17-jähriger Kidnapper erstach eine Frau Busentführung von Polizei beendet

Tokio (dpa). Das blutige Geiseldrama in einem japanischen Überlandbus ist am frühen Donnerstagmorgen (Ortszeit) gewaltsam zu Ende gegangen. Die Polizei stürmte kurz nach 05.00 Uhr morgens den Bus und nahm den 17-jährigen Kidnapper fest. Das berichtete der Fernsehsender NHK. Der Kidnapper hatte zuvor eine Frau mit einem Messer tödlich verletzt. Die restlichen weiblichen Geiseln, darunter ein kleines sechsjähriges Mädchen, wurden unverletzt befreit, hieß es.

Während der Bus auf einem Autobahn-Parkplatz in der westlichen Provinz Hiroschima stand, hatten Polizisten versucht, den Kidnapper durch das Fahrerfenster zur Aufgabe zu bewegen. Zuvor hatte er drei Frauen freigelassen. Eine 68-Jährige erlag wenig später ihren Verletzungen, die beiden anderen wurden mit Stichwunden an Nacken und Brust ins Krankenhaus gebracht.

Der Jugendliche hatte es abgelehnt, mit seiner hinzugezogenen Mutter zu reden, hieß es. Der junge Mann hatte den Bus am Mittwochnachmittag (Ortszeit) auf der Fahrt von Saga nach Fukuoka auf der südlichen Hauptinsel Kyushu in seine Gewalt gebracht. Sein Motiv war in der Nacht zum Donnerstag weiterhin unklar. Wie es hieß, wollte er in die gut 600 Kilometer entfernte Hauptstadt Tokio weiterfahren. Er halte das Mädchen umklammert und bedrohe es mit seinem Messer, hieß es in Fernsehberichten.

Der Kidnapper ließ unterdessen eine Toilette, Decken sowie Reisbällchen, frittierte Hühnchen und Tee zum Bus bringen. Dabei ließ er eine 72-jährige, eine 51-jährige und eine 52-jährige Frau unverletzt frei. Zuvor hatte er eine Pistole, eine schusssichere Weste, Geld sowie Süßigkeiten gefordert. In der Nacht trafen verängstigte Familien auf dem Parkplatz ein, die Angehörige in dem Geiselbus vermuten. Der Wagen habe eine Klimaanlage, aber keinen Fernsehseher. Die Fenster des Busses sind mit Gardinen verhängt.

Wie der Sender NHK weiter erfuhr, hatte der Kidnapper während der Fahrt über sein Handy die Polizei über die Geiselnahme informiert. Die Polizei hatte daraufhin unter Begleitung von Pressehubschraubern die Verfolgung aufgenommen. Zwei Fahrgäste konnten sich bei einer dramatischen Flucht während der Fahrt aus dem Bus stürzen. Dabei zogen sie sich leichte Verletzungen zu, hieß es. Später ließ der Kidnapper vier männliche Fahrgäste auf einem Parkplatz frei. Nach nur kurzer Weiterfahrt stoppte der Bus erneut auf einem Parkplatz.

Das blutige Geiseldrama schockierte die ganze Nation und erschütterte einmal mehr das Vertrauen in die viel gepriesene große Sicherheit in Japan. Die Besorgnis erregend steigende Kriminalität unter Jugendlichen wird von vielen als ein Zeichen für den Zerfall der japanischen Gesellschaft interpretiert. Die Straftaten reichen von Ladendiebstahl bis hin zu Raub, Totschlag und Brandstiftung.

(RPO Archiv)
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