausgangslage beim Augenarzt oder beim Psychotherapeuten eine andere als etwa in einer Infektionssprechstunde bei einem Haus- oder HNO-Arzt, fügte Gassen hinzu.

Derweil kann laut Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach bei der Corona-Virus-Lage noch keine Entwarnung gegeben werden. Zwar entstünden anscheinend keine neuen gefährlichen Varianten, sagt der SPD-Politiker. Trotz dieser Entwicklung seien die Kliniken aber voll. Und es gebe weiterhin um die 100 bis 140 Tote pro Tag und sehr viele Fälle von Long-Covid.

„Somit ist im Rahmen dieser jetzt laufenden Winterwelle die Lage nicht anders, als zu dem Zeitpunkt, wo wir das Infektionsschutzgesetz in der jetzigen Form beschlossen haben.“ Änderungen daran seien weder kurzfristig geplant, noch zu erwarten. Das Infektionsschutzgesetz läuft im April aus. Zuletzt hatte der Chefvirologe der Berliner Universitätsklinik Charite, Christian Drosten, angesichts der Immunitätslage der Bevölkerung von einem Ende der Pandemie gesprochen. Nach Ansicht Lauterbachs entsprechen die Äußerungen Drostens seiner Einschätzung, dass sich die Viruslage verändert habe.

Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke fordert eine bundesweite Regelung für ein mögliches Ende der Corona-Schutzmaßnahmen. „Wenn es zutrifft, was Herr Drosten und viele andere Fachleute sagen, scheint es sinnvoll, dass wir bald auf alle Maßnahmen verzichten können“, sagte der SPD-Politiker der Deutschen Presse-Agentur in Potsdam. „Aber das sollte bundesweit einheitlich abgestimmt sein.“ Woidke verwies darauf, dass die Brandenburger Verordnung bis zum 11. Januar gilt. Die Corona-Regeln des Bundes sind bis zum 7. April gesetzlich festgeschrieben, können aber früher gekippt werden.

(felt/AFP)
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