Porträts von Kurt Wüthrich, Koichi Tanaka, John Fenn Chemie-Nobelpreisträger 2002:

Hamburg (rpo). Der Schweizer Kurt Wüthrich, der Japaner Koichi Tanaka und der US-Amerikaner John Fenn erhalten gemeinsam den Nobelpreis für Chemie 2002. Kurze Porträts geben Einblicke ins das Leben der Wissenschaftler:

KURT WÜTHRICH (64) gilt unter Kollegen als hervorragender Wissenschaftler, aber menschlich nicht ganz einfach. "Wüthrich kann recht barsch und grob sein, wenn ihm was nicht passt", beschreibt Prof. Wolfgang Baumeister, Direktor am Max-Planck-Institut für Biochemie in Martinsried, seinen Kollegen.

Wüthrich befasst sich mit der Analyse von biologischen Molekülen. Mit einer maßgeblich von ihm entwickelten Methode hat er Prionenkrankheiten wie den Rinderwahnsinn BSE und die neue Variante der Creutzfeldt-Jakob-Krankheit (vCJK) beim Menschen erforscht. Er war an der Aufklärung der Struktur des Prion-Proteins beteiligt.

Der Biophysiker ist seit 1969 an der Eidgenössischen Technischen Hochschule Zürich beschäftigt, seit einiger Zeit forscht er zudem am Scripps Research Institute in La Jolla (US-Staat Kalifornien). Privat vergnügt sich der im Kanton Bern geborene Forscher auf den Ski-Pisten seiner Heimat. Zudem hat er ein Trainer-Diplom für Fußball. Wüthrich ist verheiratet und hat zwei Kinder.

JOHN FENN (85) hat während seiner mehr als 50 Jahre währenden Forscherkarriere 19 Erfindungen patentieren lassen, ein Buch geschrieben und mehr als 100 Veröffentlichungen in wissenschaftlichen Journalen untergebracht. Seine Verdienste liegen im Bereich der Massen-Spektrometrie, der Kunst, die Masse und Häufigkeit einzelner Moleküle in einer Substanz zu bestimmen.

Nach seinem Studium an der Yale University arbeitete Fenn ein Jahrzehnt in der Industrie, wurde dann aber an die Princeton University in New Jersey berufen. Ende der 60er Jahre kehrte er nach Yale zurück und blieb dort bis zu seiner Emeritierung 1987. Danach wurde Fenn als Forschungsprofessor an die Virginia Commonwealth University in Richmond berufen, wo er noch heute jeden Tag arbeitet.

Als seine Hobbys bezeichnet Fenn "Lesen, Kreuzworträtseln und Schlafen". Seine erste Frau starb bei einem Autounfall in Neuseeland. Aus dieser Ehe und von seiner zweiten Frau hat Fenn "fünf Kinder und eine ganze Mannschaft fantastischer Enkelkinder".

KOICHI TANAKA (43) wird von Kollegen vor allem wegen seiner Gründlichkeit und strukturierten Arbeitsweise geschätzt: "Er ist selbst für japanische Verhältnisse ein Arbeitstier", sagt sein Kollege Martin Resch, der wie Tanaka für die japanische Shimadzu Corporation arbeitet.

Diese Eigenschaft habe es Tanaka auch möglich gemacht, sich als Ingenieur unter Chemikern Respekt zu verschaffen, sagt Resch. Das Hobby des Japaners sei wissenschaftliche Literatur, die er archiviere, in Datenbanken verwalte und seinen Kollegen zugänglich mache.

Tanaka ist verheiratet und arbeitet als Forschungs- und Entwicklungsingenieur. Zumindest gelegentlich scheint der Vielarbeiter aber auch Interessen abseits der Wissenschaft zu frönen: "Wir haben ihm mal ein Trikot von Manchester United geschenkt", erinnert sich Resch. "Da hat er sich sehr gefreut."

(RPO Archiv)
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