Köln Buhrow verteidigt 399.000-Euro-Gehalt

Köln · Die ARD setzt seit kurzem auf Transparenz - etwa, indem sie Gehälter und Honorare offenlegt. Die Zahlen zeigen, dass WDR-Intendant Tom Buhrow das höchste Gehalt im Intendantenkreis bezieht. Doch die Transparenz hat Grenzen.

Ist es notwendig, dass der Intendant des WDR 399.000 Euro im Jahr verdient? Tom Buhrow selbst hatte auf diese Frage gestern in Köln bei der Pressekonferenz nach der ARD-Hauptversammlung keine eindeutige Antwort. "Ich kann absolut zu den Gehältern stehen. Man kann immer sagen: weniger, weniger, weniger", sagte der ehemalige "Tagesthemen"-Moderator. Generell sei es aber so, dass die Gehälter der ARD-Mitarbeiter in Führungspositionen weit unter denen der Mitarbeiter anderer Unternehmen lägen.

Seit Anfang September sind die Gehälter sämtlicher Intendanten auf der Website der ARD (www.ard.de/die-ard) öffentlich einsehbar. Bei anderen Gehältern belässt es die ARD bei pauschalisierten Angaben. "Aus Gründen des Persönlichkeitsschutzes habe ich Probleme damit, jedes Einzelgehalt auf den Cent genau öffentlich zu machen", sagte ARD-Programmdirektor Volker Herres. Und auch an einem anderen Punkt sind der Transparenz Grenzen gesetzt: "Wir müssen wettbewerbsfähig bleiben", so Herres. Aus diesem Grund sei es nicht möglich, sämtliche Ausgaben einzeln öffentlich zu beziffern. "Gerade weil der öffentlich-rechtliche Rundfunk staatsfern, also nicht Teil des Staates ist, sondern freiheitsberechtigter Rundfunkanbieter, gelten für ihn andere Informationspflichten als für staatliche Institutionen", so der ehemalige Bundesverfassungsrichter Paul Kirchhof, bei dem der ARD-Vorsitz ein Gutachten zur Transparenz im öffentlich-rechtlichen Rundfunk in Auftrag gegeben hatte. Insgesamt wolle die ARD ihr Handeln aber noch sichtbarer machen, betonte die ARD-Vorsitzende Karola Wille.

Darüber, dass Angela Merkel nicht zu einem zweiten TV-Duell bereit war, sei die ARD laut Herres unglücklich. "Natürlich fanden wir das nicht begrüßenswert." Ganz darauf verzichten wollte der Sender aber trotzdem nicht. Es sei eine Güterabwägung gewesen. "Hätten wir es nicht gesendet, wäre das auch kein Dienst an der Demokratie gewesen", so Herres weiter. Und mehr als 16 Millionen Zuschauer - was das TV-Duell zur meistgesehen Sendung des Jahres macht - hätten die Entscheidung bestätigt.

Als "historische Sitzung" bezeichnete Buhrow die ARD-Hauptversammlung, die unter anderem auch beschloss, dass der Bayerische Rundfunk 2018 den ARD-Vorsitz übernehmen wird. Damit wird der BR-Intendant Ulrich Wilhelm der nächste ARD-Vorsitzende. Zudem beschlossen die Intendanten, den ARD-"Faktenfinder" fortzusetzen. Das Verifikationsteam bei ARD-aktuell setzt dafür Fake News im Netz eigene Rechercheergebnisse entgegen und zeigt anhand von konkreten Beispielen, woran falsche Behauptungen oder unseriöse Meldungen zu erkennen sind. Die Rechercheergebnisse veröffentlicht die ARD unter www.faktenfinder.tagesschau.de und über die sozialen Netzwerke. "Es ist eine unserer Kernkompetenzen, Menschen Informationen zu vermitteln und ihnen zu zeigen, was echt ist und was nicht", so Karola Wille.

In Bezug auf das Programm kündigte Volker Herres eine neue Krimireihe an, die donnerstags laufen soll. Insgesamt soll die fiktionale Bandbreite weiterhin bestehen.

(sno)
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