Zehntausende beim Trauerzug Chaos bei Trauerfeier für Astrid Lindgren

Stockholm (rpo). Chaotische Szenen haben sich bei der Trauerfeier von Kinderbuchautorin Astrid Lindgren abgespielt. Tausende Menschen haben vor Beginn des Gottesdienstes versucht, die Kirche zu stürmen, um sich die "besten Plätze" zu ergattern. Kinder wurden bedrängt, die Polizei war überfordert.

Augenzeugen berichteten, dass die Polizei auf den Massenandrang nicht vorbereitet gewesen sei. Sie habe Probleme gehabt, die Menge umzudirigieren. An dem Trauergottesdienst nahmen neben den Angehörigen Lindgrens auch König Carl Gustaf, Königin Silvia und Ministerpräsident Göran Persson teil.

Wie sonst nur bei einem Staatsbegräbnis ehrten auch das schwedische Königshaus und die Regierung die in aller Welt viel gelesene Schriftstellerin, deren Bücher in mehr als 80 Sprachen übersetzt und in einer Auflage von über 130 Millionen Exemplaren verbreitet worden sind.

Hinter dem schlichten weißen Sarg ging ein ungesattelter weißer Hengst. Die Angehörigen wollten damit an Lindgren-Bücher wie "Pippi Langstrumpf" und den "Brüdern Löwenherz" erinnern, in denen Pferde eine wichtige Rolle für Kinder spielen.

Astrid Lindgren war am 28. Januar im Alter von 94 Jahren in ihrer Stockholmer Wohnung gestorben. Nach dem Trauergottesdienst im Dom der schwedischen Hauptstadt am Nachmittag sollte der Leichnam in die Kleinstadt Vimmerby 300 Kilometer südlich von Stockholm überführt werden. Dort kam die Schriftstellerin am 14. November 1907 zur Welt und verlebte nach eigener Darstellung eine glückliche Kindheit, die sie als wichtigste Inspiration für ihre Bücher ansah. Die Autorin soll in Vimmerby unter Ausschluss der Öffentlichkeit neben ihren Eltern zur letzten Ruhe gebettet werden. Der Termin wird öffentlich nicht mitgeteilt.

Enttäuscht äußerten sich nach Abschluss des Trauerzugs von der Adolf-Fredrik-Kirche zum Dom viele Stockholmer über den überraschend schnellen Abschluss des Zuges. Statt der vorher angegebenen 45 Minuten erreichte der Wagen mit dem Sarg den Dom schon nach 20 Minuten. Ein Polizeisprecher meinte: "Wir haben auch nicht verstanden, warum der Wagen mit zwei Pferden vorne so ein hohes Tempo vorgelegt hat." Wegen des vorzeitigen Endes kamen viele Menschen zu spät zu dem Umzug.

Zur Trauerfeier im Stockholmer Dom hatten der schwedische König Carl XVI. Gustaf, Königin Silvia und Ministerpräsident Göran Persson ihre Teilnahme angekündigt. Zu den Trauerrednern gehörte auch die Schauspielerin Inger Nilsson, die Ende der 60er und Anfang der 70er Jahre als Kind in der Kino- und Fernsehversion von "Pippi Langstrumpf" die Titelrolle spielte.

Die 67 Jahre alte Lindgren-Tochter Karin Nyman hatte vor dem Begräbnis erklärt, dass der Rahmen wie bei einem Staatsbegräbnis ihrer Mutter mit Sicherheit nicht besonders zugesagt hätte. "Großes Getue um ihre Person mochte sie nicht", sagte die Tochter. Dennoch sei sie sicher, dass die Entscheidung für den Trauerzug durch Stockholm im Sinne der Schriftstellerin gewesen sei: "Es wollten einfach so viele Menschen und vor allem Kinder Abschied nehmen. Da hätte sie bestimmt nicht Nein gesagt."

(RPO Archiv)
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