Attentat am Breitscheidplatz Hintermann des Berliner Weihnachtsmarkt-Anschlags offenbar identifiziert

Berlin · Der Bundesgerichtshof hat einen Haftbefehl gegen einen 32 Jahre alten Tunesier erlassen, der Anis Amri zum Attentat am Berliner Breitscheidplatz angeleitet haben soll. Die beiden sollen über einen verschlüsselten Chat kommuniziert haben.

 Der Breitscheidplatz in Berlin nach dem Attentat im Dezember 2016. (Archivbild)

Der Breitscheidplatz in Berlin nach dem Attentat im Dezember 2016. (Archivbild)

Foto: dpa/Bernd von Jutrczenka

Gut eineinhalb Jahre nach dem Anschlag auf den Berliner Weihnachtsmarkt ist es den Ermittlern einem Medienbericht zufolge offenbar gelungen, den Hintermann der Tat zu identifizieren. Am Donnerstag erließ der Ermittlungsrichter am Bundesgerichtshof (BGH) nach Informationen von Süddeutscher Zeitung, NDR und WDR einen Haftbefehl gegen den 32 Jahre alten Tunesier Meher D.. Der noch gesuchte Anhänger der Dschihadistenmiliz "Islamischer Staat" (IS) soll den eigentlichen Attentäter Anis Amri angeleitet haben.

Schon lange gingen die Ermittler des Bundeskriminalamts davon aus, dass hinter dem Attentäter Anis Amri ein sogenannter Instrukteur des IS stand, hieß es in dem Bericht. D. habe mit Amri unter dem Tarnnamen Moumou1 über einen verschlüsselten Chat der Messenger-App Telegram kommuniziert. Das BKA habe in einem Vermerk von der "hohen Bedeutung des Mentors" gesprochen. Die "Inspiration und Einwirkung" durch ihn sei "von wesentlicher Bedeutung für die Entstehung des Tatentschlusses" von Amri gewesen.

Amri hatte am 19. Dezember 2016 einen Lastwagen in den Weihnachtsmarkt auf dem Berliner Breitscheidplatz gesteuert. Dabei wurden zwölf Menschen getötet , viele weitere wurden verletzt. Amri ist inzwischen tot, Meher D. aber lebt nach Überzeugung der Sicherheitsbehörden noch. Gefahndet wird nun wegen der Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung und Beihilfe zum Mord.

Der den Angaben zufolge 1985 geborene Meher D. soll im Jahr 2015 aus seiner Heimatstadt Tunis nach Libyen ausgereist sein, um sich dort dem IS anzuschließen. Im Herbst 2016 habe D. dann die Rolle übernommen, seinen gewaltbereiten, in Berlin lebenden Landsmann Anis Amri aus der Ferne zu betreuen. Welchen Rang Meher D. innerhalb des IS einnimmt, ist den Angaben zufolge bislang unklar. Sein aktueller Aufenthaltsort ist auch unbekannt, er wird weiterhin im Bürgerkriegsland Libyen vermutet.

Bei den Ermittlungen hat das Bundeskriminalamt dem Bericht zufolge mit den Behörden in Tunesien zusammengearbeitet. Bei der Suche nach ihm helfen auch der Bundesnachrichtendienst sowie US-Geheimdienste. Auch die tunesische Justiz fahndet demnach bereits seit einiger Zeit nach Meher D..

(hsr/AFP)
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