München Bayerische Polizei verbietet Polizei-Kalender
München · Ein festgenommener Farbiger regt sich auf einer Polizeiwache auf: "Was heiß' hie' Ve'dunklungsgefah'?" , ruft der Mann. Auf einem anderen Bild muss Melchior, einer der Heiligen Drei Könige, in einem bayerischen Park den Dung seines Kamels wieder aufsammeln. "Die Grünanlagenverordnung gilt auch für Weise aus dem Morgenland", belehrt ihn ein Streifenpolizist. Ist das lustig? Das bayerische Innenministerium fand diese und andere Karikaturen aus dem aktuellen Kalender der Deutschen Polizeigewerkschaft (DPolG) überhaupt nicht witzig – und ließ das auch die Polizeipräsidenten im Lande wissen.
Gestern meldete ein Ministeriumssprecher Vollzug: "Nach unserem Wissen hängt der Kalender inzwischen in keinem bayerischen Polizeipräsidium mehr", sagte ein Sprecher. Er verwahrte sich gegen den Vorwurf der Deutschen Polizeigewerkschaft, die im Vergleich zur größeren GdP als die eher konservativere der beiden Organisationen gilt, Zensur auszuüben. "Wir haben auf die Polizeipräsidien lediglich sensibilisierend eingewirkt und darauf hingewiesen, dass der Kalender nicht die Haltung der bayerischen Polizei wiedergebe", verlautete aus dem Münchener Innenministerium.
"Offensichtlich fehlt es der Deutschen Polizeigewerkschaft in Bayern an Sensibilität, wenn es um Rassismus und Alltagsdiskriminierung geht", kritisierte auch Alexander Bosch von amnesty international. Hermann Benker von der Deutschen Polizeigewerkschaft wies die Vorwürfe zurück: "In dem Kalender wurde lediglich das Amtsdeutsch von Polizisten persifliert."
Der Vorwurf des Rassismus sei laut DPolG im übrigen schon allein deshalb abwegig, weil die Zeichnerin, eine junge Polizeiobermeisterin, selbst einen Migrationshintergrund habe.