Köln Bastian Pastewka als Hörspiel-Autor

Köln · Der Komiker hat für den WDR eine Sherlock-Holmes-Geschichte adaptiert.

Wer den Komiker Bastian Pastewka vor allem mag, weil er komisch ist, wird von den knapp zwei Radio-Stunden vielleicht doppelt enttäuscht: Pastewka spricht in seinem eigenem Hörspiel gar nicht mit, und er ist mit eifrigem Ernst zu Werke gegangen. Das fängt schon mit dem korrekten Titel "Der Hund der Baskervilles" an, der die in Deutschland gebräuchlichere Fehlübersetzung "Der Hund von Baskerville" ersetzt, unter der Arthur Conan Doyles berühmtester Roman mit Sherlock Holmes dutzendfach für Kino, Radio und Fernsehen bearbeitet worden ist. "Ich wollte, dass es schwarz-weiß klingt", sagt Pastewka zu seiner Version, die morgen im WDR gesendet wird.

Pastewka, Jahrgang 1972, gehört zur Generation "ITT-Rekorder", die per Druck auf die orangefarbene Aufnahme-Taste ihre Hörerlebnisse auf Kompaktkassetten sammelte. Der kleine Bastian tat das offenkundig etwas eifriger als andere Bochumer Kinder. Daran war sein Onkel Paul nicht unschuldig, der einen fünfpoligen Stecker für den ITT-Rekorder basteltete, so dass der Neffe auch den Fernseh-Ton ohne Nebengeräusche aufnehmen konnte. Bis heute kann Pastewka ein bisweilen befremdlich umfangreiches Klang-Archiv der 70er und 80er Jahre aus dem Gedächtnis abrufen. Das klingt nach einer schlimmen Stubenhocker-Kindheit, aber immerhin haben die Radiohörer was davon.

Pastewka hat die vielfach verhunzte und bastardisierte Roman-Vorlage Conan Doyles mit großem Respekt behandelt und lässt den Dialogen zwischen Sherlock Holmes (Sprecher: Frank Röth) und Dr. Watson (Gerhard Garbers), der zugleich als Erzähler fungiert, ausreichend Raum. Natürlich hat sich Pastewka als regelrecht Hörspiel-Besessener das ein oder andere Späßchen in der ernsthaften Produktion um die Intrigen und den geisterhaften Hund der Familie Baskerville gegönnt – aber mehr für sich als für die Hörer. So ist die Melodie, die Holmes auf der Geige spielt, den Holmes-Hörspielen des Bayerischen Rundfunks mit Peter Pasetti aus den 60er Jahren entnommen. Der Sträfling Selden, der sich im Moor versteckt, hat in dem Hörspiel ein einziges Schmerzens-Geräusch zu machen. Diese Rolle hat Pastewka mit Chris Geletneky besetzt – dem Chef-Autor seiner wortreichen "Pastewka"-Serie auf Sat.1.

Sechs Tage hat Pastewka sein Hörspiel mit 20 Sprechern im Studio aufgenommen, etliche Tage am Ergebnis gefeilt und ein so opulentes Klangarsenal aufgefahren, dass das Hörspiel ein wirklich klanggewaltiges Erlebnis geworden ist. Anderthalb Jahre hat Pastewka an dem Buch gearbeitet, bis aus dem Roman ein werkgetreues zweistündiges Hörspiel wurde. Mit dem Ergebnis ist Pastewka hochzufrieden, nur eines wurmt ihn: Er hat es mit seinem "Der Hund der Baskervilles" nicht mehr in den traditionsreichen Hörspiel-Katalog des WDR-Radios geschafft, dafür wird es wenige Tage zu spät ausgestrahlt. Der WDR hat den Katalog zum Jahreswechsel eingestellt.

"Der Hund der Baskervilles", WDR 5 Hörspiel spezial, morgen, 5. Januar, 16.05 - 18 Uhr.

(RP)
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