Heilmittel? Cannabis gegen Krebs - was die Cannabis-Legalisierung medizinisch bringt

Cannabis-Medizin kann bei der Symptombehandlung von Erkrankungen wie beispielsweise Multipler Sklerose, Tourette-Syndrom sowie psychischen Erkrankungen eine positive Wirkung zeigen. Ebenso können auch Krebspatienten von einer Cannabis-Therapie profitieren.

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Foto: shutterstock.com / Miss Nuchwara Tongrit

Es existieren über 100 verschiedene Krebsarten. Demnach ist Krebs ein Sammelbegriff für unterschiedliche Erkrankungen, die gemeinsame Merkmale aufweisen: Die ursprünglich gesunden Zellen im Körper werden zu Krebszellen und vermehren sich unkontrolliert. Sie wachsen in das gesunde Gewebe ein und schädigen dieses. Dieser Prozess kann zum einen durch externe Faktoren wie Viren oder Rauchen und zum anderen durch genetische Faktoren verursacht werden.

Laut dem Krebsinformationsdienst sind im Jahr 2014 in Deutschland rund 476.000 Menschen an Krebs erkrankt. Für das Jahr 2018 wird ein Anstieg auf rund 494.000 Neuerkrankungen vorausgesagt. Als Ursache hierfür wird die gestiegene Lebenserwartung gesehen, denn nahezu alle Krebsarten treten bei älteren Menschen wesentlich häufiger auf als bei Jüngeren.

Nicht jeder Betroffene kann dauerhaft geheilt werden. Jedoch haben Verbesserungen bei der Vorbeugung und Früherkennung sowie dank der modernen Medizin dazu beigetragen, dass die Krebsstatistik zurückgeht. Mit einer dauerhaften Heilung kann über die Hälfte der Krebspatienten von einer dauerhaften Heilung profitieren.

Cannabis-Medizin kann bei der Symptombehandlung von Erkrankungen wie beispielsweise Multipler Sklerose, Morbus Crohn, Tourette-Syndrom, chronischen Schmerzen sowie psychischen Erkrankungen (u.a. posttraumatische Belastungsstörung, Angststörung, Depression) eine positive Wirkung zeigen. Ebenso können auch AIDS-Patienten und Krebspatienten von einer Cannabis-Therapie profitieren.

Warum kann Cannabis gegen Krebs helfen?

In einzelnen Laborversuchen wurde festgestellt, dass Cannabinoide eine gewisse Antitumoraktivität besitzen, eindeutige Belege fehlen aber. Aus diesem Grund darf man hier auch nicht von einem Antikrebsmittel sprechen. In der Schmerztherapie und bei der Krebsbehandlung hat sich eine Cannabisanwendung jedoch als hilfreich gezeigt.

Eins muss gleich zu Beginn gesagt werden: Cannabis als Medizin ist gegen Krebs kein Heil- oder Wundermittel. Allerdings kann es dabei helfen, die Symptome zu lindern. So enthält die Cannabis-Pflanze (Cannabis sativa) mehr als 85 unterschiedliche Cannabinoide, die medikamentenähnliche Wirkungen im gesamten Körper haben können. Inzwischen konnte hinreichend belegt werden, dass insbesondere die Cannabinoide Delta-9-Tetrahydrocannabinol (THC) und Cannabidiol (CBD) Schmerzen sowie kleinere Entzündungen reduzieren und gegen depressive Symptome wirken können. Auch gegen die unerwünschten Begleiterscheinungen einer Chemo- oder Strahlentherapie wie Übelkeit und Erbrechen können Cannabinoide hilfreich sein.

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Foto: Peter Kim/ Shutterstock.com

Darüber hinaus haben THC und CBD auch eine appetitsteuernde Wirkung. Oftmals führen eine Krebserkrankung und die folgende Behandlung zu einer starken Appetitabnahme. Mithilfe von Cannabis kann der Appetit angeregt werden, damit Patienten ausreichend essen und trotz der kräftezehrenden Therapie bei Kräften bleiben.

Wie wirkt Cannabis gegen Krebs?

In den vergangenen Jahren gab es immer wieder Berichte und vereinzelte Studien über die krebshemmende Eigenschaft der Cannabis-Arzneimittel. Die medizinische Verwendung zur Behandlung verschiedener Beschwerden konnte wissenschaftlich inzwischen ausreichend belegt werden, nicht aber, dass Cannabis-basierte Medikamente Krebs heilen können.

Einzelne Studien geben Hinweise darauf, dass Cannabis als Medizin womöglich in der Lage ist, das Wachstum bösartiger Krebszellen zu hemmen. Hier spielt vor allem das körpereigene Cannabinoidsystem (Endocannabinoidsystem) mit seinen Cannabinoid-Rezeptoren eine wichtige Rolle. So können die zugeführten Cannabinoide als auch die vom Körper produzierten Cannabinoide einen antitumoralen Effekt haben. In einer häufig zitierten Untersuchung von den Forschern der Complutense University Madrid heißt es, dass THC bei einem Glioblastom (sehr aggressive Hirnkrebszellen) Apoptosen (Zelltod) verursachen kann. In anderen Studien konnte gezeigt werden, dass die Krebszellen bei Brustkrebs und Prostatakrebs vermutlich gehemmt werden können. Es sind jedoch viele weitere klinische Studien erforderlich, um gesicherte Aussagen treffen zu können.

Was ist der Stand der Wissenschaft beim Thema Cannabis gegen Krebs?

Die Krebsforschung steckt noch in den Kinderschuhen. Das aktuelle Wissen um die genaue Cannabiswirkungsweise im menschlichen Körper ist nicht ausreichend, um verlässliche Aussagen zuzulassen, ob eine Heilung des Krebs mithilfe einer Cannabis-Therapie möglich ist. Wissenschaftliche Belege beziehungsweise Studien geben jedoch Hoffnung.

In Deutschland steckt die Krebsforschung mit Cannabis als Medizin bzw. der Cannabinoide noch im Anfangsstadium. Mit dem neuen Cannabis-Gesetz, das im März 2017, in Deutschland in Kraft getreten ist, hat das BfArM auch eine Begleiterhebung erlassen, die über fünf Jahre hinweg die Cannabis-Wirkung bei unterschiedlichen Beschwerden und Krankheiten aufzeigen soll.

Länder wie die USA oder Israel sind die Vorreiter, wenn es um die Krebsforschung mit Cannabis als Medizin geht. So wird aktuell eine Vielzahl von Studien durchgeführt, zum Beispiel die Behandlung von Tumoren mit THC und CBD. Inzwischen erkennt das National Cancer Institute (NCI) der US-Regierung auch an, dass Cannabis ein breites Wirkungsspektrum besitzt.

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Foto: dpa/Annette Riedl

Welche Cannabis-Sorte hilft gegen Krebs?

Medizinal-Cannabis ist in Deutschland seit März 2017 verschreibungsfähig. Approbierte Ärzte dürfen nun schwerkranken Patienten Medizinalhanf in Form von Cannabisblüten, Cannabis-Präparaten oder Extrakten auf einem Betäubungsmittelrezept verschreiben. Die Krankenkasse muss diese Kosten übernehmen und darf die Kostenübernahme nur in begründeten Ausnahmefällen ablehnen.

In Deutschland sind folgende Fertigarzneimittel für die verschreibungspflichtige Verwendung erhältlich:

  • Dronabinol (Rezepturarzneimittel): Dronabinol ist die international gültige Bezeichnung für Delta-9-Tetrahydrocannabinol. Apotheker stellen aus Cannabis-Harz ein Öl her, das oral eingenommen wird.
  • Canames-Kapseln: Die Kapseln enthalten den Cannabis-Wirkstoff Nabilon (vollsynthetisches THC-Analogon).
  • Sativex Mundspray: Dieses enthält den Wirkstoff Naxibimol, ein Extrakt aus Cannabisblüten und Cannabisblüten mit THC und CBC zu gleichen Teilen.

Für den medizinischen Zweck können auch verschiedene Cannabissorten (Cannabis-Blüten) in pharmazeutischer Qualität auf einem BTM-Rezept verschrieben werden. Diese werden von unterschiedlichen ausländischen Unternehmen nach Deutschland importiert, da vor den Jahren 2019/2020 nicht damit zu rechnen ist, dass es in Deutschland einen staatlich kontrollierten Cannabisanbau unter Aufsicht der Cannabis-Agentur des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) geben wird.

Was können Nebenwirkungen einer Cannabis-Behandlung gegen Krebs sein?

Wie jedes andere Medikament auch, können Cannabis-Medikamente Nebenwirkungen haben. Diese fallen aber in der Regel nur schwach aus und können mit arzneimitteltypischen Nebenwirkungen nicht verglichen werden. Außerdem baut der Körper bei Cannabis-Patienten relativ schnell eine Toleranz gegen die Nebenwirkungen des Cannabis-Konsum auf.

Medizinisches Cannabis gilt im Allgemeinen als gut verträglich. Hinzu kommt, dass sich der Körper relativ schnell an die möglichen Nebenwirkungen gewöhnt, sodass diese abnehmen oder ganz verschwinden. Dennoch muss berücksichtigt werden, dass jeder Mensch anders auf Marihuana bzw. Cannabis reagiert. Hinzukommt, dass Wirkungsweise auch unter anderem davon abhängig ist, in welcher Form Cannabis konsumiert wird, und um welche Cannabissorte es sich handelt. Grundsätzlich gilt, dass zunächst mit einer kleinen Menge begonnen werden sollte.

Mögliche Nebenwirkungen des Cannabiskonsums können sein:

  • Mundtrockenheit
  • trockene, rote Augen
  • Heißhunger
  • Kopfschmerzen/Schwindel
  • Herz-Kreislauf-Probleme
  • Schläfrigkeit/Lethargie
  • Angstzustände/Paranoia

Welches Cannabisöl wirkt gegen Krebs?

Cannabisöl darf nicht mit Hanf-Öl verwechselt werden. Denn das Öl aus der Hanfpflanze gehört in die Kategorie Pflanzenöle wie zum Beispiel Olivenöl oder Sonnenblumenöl. Dementsprechend besitzt es auch keine medizinische Wirkung. Cannabisöl kann jedoch medizinisch zur Behandlung verschiedener Beschwerden eingesetzt werden.

Bei dem Cannabisöl muss zwischen dem Rezeptur-Arzneimittel Dronabinol (Cannabis-Öl bzw. THC-Öl) sowie dem CBD-Öl unterschieden werden. Während Dronabinol verschreibungspflichtig ist, kann Cannabidiol-Öl legal erworben werden, da es kein psychoaktives THC enthält. Das Cannabinoid CBD ist nicht psychoaktiv. Es finden sich nur wenige Studien, in denen CBD an Tiermodellen mit Krebs getestet wurde. Vermutlich kann CBD die Apoptose von Krebszellen fördern, wobei die Wirkung noch nicht vollständig geklärt ist. Es wäre also vermessen beziehungsweise falsch zu sagen, dass Cannabisöl gegen Krebs wirken könnte.

Cannabisöl wie das Dronabinol oder Cannabidiol-Öl können jedoch die Krebssymptome sowie die Symptome, die Rahmen einer Chemotherapie und Strahlentherapie auftreten lindern. Dem Cannabidiol-Öl werden unter anderem folgende Wirkungsweisen zugeschrieben:

  • schmerzlindernd
  • entzündungshemmend/antibakteriell
  • antioxidativ

Erhältlich ist Cannabis-Öl bzw. CBD-Öl mittlerweile nicht nur in Apotheken, sondern auch im Internet. Beim Kauf ist darauf zu achten, dass es sich um ein hochwertiges Öl handelt. Diese zeichnen sich durch vor allem durch Reinheits- und Analysezertifikate aus. Zudem sollte die CBD-Konzentration max. 10 Prozent betragen und der THC-Gehalt unter 0,2 Prozent liegen.Wenn der THC-Gehalt diesen Wert überschreitet, ist das Öl eine illegale Droge und darf nicht erworben werden.

Vorbeugend - kann Cannabis auch vor Krebs schützen?

In der Krebstherapie wird der medizinische Nutzen von Cannabis und seinen Wirkstoffen längst erkannt. Aber schützt Cannabis vor Krebs? Diese Frage wird sich häufig gestellt, wenn die aktuellen Forschungen in Bezug auf Cannabis und Krebs verfolgt werden. Wissenschaftliche Studien und Belege fehlen jedoch.

Auch auf die Frage „schützt Cannabis vor Krebs?“ können keine verlässlichen Aussagen getroffen werden. Es existieren nur marginale Hinweise sowie vereinzelte wissenschaftliche Studien oder Beobachtungen, die darauf hindeuten, dass Cannabis unter bestimmten Bedingungen gegen Krebs vorbeugen könnte. Im Rahmen einer Beobachtungsstudie hat aus dem Jahr 1997 wurden 65 000 Patienten über zehn Jahre beobachtet. Verglichen wurde die Krebshäufigkeit unter Tabakrauchern, Nichtrauchern und Cannabisrauchern. Im Ergebnis heißt es, dass die Tabakraucher ein höheres Risiko für Lungenkrebs und weitere Krebsarten aufwiesen. Hingegen konnte dieses erhöhte Krebsrisiko bei Cannabisrauchern, die Cannabis ohne Tabak konsumierten, nicht festgestellt werden. Ähnliche Ergebnisse zeigte eine Fall-Kontrollstudie, in der 1 200 Patienten mit Lungen- und Halskrebs mit einer Kontrollgruppe ohne Krebserkrankungen verglichen wurde. Auch hier heißt es, dass die Cannabisraucher kein erhöhtes Krebsrisiko aufwiesen.

Die Ergebnisse der vorliegenden Studien geben den Forschern Anlass, weitere Studien durchzuführen. Zwar lassen die bisherigen Ergebnis darauf hoffen, dass Cannabis mit seinen Inhaltsstoffen vielleicht ein Mittel zur Krebsprävention nützlich sein könnte, doch bis hier verlässliche Aussagen getroffen werden können, werden vermutlich noch viele Jahre vergehen.

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